«Regelmässig erhalten wir seit Jahren Besuch von Lachmöwen. Anscheinend starten sie vom Zürichsee aus und fliegen zu uns», erklärt Michael Kasper, Betriebsleiter der Kläranlage Kloten Opfikon. Die cleveren, geselligen Vögel wissen um das grosse Futterangebot in den Biologiebecken, die auch im Winter warm sind. Bis zu vierzig Tiere segeln jeweils in die Becken und laben sich an den aufschwimmenden Schlammflocken. Während ihres Besuchs lassen die Tiere eine grosse Kotmenge fallen. Ihre Hinterlassenschaften auf Fassaden und Beckenrändern sind aber mehr als nur ein ästhetisches Problem. Die aggressive Harnsäure in ihrem Kot kann Beton und Metall regelrecht zerfressen.
«Immer wieder überlegten wir uns, wie wir unsere Becken für die Vögel unwirtlicher gestalten können», so Michael Kasper. Unter anderem wurde ein Versuch mit einer akustische Vergrämungs- und Ultraschall-Anlage durchgeführt. Die Anlage war aber nicht so wirkungsvoll wie angedacht, vor allem war der stetig ertönende Klang sehr anstrengend für die Ohren der vielen Bauarbeitenden vor Ort. Zudem merkten die intelligenten Möwen sehr schnell, dass die Anlage für sie keine Gefahr bedeutet und liessen sich von ihrem Schlemmermahl nicht abhalten. «Nun haben wir eine simple, aber effektive Lösung zusammen mit der Firma Anticimex aus Kloten für das Problem gefunden», freut sich der Betriebsleiter. Über alle offenen Wasserflächen wurden Drähte in Abständen von 30 cm gespannt. So wird den Möwen die Wasserfläche versperrt. «Müssen wir in die Becken einsteigen, können diese Drähte unkompliziert entfernt und wieder gespannt werden.»
Michael Kasper kann sich gut an den entscheidenden Moment und an den letzten Besuch der Möwen erinnern. Nach dem Anbringen der Drähte kamen diese nochmals angeflogen. Sie nahmen wiederum Platz auf einem der Dächer. Drei der Tiere versuchten erfolglos sich in den Becken niederzulassen und kehrten zurück zu ihrer Gruppe. Der ganze Schwarm flog umgehend davon und die Vögel kehrten seither nicht mehr zurück.
Ihr Fernbleiben freut nicht nur die ARA-Betreiber. Auch der nahegelegene Flughafen sah sich mit den weissen Vögeln konfrontiert. Sie waren auf dem Gelände aus Gründen der biologische Flugsicherheit (Vogelschlag) unerwünschte Gäste. Sie flogen in Schwärmen von der Kläranlage aus auf das Flughafengelände und mussten dort regelmässig vertrieben werden, um mögliche Kollisionen mit den Fliegern zu verhindern.
Mit Ausnahme von Möwen sind Tiere auf der Kläranlage gerne gesehene Gäste. Dazu gehören zum Beispiel die Schwalben. Seit vielen Jahren finden sie vor Ort gut platzierte Nistkästen.
Und im Rahmen des grossen Umbaus der Kläranlage entstehen auf dem Areal schon bald wertvolle Naturoasen. So ist eine nährstoffarme Ruderalfläche geplant, auf der Behausungen für Wildbienen, Stein- und Holzhaufen, ein nährstoffarmes Kleingewässer und Trockenmauern ihren Platz erhalten. Eine vielfältige Pracht von einheimischen Blumen- und Wildstauden-Schönheiten wird gedeihen und ein emsiges Treiben von verschiedensten Insekten zu beobachten sein.
Michael Kasper, m.kasper@klaeranlage.ch
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