Begonnen hat das internationale VSA-Engagement vor einigen Jahren. Heinz Habegger, VSA-Präsident war einer der Initianten, er erinnert sich gut: «VSA-Mitglieder bauten seit Jahren im Ausland komplexe Abwasserreinigungsanlagen, doch scheiterten die Projekte oft am anschliessenden Betrieb und Unterhalt». Einmalige Investitionen in Infrastrukturbauten aus Hilfsgeldern sind zwar wichtig, reichen aber für sich allein noch nicht für eine nachhaltige Verbesserung der Abwasserreinigung. Die Frage stellte sich, ob der VSA hier einen Input leisten könnte. «Wir waren uns bewusst, dass wir in der Schweiz über viel Know-how und über ein pragmatisches und gut funktionierendes Ausbildungssystem des Klärwerkpersonals verfügen». Dieses Know-how schien wie geschaffen für einen Export. Den Boden gelegt für internationale Wissenstransfer-Projekte hat der VSA schliesslich in der Strategie 2019 – 2022. «Wir wollten konkret prüfen, wie der VSA sein Ausbildungskonzept der Klärwerkfachleute internationalisieren kann und dadurch die von der Schweiz bezahlten Infrastrukturbauten langfristig betrieben werden können», erläutert Habegger. Der VSA nahm schliesslich Kontakt auf mit dem Eidgenössischen Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und fand offene Türen für eine intensivere Zusammenarbeit.
In der Folge brachte der VSA diverse Projekte ins Rollen. Inzwischen betreuen Sara Engelhard und Nadine Czekalski als Projektleiterinnen gleich mehrere internationale Projekte und haben die VSA-Dienstleistungen wesentlich erweitert. «Mittlerweile gehen die Aufgaben des VSA über den reinen Export des Ausbildungsmodells hinaus», erklärt Sara Engelhard. «Vielmehr unterstützt der VSA seine ausländischen Partner darin, selbständig agieren zu können. Wir arbeiten an der Stärkung und am Aufbau von Verbandsstrukturen mit, wir unterstützen die Erarbeitung technischer Regelwerke, Anleitungen und Prozesse. Auch die Begleitung von Strategieprozessen, die Beratung bei der Erarbeitung von Schulungseinheiten und die Ausbildung von lokalen Experten gehört zu unseren gefragten Tätigkeiten», so Engelhard.
Nadine Czekalski ergänzt: «Zielführend ist dabei auch, dass wir uns an Workshops mit den ausländischen Partnern auf Augenhöhe einbringen können und dabei die bewährten best practices aus der Schweiz vor- und zur Verfügung stellen». Dazu gehören zum Beispiel das Festlegen von Gebühren oder auch das konstruktive Zusammenspiel verschiedener Behörden und das Etablieren eines Mitbestimmungsprozesses.
In der Praxis gestaltet es sich als nicht ganz einfach, den Wissenstransfer erfolgreich umzusetzen. Beim Übertragen der Ausbildung in die Partner-Länder stellen sich zahlreiche Stolpersteine in den Weg. So müssen kulturelle Unterschiede erkannt und Missverständnissen vorgebeugt werden. Die verfügbaren finanziellen Ressourcen vor Ort sind oft ungenügend und stellen eine erfolgreiche Projektumsetzung immer wieder vor Herausforderungen. Auch die Grundausbildung des Personals ist zentral. Oft fehlt es an praktischem oder handwerklichem Knowhow. Die Berufslehre wie in der Schweiz etabliert, existiert nicht. Kurz - die historisch gewachsene Ausbildungskultur der Schweiz lässt sich nicht einfach in ein anderes Land mit anderen Voraussetzungen übertragen.
Zudem können auch politische und gesetzliche Rahmenbedingungen einen Erfolg begünstigen oder eben erschweren. «Ich habe erlebt, wie Regierungswechsel ein weitreichendes Auswechseln von Behörden zur Folge hatte. Das über Monate aufgebaute Netzwerk wurde plötzlich nutzlos. Das macht die Arbeit äusserst anspruchsvoll und verlangt einiges an Geduld ab», berichtet Czekalski.
«Ein wesentlicher Erfolgsfaktor stellt auch der Anspruch dar, dass der Aufbau und die Weiterentwicklung von Fachwissen mittel- bis langfristig unabhängig vor Ort funktionieren können», fasst Sara Engelhard ihre Erfahrung zusammen. Dazu zählt beispielsweise die Zahlungsbereitschaft für Ausbildung, ein funktionierendes, lokales Netzwerk von Experten sowie etablierte Prozesse für die Durchführung von Kursen.
Die VSA-Geschäftsstelle übernimmt vorwiegend die koordinatorischen Tätigkeiten und die Aufgaben, welche das Verbandswesen betreffen. Fachleute aus dem VSA-Mitgliederkreis übernehmen die übrigen Aufgaben, insbesondere die Aus- und Weiterbildung von lokalen Experten. Sie profitieren von einer spannenden Erweiterung ihres Arbeitsalltages und einem wertvollen kulturellen Erfahrungsaustausch.
VSA-Expertinnen und Experten haben die nötige Kompetenz, um sich in die Bearbeitung komplexer Projekte im Ausland einzubringen. Voraussetzungen für einen Auslandseinsatz sind Interesse an internationaler Zusammenarbeit und die nötige Zeit und Flexibilität für z.T. kurzfristige Arbeitseinsätze im In- und Ausland. Englisch- (bzw. Spanisch für Südamerika) -kenntnisse sind ebenfalls ein Muss. Der VSA möchte künftig einen Pool von Expertinnen und Experten etablieren, die in zukünftigen Projekten einen Grossteil der Aufgaben übernehmen können und auch bei der Entwicklung von Ideen für einen erfolgreichen Wissenstransfer mitwirken möchten. Interessenten können sich beim VSA melden: sara.engelhard@vsa.ch.
Das Projekt hat zum Ziel, den Fachverband vor Ort strukturell und mit Kompetenzen zu stärken. Das Projekt wird durch das SECO finanziert.
Im Projekt unterstützen Expertinnen und Experten des VSA die Erarbeitung von Standards und einem Ausbildungskonzept für technisches ARA-Personal in Peru. Das Projekt wird co-finanziert von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem SECO.
Der VSA begleitet zusammen mit der DWA die Erarbeitung und Einführung von neuen Ausbildungen in der Planung und im Betrieb der Abwasserentsorgung in 6 Ländern des Westbalkan. Projekt wird geleitet von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und unter anderem durch das SECO finanziert.
Der VSA hat EBP bei der Suche nach Expertinnen und Experten für Erfahrungsaustausch beraten
Das Projekt hat zum Ziel, den Fachverband vor Ort strukturell und mit Kompetenzen zu stärken. Das Projekt wird durch das SECO finanziert.
Die Projekte sind auf der VSA-Website beschrieben unter: vsa.ch/internationale-projekte/
Das SECO ist das Kompetenzzentrum des Bundes für die Kernfragen der Wirtschaftspolitik. Sein Ziel ist es, für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum, eine hohe Beschäftigung sowie faire Arbeitsbedingungen zu sorgen. Dafür schafft das SECO die nötigen Rahmenbedingungen in der Ordnungs-, Wirtschafts- und Aussenpolitik.
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt die Bundesregierung, ihre Ziele in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Sie ist in über 130 Ländern mit 17.000 Mitarbeitenden aktiv.
«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.
Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.
Kommentare (0)