Um diese vielfältigen Aufgaben bewältigen zu können, hatte der VSA eine Stelle «internationale Zusammenarbeit» ausgeschrieben und mit Lukas Bouman als Projektleiter einen bestens qualifizierten Fachmann einstellen können. Im Folgenden beschreiben wir exemplarisch einige Projekte.
Nein, der VSA plant oder baut keine Kläranlagen im Ausland. Viel mehr teilen wir unser Wissen mit interessierten Wasserverbänden in der Balkanregion darüber, wie ein Branchenverband erfolgreich funktioniert, aktiv dazu beiträgt, den Sektor weiterzuentwickeln und auf die Bedürfnisse seiner Mitglieder eingeht. Aktuellstes Beispiel dafür ist der Besuch einer Delegation von SHUKALB, dem albanischen Pendant zum VSA, zu einem intensiven Erfahrungsaustausch im April 2024. Dabei erweitern wir auch unseren Horizont mit Ideen aus Albanien wie die Sensibilisierung von Schülerinnen und Schülern oder die Zusammenarbeit von Young Professionals mit der IWA, die durchaus auch Potenzial in der Schweiz hätten.
Neben Projekten in der Verbandsentwicklung befindet sich derzeit auch ein Projekt mit der ungarischen Regierung in Vorbereitung, bei dem es darum geht, die Vorgaben der EU zur Elimination von Mikroverunreinigungen in Ungarn umzusetzen.
In den Projekten engagieren sich jeweils auch Expert:innen aus dem VSA-Mitgliederpool. Sie bringen die nötige Praxis mit, um sich in die Bearbeitung komplexer Projekte auch im Ausland einzubringen. Voraussetzungen dafür sind Interesse an internationaler Zusammenarbeit und die nötige Zeit und Flexibilität für z.T. kurzfristige Arbeitseinsätze im In- und Ausland. Englisch- und/oder Spanischkenntnisse sind ebenfalls ein Muss. Der VSA verfügt über einen Pool von Expert:innen, die in internationalen Projekten spezifische Aufgaben übernehmen können und bei der Entwicklung von Ideen für einen erfolgreichen Wissenstransfer mitwirken möchten. Interessent:innen können sich beim VSA melden: lukas.bouman@vsa.ch.
Solidarit'eau Suisse (SES) ist eine Austauschplattform, auf der interessierte Gemeinden auf einfache Weise Trink- und Abwasserprojekte finden, die sie unterstützen können. SES vermittelt zwischen Gemeinden als Geldgeber und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) als Umsetzer. Zudem unterstützt SES Städte und Gemeinden, welche eine Partnerschaft mit einer Gemeinde des globalen Südens aufbauen möchten. Im Jahr 2022 hat die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) das Sekretariat von Solidarit’eau Suisse an den VSA und den Service de l’eau der Stadt Lausanne übertragen. Aktuell sind elf geprüfte Projekte ausgeschrieben, die eine Finanzierung benötigen sowie zwei bestehende Partnerschaften mit den Städten Nouakchott und Hawassa.
Blue Community Schweiz ist ein loses Netzwerk aus Schweizer Organisationen, die sich mit einer Selbstverpflichtung zu den vier Grundsätzen der Blue Community bekennen: Wasser als Menschenrecht (1) und öffentliches Gut (2), Förderung von Leitungswasser statt Flaschenwasser (3) und ein Engagement im internationalen Kontext (4). Der VSA wurde im Frühling 2024 Blue Community.
Da die Werte und Interessen von Solidarit’eau Suisse und Blue Community Schweiz sehr ähnlich sind und sich einige Synergien zeigen, spannen die beiden Initiativen zusammen. Der VSA engagiert sich in der Koordinationsstelle von Blue Community Schweiz und ist in der Begleitgruppe vertreten, welche sich auf strategischer Ebene einbringt. Für Blue Communities, welche nicht über eigene Fachleute zur Evaluation einer internationalen Partnerschaft, respektive Projektes verfügen, ist SES das ideale Werkzeug zur Umsetzung des Grundsatzes Nr. 4. Wer als Unternehmen, Gemeinde oder Verband ebenso Blue Community werden möchte und sich damit zu Leitungswasser und Wasser als öffentliches Gut bekennen will, kann sich auf www.bluecommunity.ch informieren oder direkt mit Lukas Bouman Kontakt aufnehmen.
Das internationale Engagement des VSAs wird grösstenteils über Drittmittel finanziert. Im Falle der Koordinationsarbeiten für SES und BC durch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und im Falle der internationalen Projekte durch das Staatsekretariat für Wirtschaft (SECO) und die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Lukas Bouman ist seit März 2024 «Projektleiter Internationale Zusammenarbeit» beim VSA. Er hat an der ETH den Master in Umweltingenieurwissenschaften und den CAS in Entwicklung und Zusammenarbeit abgeschlossen.
Lukas Bouman, wie bist du als Umweltingenieur zu den «internationalen Beziehungen» gekommen? Was interessiert dich?
Mein Interesse an anderen Kulturen und Ländern entwickelte sich bereits früh. In meiner Jugend verbrachte ich über ein Jahr in Südamerika. Während meines Studiums an der ETH dachte ich oft, dass die Schweiz Infrastrukturen auf einem sehr hohen Niveau betreibt und weiterentwickelt. Im Ausland hingegen könnte man mit weniger Mitteln oft viel mehr Zusatznutzen erzielen. Aus diesem Grund schloss ich mich «Ingenieure ohne Grenzen Schweiz» an, wo ich ein Wasserprojekt in Paraguay leitete. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sandec, der Abteilung Siedlungshygiene und Wasser für Entwicklung an der Eawag, sammelte ich äusserst wertvolle und prägende Erfahrungen im Bereich Trinkwasser und Hygiene in von Armut betroffenen Ländern, meist in Afrika oder Asien. Nun bin ich erfreut, wieder näher an der Schweizer Kultur zu arbeiten und Projekte im Balkan und in der Schweiz zu betreuen.
Welches sind deine derzeit grössten Herausforderungen beim VSA?
Mein Aufgabenbereich ist vielfältig und ich lerne gerade viele Menschen kennen. Dabei die Übersicht zu behalten und Prioritäten richtig zu setzen ist nicht ganz einfach. Doch genau das macht meine Arbeit spannend und abwechslungsreich!
Warum engagiert sich der VSA in internationalen Projekten?
Wir hinterlassen mit den aus dem Ausland importierten Gütern und Dienstleistungen einen grossen (Wasser-) Fussabdruck. Daher ist es wichtig, die Anstrengungen zur Förderung eines nachhaltigen Wassermanagements und zur Klimaadaptation im Ausland zu unterstützen. Beim Bau und Betrieb von Wasser- und Abwasserinfrastruktur ist die Schweiz international führend, zum Beispiel bei der Reinigung von Mikroverunreinigungen. Ausserdem ist der VSA als Verband schweizweit gut vernetzt und angesehen in der Branche. Unser Wissen teilen wir gerne mit interessierten Partnern und tragen dazu bei, dass der Zugang zu sicherem Trinkwasser und Sanitärinfrastruktur weltweit ansteigt.
Kontakt: lukas.bouman@vsa.ch
An der Sandec war Lukas Bouman massgebend in die Entwicklung des Wasserflussdiagramms (WFD) involviert. Mit der Visualisierung des menschengemachten Wasserkreislaufes hilft das WFD, den Dialog zwischen verschiedenen Akteuren der Wasser- und Abwasserwirtschaft zu fördern. Dabei werden die relevanten Zusammenhänge in einer leicht verständlichen Grafik dargestellt und mögliche Szenarien aufgezeigt. So sollen Massnahmen für ein nachhaltiges und umfassendes Wassermanagement angestossen werden. Das Diagramm wird kontinuierlich an der Eawag und den Ostschweizer Fachhochschule (OST) weiterentwickelt. Ursprünglich für den internationalen Kontext konzipiert, erregt es zunehmend auch das Interesse von Schweizer Akteuren, insbesondere im Schwammstadtbereich. Die Aufgabe des VSA besteht darin, das Instrument in der Praxis zu verankern und für eine Anwendung in der Schweiz zu schärfen.
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