Nur mal schnell was machen. Nur mal eben ohne Velohelm zum Bäcker radeln. Die Eile mindert die Gefahr nicht. Im Gegenteil: Sie birgt das grösste Risiko. Denn genau dann scheint die Ampelregel – Schauen, Denken, Handeln – vergessen zu sein. SVGW-Direktor Michael Meier, der das einleitende Referat zur SVGW-Tagung «Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz für Wasser, Gas und Wärme» hielt, empfahl dringend, diese einfache Regel zu beherzigen. Er appellierte auch an den Mut der Teilnehmenden, Stopp zu sagen. Den Vorgesetzten auf das Risiko, die fehlende Schutzausrüstung, Sonnencreme und Kopfbedeckung oder zu kurze Bockleiter hinzuweisen etc. Passend dazu der im Laufe der Tagung zitierte Satz von J. de la Fontaine: «Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.»
Daran an schloss sich das Referat von Tagungsorganisator und -leiter Karsten Reichart mit einer Tour d'Horizon durch die Branchenlösung EKAS und durch die Anpassungen der Ausgabe 2025 des GW2 Sicherheitshandbuchs. In einem weiteren Referat stellte er die Berufsbilder der resp. des Sicherheitsbeauftragten vor und ging auf deren Handlungskompetenz und Rolle auf der Baustelle ein. Im Speziellen hob Reichart dabei die Kontaktperson für Arbeitssicherheit, kurz KOPAS, hervor – die Schlüsselperson im ASA-System.
Sheela Süess, Spezialistin ASGS bei Energie 360° AG, konnte reichlich aus ihrem beruflichen Erfahrungsschatz schöpfen. Lebendig berichtete sie, was ihr auf den Baustellen begegnet und wie sie darauf reagiert in ihrer Rolle als ASGS-Spezialistin. Sie empfahl, stets das Gespräch zu suchen und dem Umstand auf den Grund zu gehen.
Aber bevor die Bauarbeiten überhaupt beginnen, brauche es ein Konzept, in dem Sicherheits- und Gesundheitsschutzmassnahmen (SiGe-Konzept) schriftlich festgelegt sind. Eine Vorlage dazu bietet die GW2. Für die Umsetzung in die Praxis braucht es neben Instruktionen auch eine Ausrüstung, z. B. einen Erste-Hilfe-Koffer. Natürlich sei ein SiGe-Konzept mit administrativem Aufwand verbunden, aber die Vorteile überwiegen deutlich: weniger Unfälle, klare Zuständigkeiten und zudem Rechtssicherheit.
«Sich selbst zu kennen, ist die erste aller Wissenschaften.» Was Platons Diktum für Martin «Tinu» Studer bedeutet, legte er im Laufe seines Referats mit tiefen Einblicken in seine eigene Burnout-Erfahrung dar. Denn erst, wenn Platons weiser Gedanke auch tatsächlich auf einen zutrifft, können selbst auferlegter Druck, alte Denkmuster und Bewältigungsstrategien, die so oft in ein Hamsterrad führen, abgelegt werden. Dafür braucht es Zeit und Unterstützung, die z. B. Coach Tinu in Online-Lektionen gibt.
Auch über Druck, aber anderer Art, sprach Walter Fischer von der Technetics GmbH. Er erläuterte Dichtheits- und Festigkeitsprüfungen von Leitungen. Detailliert beschrieb er, wie sich Gas- und Wasserleitungen unter Druck verhalten und welche elastischen oder eben unelastischen Effekte damit verbunden sind. Vor allem aber ging er auf die damit einhergehenden Gefahren ein. Denn die im Prüfling gespeicherte Energie kann in allerkürzester Zeit freigesetzt werden. Ob nun eine Wasser- oder Gasleitung explodiert, in beiden Fällen können die Folgen verherrend sein, wie Fischer mit eindrucksvollen Bildern belegte. Damit es gar nicht erst dazu kommt, gab Fischer eine Reihe von Empfehlungen, wie eine sichere Druckprüfung vorzunehmen ist.
Von Thomas Ratzer, Suva, und von Jeanette Jufer, bfu, erfuhren die Tagungsteilnehmenden, dass sich die meisten Unfälle in der Freizeit und keineswegs auf der Arbeit ereignen. Jährlich sind es über eine Million Freizeitunfälle (NBU). Wenig überraschend passieren die meisten beim Sport, vor allem beim Fussballspiel. Gemäss Statistik sind Arbeiten im Haus und Garten gefährlicher als der Strassenverkehr, aber auch beim Wandern und Spazieren ereignet sich mehr als gedacht. SUVA bietet Präventionsmodule und Workshops an, um Unfälle im Haushalt zu verhüten und Fairplay im Fussball zu fördern. Auch die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) führt Präventionsworkshops und Safetykits in ihrem Angebot. Jufer gab zudem einen ganz speziellen Tipp zur NBU-Prävention: «Gehen Sie tanzen!» Denn Tanzen fördere die Beweglichkeit und das Gleichgewicht, so Jufer.
Bojan Gasic vom Seco präsentierte das Bundes-Tool SICHEM. Die Datenbank überstützt Betriebe dabei, den sorgfältigen Umgang mit Chemikalien sicherzustellen.
Plan-Do-Check-Act lautet der Verbesserungs-Regelkreis. «Check» stehe für Sicherheitsaudits, wie TISG-Inspektor Michael Schneiter ausführte. Diese prüfen das bisher Erreichte und definieren Optimierungspotenziale, die dann im letzten Schritt «Act» umgesetzt werden.
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