Emissionen aus menschlichen Aktivitäten belasten die Grundwasserressourcen zunehmend mit Mikroverunreinigungen. Dank besserer Analytik können heute immer mehr Spurenstoffe im Trinkwasser nachgewiesen werden und diese Stoffe erweisen sich zudem oft als toxikologisch problematisch. Insbesondere im dicht besiedelten Mittelland führen Einträge aus Verkehr, Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe dazu, dass Wasserversorger vielerorts die geforderten Qualitätsparameter mit einfachen Aufbereitungsmassnahmen nicht mehr erfüllen können.
Wasserversorger, die mit Höchstwertüberschreitungen bei Spurenstoffen konfrontiert sind, stecken in einer Zwickmühle: Einerseits müssen sie kurzfristig die Anforderungen der Lebensmittelgesetzgebung erfüllen. Andererseits müssen sie mittel- und langfristig sicherstellen, dass sich die Ressource wieder erholen kann. Die Installation einer weitergehenden Aufbereitung birgt die Gefahr, dass sie den vorsorglichen Ressourcenschutz untergräbt. Warum soll auf Pestizide, Verkehrswege oder wertvolles Bauland verzichtet werden, wenn Verunreinigungen ohnehin mit einer teuren Anlage wieder aus dem Rohwasser entfernt werden? Vor diesem Hintergrund hat die SVGW-Geschäftsstelle ein Positionspapier zur weitergehenden Aufbereitung erarbeitet, das diese Problematik aufnimmt. Im Kern steht die Forderung, bei der Aufbereitung von Grundwasser erst dann in eine weitergehende Aufbereitung zu investieren, wenn zuvor alle Möglichkeiten des vorsorglichen Ressourcenschutzes ausgeschöpft wurden.
Der Schutz der Fassungen durch die rechtskräftige Bezeichnung der Schutzzonen und Zuströmbereiche ist dabei der erste Schritt, um die Einträge von Spurenstoffen an der Quelle zu reduzieren. Zudem sollten Wasserversorger Möglichkeiten zur Vernetzung prüfen und bei der Planung Klimawandel und Trockenheit aber auch die Energieintensität und Abhängigkeiten von Dritten bei der Wahl von Massnahmen berücksichtigen. Bei der Aufbereitung von Grundwasser sind weitergehende Aufbereitungsmassnahmen zwar naheliegend, sie sind aber teuer und energieintensiv, lösen das Problem nicht an der Quelle, untergraben den vorsorglichen Ressourcenschutz und sollten daher nur als «ultima ration» eingesetzt werden.
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