Urs Buchs, blicken wir kurz auf den Sommer 2018 zurĂĽck: Wie war das damals mit der Trockenheit in Winterthur?
Im Sommer stieg in Winterthur der Verbrauch von Trink- und Brauchwasser deutlich an, wie er dies im von Juni bis August fast immer tut: Im März betrug die durchschnittliche Tagesabgabe an Wasser in der Stadt noch knapp 25’000 Kubikmeter. An die Partnergemeinden und die Gruppenwasserversorgung Vororte und Glattal, die GVG, haben wir im März rund 6’000 Kubikmeter Wasser abgegeben.
Und im Sommer?
Im Juli waren es dann in Winterthur knapp 30’000 Kubikmeter Wasser und in den umliegenden Gemeinden und der GVG rund 11’000 Kubikmeter. Dies entspricht so in etwa den Bewegungen und Werten eines relativ trockenen Jahres. Mit dem Beginn der Sommerferien, als viele Menschen verreisten, sank der Wasserverbrauch dann wieder.
Gab es Zeiten, in denen die Versorgung der Bevölkerung nicht ausreichend war?
Nein, zu keiner Zeit! Manchmal war aufgrund der anhaltenden Hitze und der Trockenheit der Wasserverbrauch aktuell erhöht, aber die Versorgung von Winterthur und der umliegenden Gemeinden mit Trink- und Brauchwasser war immer gesichert.
Und worauf fĂĽhren sie dies zurĂĽck?
Das ist einerseits auf den sehr mächtigen Grundwasserstrom der Töss und andererseits auf unsere kontinuierlichen Investitionen in die Versorgungsinfrastruktur zurückzuführen.
Wie sieht die Infrastruktur von Stadtwerk Winterthur denn momentan aus? Und wo tätigt man Investitionen?
Um das Grundwasser der Töss zu nutzen, betreibt und unterhält Stadtwerk Winterthur aktuell neun Grundwasserfassungen und 13 Wasserreservoire. Im Herbst 2018 haben wir unser jüngstes Wasserreservoir Oberseen in Betrieb genommen. Damit hat Stadtwerk Winterthur ihre Wasserversorgung wesentlich verbessert. Nun stehen mit den Reservoiren Isler und Oberseen zwei Reservoire zur Verfügung, von denen jedes einzeln die Versorgung dieses Gebiets aufrechterhalten kann.
Und was ist der Hauptnutzen ihrer vielen Reservoire?
Die Reservoire dienen vor allem dazu, kurzfristige Verbrauchsschwankungen auszugleichen und den Wasserdruck auf einem konstanten Niveau zu halten. Daneben investiert Stadtwerk Winterthur laufend in den Unterhalt des Wassernetzes. Die Investitionen in die Infrastruktur sichern auch die Qualität des Trinkwassers, die in Winterthur bekanntermassen hoch ist.
Und die Töss ist auch ein sicherer Wert für die Wasserversorgung von Winterthur?
Absolut! Die geologischen Voraussetzungen hinsichtlich einer sicheren Wasserversorgung sind in Winterthur sehr günstig: 97 Prozent des Trinkwassers gewinnt Stadtwerk Winterthur aus dem Grundwasserstrom der Töss. Dessen Mächtigkeit nimmt selbst in aussergewöhnlichen Hitzejahren nur geringfügig ab. So gewährleistet die Töss trotz der manchmal anhaltenden Trockenheit und des erhöhten Wasserverbrauchs selbst in heissen Sommern eine sichere Trink- und Brauchwasserversorgung.
Gibt es Lehren oder Erkenntnisse, die Sie aus dem heissen Sommer 2018 gewonnen haben – für sich persönlich oder die Wasserversorgung? Oder haben Sie Tipps für andere Wasserversorgungen in der Schweiz? Wie sollen sie Engpässe überbrücken?
Ich möchte mir nicht anmassen anderen zu sagen, was sie zu tun haben. Aber unsere Erfahrungen, auch in heissen und trockenen Sommer, haben gezeigt, dass es wichtig ist, gut vernetzt zu sein und regelmässig in die Infrastruktur zu investieren. Dann können sich die Gemeinden untereinander mit Wasser aushelfen. Der Klimawandel ist eine Tatsache und wir müssen uns auf ihn einstellen – auch als Wasserversorgungsunternehmen!
Der heute 50-jährige Urs Bucher ist seit 15 Jahren bei Stadtwerk Winterthur, davon seit 13 Jahren als Leiter Technik Gas und Wasser und Mitglied der Geschäftsleitung. Zuvor war er während sieben Jahren in der Qualitätsüberwachung der Wasserversorgung Zürich tätig. Urs Bucher hat an der ZHAW Chemie studiert und danach an der Privaten Hochschule St. Gallen (phw) ein Nachdiplomstudium als Wirtschaftsingenieur absolviert.
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