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30. Mai 2024

Erneuerbare Gase

Lancierung der Netztransformationsplan-Initiative

Der Schweizer Endenergieverbrauch stammt zum Grossteil aus fossilen Quellen und ist somit noch immer weit entfernt von ihrem ehrgeizigen Netto-Null-Ziel für C02-Emissionen bis 2050. Umso dringlicher ist die Netztransformation für erneuerbare Gase. Genau diese will die im April lancierte Initiative der Schweizer Gasnetzbetreiber vorantreiben. Am Kick-off-Meeting liessen sich die Teilnehmenden von der deutschen Initiative «H2vorOrt» inspirieren.
Matthias Hafner 

Die Initiative der Schweizer Gasnetzbetreiber «Netztransformationsplan für erneuerbare Gase» wurde am 3. April 2024 lanciert. Netzbetreiber kamen in Olten zu einem ersten Austausch zusammen. In verschiedenen Präsentationen wurde aufgezeigt, wie die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Netztransformation aussehen und welche Erfahrungswerte aus dem Ausland es schon gibt. Moderiert wurde der Anlass von Timo Bovi von BRight Advisors.

Erste Schritte

Ronald Hagger von Energie 360° AG führte ins Thema ein. Er umriss kurz, weshalb aus Sicht eines Verteilnetzbetreibers eine solche Initiative zu einem schweizerischen Netztransformationsplan sinnvoll und nötigt ist. Timo Bovi zeigte anschliessend die derzeitigen Rahmenbedingungen für die Initiative auf. Hintergrund sei die Forderung des Klima- und Innovationsgesetzes, bis 2050 die Treibhausgas-Emissionen in der Schweiz auf netto null zu senken. Daraus leite sich die Notwendigkeit ab, den aktuellen Endenergieverbrauch, dessen grösster Anteil noch immer aus fossilen Quellen stammt, zu transformieren.

Systematische Analyse der H2-Tauglichkeit

Hierzu kann die Gasnetzinfrastruktur einen Beitrag leisten. Dazu wäre es zielführend, wenn die Gasbranche gemeinsame Grundlagen schaffen sowie aufzeigen würde, mit welcher Technik und mit welcher Infrastruktur sie sich in die Energietransformation einbringen will. Die Initiative der Netzbetreiber soll diese Punkte konkretisieren. 

Auf der technischen Ebene muss sich die Gasbranche die Möglichkeit des Transportes von Wasserstoff innerhalb der Schweiz gemeinsam erarbeiten. Nur über eine zusammenhängende H-taugliche Gasinfrastruktur wird die Option zu Transport und Verteilung der verschiedenen erneuerbaren Gase (darunter auch grüner Wasserstoff) geschaffen. Deshalb ist eine gemeinsame systematische Analyse der H-Tauglichkeit der Netze der logische erste Schritt. 

Der Transport von Biomethan und synthetischen Gasen ist nicht neu für die Branche und funktioniert. Hier stellt sich die Frage, wie sich die Gasnetzinfrastruktur zukünftig durchgängig für die lokale dezentrale Produktion und für eine saisonale Speicherung und Nutzung der erneuerbaren Gase machen lässt.

All diese Fragen müssen auf der Ebene des einzelnen Netzbetreibers wie auch im Verbund mit den umliegenden und vorgelagerten Netzen und den angeschlossenen Verbrauchern angegangen werden. Der SVGW und VSG können dabei punktuell unterstützen.

Vorbild H2vorOrt

Es gibt Beispiele aus Deutschland H2vorOrt oder aus Europa Ready4H2, wie eine solche Initiative vorgehen und funktionieren könnte. Welche Ziele diese verfolgen und wie sie arbeiten, brachte der Vorsitzende von H2vorOrt und Mitglied des Steering Committee von Ready4H2 Florian Feller den Teilnehmenden des Kick-off-Meetings näher. Er gab einen Einblick in die Tätigkeiten von H2vorOrt und erläuterte, aus welchen Beweggründen die Initiative überhaupt entstanden war und wie sie heute organisiert ist. Des Weiteren stellte er die Methoden (Fragebögen, jährliches Monitoring, Gasnetzgebietstransformationsplan etc.) vor, mit denen gearbeitet wird.

Die Arbeit werde grundsätzlich durch engagierte Netzbetreiber vorangetrieben, so Feller. Ein wichtiger erster technischer Grundstein sei die Analyse der Assets bezüglich deren H-Readyness und der Kosten einer Transformation. Dazu kämen die Bedarfs- und Einspeiseanalyse, die Kommunikation und die gemeinsame Erarbeitung des jährlich zu aktualisierenden Gasnetzgebietstransformationsplans (GTP).

Innerhalb der deutschen Initiative variiere das Engagement der Netzbetreiber je nach Grösse, Ressourcen und persönlichem Interesse.
Die Anwesenden stellten Florian Feller zahlreiche Fragen, darunter einige zur Analyse der H-Readyness, aber auch solche zur Umfrage als Grundlage der Bedarfsanalyse sowie zur konkreten Gestaltung einer Transformation zu H mit bestehenden Kunden. Hierzu konnte Florian Feller kompetent Auskunft geben. Er empfahl, mit einer Arbeitsgruppe zur Technik zu beginnen.

Nächster Workshop am 10. Juni - Mitmachen erwünscht

Wie sollten die nächsten Schritte der Initiative der Netzbetreiber «Netztransformationsplan für erneuerbare Gase» (NeG) aussehen? Diese Frage war Gesprächsthema Nr. 1 unter den Teilnehmenden beim abschliessenden Apéro des Kick-off-Meetings. 

An der zweiten Sitzung am 10. Juni, wiederum in Olten, werden die konkreten Ziele, das Vorgehen und die Organisation der NeG-Initiative besprochen. Die Teilnahme an der Initiative steht allen Netzbetreibern offen, die sich für den Transport und die Verteilung von erneuerbaren Gasen engagieren. Wer interessiert ist, kann sich direkt bei Matthias Hafner melden: m.hafner@svgw.ch.

Ein grosser Dank geht an dieser Stelle an Florian Feller von Energie-Schwaben für seine Anwesenheit und seinen inspirierenden Beitrag bei der Veranstaltung in Olten. Basierend auf seinen Informationen, Inputs und vor allem Erfahrungen kann die Initiative der Schweizer Gasnetzbetreiber ein technisches Fundament werden für den durchgängigen Transport von erneuerbaren Gasen, was wiederum diese Gase in die kommunale und regionale Energieplanungen miteinbeziehen würde.

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