(Ank) Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Die aktuelle Europakarte des European Hydrogen Backbone (EHB) fürs Jahr 2030, die Diego Modolell, Leiter Bereich Gas beim SVGW, zum Auftakt der Wasserstoff-Fachtagung in Biel präsentierte, spricht eine deutliche Sprache: Um die Schweiz herum tut sich in Sachen Wasserstoffleitungen nicht nur was, sondern viel.
Stand April 2023 fĂĽr 2030 (Quelle: EHB)
Ein Wasserstoffnetz von einigen tausend Kilometern weitet sich immer mehr aus. Vorerst verbindet es die Industriecluster, Häfen und Regionen in den Niederlanden und in Deutschland, wo Wasserstoff bereits produziert und/oder zur Anwendung kommt, erreicht aber 2030 von Norden wie auch von Süden her die Schweizer Grenze.
Auch wenn EHB die Schweiz noch als weissen Fleck zeigt, so tut sich politisch gemäss Markus Bareit vom Bundesamt für Energie aktuell viel. Dazu gehören neben dem Mantelerlass verschiedene Vorstösse (Motion Candinas, Motion Suter, Motion Portmann, Motion UREK-S), die konkrete Schritte im Wasserstoffbereich fordern. Oder das im Herbst 2022 veröffentlichte Thesenpapier, das klar auf «grünen», also erneuerbaren Wasserstoff setzt. Zudem sei bis 2024 mit einer nationalen Wasserstoffstrategie zu rechnen und – unter Berufung auf Transitgas – zwischen 2035 und 2040 mit dem EHB-Anschluss.
Wasserstoff lässt sich nicht nur via Leitung oder als Derivat importieren, sondern auch gleich hier produzieren. Aber ohne Anlage keine Produktion und ohne Genehmigung keine H2-Produktionsanlage. «Ein Genehmigungsprozess ist nicht selten eine Herausforderung», meinte Nafissa Hannesen, Geschäftsführerin Verein der H2-Produzenten. Um die Planung und den Bau zukünftiger H2-Produktionsanlagen zu vereinfachen, hat ihr Verein ein Genehmigungsleitfaden publiziert. Darin werden die Erkenntnisse aus fünf konkreten Projekten weitergegeben.
Nicht nur rücken EHB und das Netto-Null-Ziel 2050 immer näher, auch hat der Krieg in der Ukraine die Wasserstoffdebatte massgeblich beschleunigt. Deshalb gilt es aktuell, die Gasnetze tauglich für die Schlüsselenergie der Zukunft zu machen. Roland Hagger stellte die Schritte vor, wie Energie 360° bis 2035 ihre Netze H2-ready machen will. Erste Analysen zeigen, dass alle PE- und Stahlleitungen in den Netzen in der aktuellen Druckstufe eine H2-Tauglichkeit von 100% aufweisen, einzig Guss Duktil sei nur eingeschränkt tauglich.
Auf die Frage, ob die bestehenden Gasleitungen ausreichen, um die künftige Versorgungssicherheit bei 100% Wasserstoff zu gewährleisten, antwortete Hagger, dass bei gleichem Druck eine Leitung mit H2 rund 80% der Energie von Methan transportieren kann. In Anbetracht des rückgängigen Gasabsatzes, seien die bestehenden Leitungen ausreichend für die zukünftige Versorgung mit 100% Wasserstoff.
Welche Hilfsmittel zur Netzanalyse zur Verfügung stehen, stellten Gert Müller-Syring, DBI, sowie das eingespielte H2-Team des SVGW, Bettina Bordenet und Matthias Hafner, vor. Sie präsentierten die SVGW-Empfehlung H1000 - das erste H-Dokument des SVGW-Regelwerk.
Konkrete H2-Leitungsprojekte, Anwendungen, globale Lieferketten und Sicherheit bestimmten das Nachmittagsprogramm. Wasserstoff soll in der kĂĽnftigen Energieversorgung dort verwendet werden, wo es wirtschaftlich und ökologisch am sinnvollsten ist, darĂĽber waren sich von Bareit ĂĽber Hagger bis zu Stefan Jäschke, Envenion, alle einig. Im Vordergrund stehen industrielle Prozesse, die hohe Temperaturen erfordern.Â
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