Rund 200 Zuhörerinnen und Zuhörer wurden von Matthias Hafner, Fachspezialist Gas, Organisator des Webinars und Mitautor der Empfehlung G1012, zum Webinar begrüsst. Die erfreulich hohe Teilnehmendenzahl zeige die grosse Bedeutung des Themas in der Schweizer Gasbranche, so Hafner. Im Rahmen der Umsetzung von Energiestrategien der Gemeinden oder Kantone sähen sich Gasnetzbetreiber gezwungen, einzelne Anschlüsse, Netzabschnitte oder gar ganze Netze stillzulegen.
Die ersten vier Vorträge des Webinars befassten sich mit den technischen Aspekten der Stilllegung von Gasinstallationen in Gebäuden, Anschlussleitungen, Verteilleitungen bis hin zur Stilllegung ganzer Gasnetze oder von Teilnetzen. Im fünften und letzten Referat beantwortete Monika Gehring, Fachspezialistin Recht an der SVGW-Geschäftsstelle, verschiedene rechtliche Fragen rund um die Stilllegung.
Gerd Moser von IWB zeigte in seinem Referat über die Planung der Stilllegung die verschiedenen Punkte auf, die es im Vorfeld zu bedenken gibt. Er nannte aber auch solche, z. B. eine Anpassung der Instandhaltungsstrategie an die neue Netztopologie, die für die Zeit nach einer umfassenden Stilllegung zu beachten sind. Insgesamt müsse der Stilllegung von ganzen Strassenzügen eine mehrjährige koordinierte Planung vorausgehen, so Moser.
Was es bei der Stilllegung von Anschlussleitungen zu beachten gilt, zählte Beat Beyeler von der Localnet AG (Burgdorf) auf. Unter anderem müssten die Anschlussleitungen fachgerecht gespült und verschlossen werden. Dabei sei die indirekte Spülung bis auf wenige Ausnahmefällen (kleine Gasvolumen) immer empfohlen.
Kay Kemmer (Energie 360° AG, Zürich) berichtete von der flächenmässigen Stilllegung (Verteil- und Anschlussleitungen) in Zürich Nord. Das Ausblasen von Erdgas sei in einem solchen Fall nicht empfehlenswert. Aus Sicherheits- und Umweltgründen sei das Absaugen des Gasgemisches klar vorzuziehen.
Schliesslich legte Andreas Peter von der SVGW-Geschäftsstelle dar, was es bei der Stilllegung von Gasinstallationen in Gebäuden zu beachten gibt. Neben der G1012 seien weitere SVGW-Dokumente von Relevanz: Die Ausführungen zur Stilllegung in der SVGW-Richtlinie G1, das SVGW/Suissetec-Merkblatt «Stilllegung von Gasinstallationen», das Sicherheitshandbuch GWF2 sowie die Richtlinie G4 «Periodische Sicherheitskontrollen», die dieses Jahr in Kraft treten wird
Alle Referenten unterstrichen die Wichtigkeit einer sauberen Dokumentation (auch im GIS) sowie einer Kennzeichnung der stillgelegten Leitungen. Gerade bei Anschlussleitungen ist eine saubere Kennzeichnung, die über den Zustand der Leitung Auskunft gibt (Gasleitung unter Druck oder stillgelegt vom Gasnetz getrennt) zentral. Gebäudeanschlüsse in Betrieb ohne Gasinstallation müssen zudem periodisch kontrolliert werden. Gemäss G4 ist hierfür ein Prüfintervall von maximal 6 Jahren vorgesehen.
Bei umfangreichen, vom Gasversorger ausgehenden Stilllegungsvorhaben, müssen Kunden, Behörden und Partnerwerke ausreichend früh informiert werden. Darüber hinaus müssen bei Anschlussleitungen auch die Eigentumsverhältnisse bzw. die Eigentumsgrenzen zwischen Gasnetzbetreiber und Grundeigentümer, abgeklärt werden, wie Monika Gehrig ausführte, denn diese bestimmten, wer die Kosten trage und bei wem die Verantwortung liege. Meist seien die Abgrenzungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) definiert. Gehrig stellte verschiedene, in der Schweiz anzutreffende, Varianten vor. Unter diesen sei die Genfer Variante, bei der die Grenzstelle direkt an der Grundstücksgrenze liege, am vorteilhaftesten: In diesem Falle ist der Gasversorger nur bis zur Grundstücksgrenze verantwortlich und der Grundeigentümer muss sich um die stillgelegte Leitung und deren allfälligen Rückbau kümmern.
Die Empfehlung G1012 für die Planung und Ausführungen der Stilllegung von Gas-Anschluss- und Verteilleitungen, wie auch das Merkblatt «Stilllegung und Rückbau von Erdgasinstallationen in Gebäuden» stehen kostenlos im SVGW-Shop zur Verfügung.
Informationen zur G1012 und zu den Vorträgen des Webinars sind bei Matthias Hafner erhältlich: m.hafner@svgw.ch
Am 9. April (9 bis 10 Uhr) findet ein Webinar zur Stilllegung von Gasleitungen in französischer Sprache statt.
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