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29. August 2024

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Die ewige Technologiefrage

Soll die Schweiz neue Atomkraftwerke oder Solar- und Windparks bauen? Ist Wasserstoff das richtige Medium, um die Winterstromlücke zu füllen oder setzen wir auf Staudämme? Aktuell wird wieder heiss darüber diskutiert, welche Technologie es denn sein soll. Die Technologiefrage bringt uns aber nicht weiter. Nur das Zusammenspiel aller verfügbaren Technologien wird die Energiewende ermöglichen.
Diego Modolell 

Die Transformation des Energiesystems ist eine gewaltige Aufgabe und sie wird vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen immer dringlicher. Umso mehr erstaunt es, dass wir gerade in der Schweiz eine scheinbar endlose Debatte über die «richtige» Technologie für die Zukunft führen. Sind nun Atomkraftwerke oder Solar- und Windparks die Lösung. Soll es die Geothermie richten oder braucht es mehr Biogas? Soll grüner Wasserstoff die Winterstromlücke füllen oder benötigen wir mehr Stauseen?

Alle diese Technologien verringern den CO2-Ausstoss, haben aber auch ihre Nachteile und Limitierungen. Weil die Erneuerbaren von Sonne und Wind abhängig sind, können sie keine konstante Bandenergie liefern und benötigen für die Herstellung seltene Erden, die unter teils fraglichen Bedingungen abgebaut werden und uns von den Ländern mit grossen Vorkommen abhängig machen. Bei Leichtwasserreaktoren, der aktuell am besten erprobten Technologie für Atomkraftwerke, ist die Frage des Endlagers auch über 50 Jahre nach der Inbetriebnahme des ersten Atommeilers in der Schweiz ungelöst. Neue Technologien stecken in den Kinderschuhen und haben unabsehbar lange Lieferzeiten. Stauseen stellen einen massiven Eingriff in die Landschaft dar und Geothermie ist mit einigen Unsicherheiten verbunden. Soll grüner Wasserstoff aus erneuerbarer Energie mittels Elektrolyse hergestellt werden, gibt es Umwandlungsverluste und und und…

Aktuell führen wir eine Diskussion darüber, ob nun Atomenergie die Lösung ist oder mehr Solar- und Windkraft. Doch wenn wir die Energiewende schaffen wollen, werden wir mit einem Cocktail aus Technologien leben müssen. Es geht um gewaltige Energiemengen, die sich nicht mit einer Technologie allein ersetzen lassen. Es wird auch kein Technologiewunder geben. Wir werden in naher Zukunft nicht auf unbegrenzte Energie aus einem Fusionsreaktor zählen können. Vielmehr müssen wir mit den Nachteilen der einzelnen Technologien leben. Es gilt dabei abzuwägen, wie wir die jeweiligen Nachteile kompensieren und Gefahren eingrenzen können. Anstatt Technologien gegeneinander auszuspielen, sollte wir uns darauf fokussieren, wie sich die Technologien gegenseitig ergänzen können, um dazu beizutragen, dass wir bis 2050 klimaneutral sind.

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Kommentare (1)

Ernst A. Müller am 04.09 2024 um 12:08

Technologien zu Zielen bis 2050

Tatsächlich sind auch die EW-Direktoren u.a. von Stadt und Kanton Schaffhausen überzeugt, dass wir den Ausbau der erneuerbaren Energien rasch voranbringen müssen und unsere Zeit nicht in langwierige Diskussion um zukünftige AKW-Technologien verschwenden sollen. Was bei den erneuerbaren Energien häufig nicht erwähnt wird ist, dass wir weiterhin vor allem im Winter eine Stromlücke haben werden, also gerade dann, wenn Windkraftanlagen viermal mehr Strom erzeugen als im Sommer. Die Technologie ist erprobt, effizient, wirtschaftlich, ökologisch, von kritischen Ländern unabhängig und lassen sich rasch erstellen und nach Ende der Lebensdauer wieder abbauen. Deshalb spielt die Windenergie eine zentrale Rolle für die Sicherung unserer zukünftigen Stromversorgung.

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