Die sich stetig wandelnden wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Einflüsse fordern nicht nur die Akteurinnen und Akteure in der SVGW-Branchen (Trinkwasser, Gas und Wärme), sich beruflich weiterzuentwickeln, sondern auch den SVGW als Bildungsanbieter seine Strategien, Werte, Prozesse u.v.m. zu verändern. Konkrete Handlungsfelder ergeben sich aus dem Dialog mit den Bildungsteilnehmenden, deren Arbeitgebern sowie mit Dozentinnen und Dozenten. Bei jährlich über 2000 Bildungsteilnehmenden und über 200 Dozierenden im Einsatz ist dies allerdings kein leichtes Unterfangen. Denn die Erwartungen der Teilnehmenden an den SVGW sind oft nicht die gleichen wie die der Dozentinnen und Dozenten oder gar der Arbeitgeber.
Um die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit seiner Mitglieder zu sichern, ist es für den SVGW das vorrangige Ziel, Bildungsangebote bereitzustellen, die den betrieblichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen und Entwicklungen sowie den persönlichen Erwartungen und Bedürfnissen der Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer Rechnung tragen. Aus diesem Grund arbeitet der SVGW auch 2024 weiter daran, sein Bildungsangebot aktuell, anpassungsfähig, flexibel und leicht zugänglich zu gestalten.
Sich am Arbeitsmarkt zu orientieren, ist der Schlüssel, um die Aktualität der Bildungsangebote zu gewährleisten. So entwickeln sich Tätigkeiten und Aufgaben in einem Beruf laufend weiter, und neue Technologien und Arbeitsmittel ersetzen bestehende Verfahren. Der SVGW greift diese Strömungen auf: durch die Entwicklung neuer Angebote und durch die Überprüfung und Anpassung der Lerninhalte bestehender Bildungsangebote. Mit diesen beiden Massnahmen bereitet er die Bildungsteilnehmenden bestmöglich auf die aktuellen und zukünftigen Anforderungen des Arbeitsmarktes und der Gesellschaft vor. Aus Mitgliederumfragen im vergangenen Jahr ging hervor, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel insbesondere im Bereich Projektierung, Bau und Unterhalt von thermischen Netzen zu begegnen. Der SVGW entwickelt deshalb aktuell einen entsprechenden Lehrgang. Dieser kann voraussichtlich ab Anfang 2025 besucht werden.
Zudem lanciert der SVGW in der zweiten Jahreshälfte zwei Projekte: Das eine Projekt erforscht die Faktoren und Merkmale des Fachkräftemangels in den drei SVGW-Fachbereichen (Trinkwasser-, Gas- und Wärmeversorgung), um daraus Erkenntnisse für die Entwicklung geeigneter Massnahmen zu gewinnen. Das andere Projekt untersucht, wie die Qualität von Vorbereitungslehrgängen auf die eidgenössischen Berufsprüfungen von den Teilnehmenden definiert wird, und welche Massnahmen aus ihrer Sicht umgesetzt werden sollten, um die Qualität der Vorbereitungslehrgänge auf die eidgenössischen Berufsprüfungen zu sichern. Die Erkenntnisse dienen dazu, ein System der Qualitätsentwicklung und -sicherung zu schaffen, das sich an den direkt involvierten Bildungsteilnehmenden orientiert. Ausgangspunkt ist die Hypothese, dass die Qualität von Bildungsangeboten nur in einem bestimmten Kontext und nur aus der Sicht der direkt involvierten Akteure verstanden werden kann. Denn es braucht das Wissen, welche Aspekte die Qualität von Bildungsangeboten ausmachen, und welche Faktoren diese Qualität aus Sicht der Akteure beeinflussen, um auf die Bedürfnisse der einzelnen Akteure einzugehen und ihre Motivation und ihr Engagement zu aktivieren und zu erhalten [1].
Auch die Aufteilung von Lernstoff in Module bietet die Möglichkeit, Bildung aktuell und anpassungsfähig zu gestalten. So kann der SVGW dank der Modularisierung von Lehrgängen leichter auf veränderte Anforderungen oder neue Erkenntnisse in einem Fachgebiet reagieren. Indem er einzelne Module unabhängig voneinander weiterentwickelt, kann er die Qualität und Relevanz der Ausbildungsinhalte verbessern.
Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich der SVGW vor einigen Jahren entschieden, die Vorbereitungslehrgänge auf die eidgenössischen Berufsprüfungen für Brunnenmeisterinnen und Brunnenmeister sowie für Rohrnetzmonteurinnen und Rohrnetzmonteure einer Totalrevision zu unterziehen. Die Umstellung von traditionell fächerorientierten Lehrgängen auf moderne, modular aufgebaute und auf Handlungskompetenzen ausgerichtete Lehrgänge ist mit grossem Engagement der Branchenakteure und nur dank guter Zusammenarbeit gelungen. Die Durchführung der ersten Lehrgänge zeigte aber Optimierungsbedarf auf. Insbesondere sind die einzelnen Module, ihre Inhalte und die Modulabschlüsse besser aufeinander abzustimmen. Ein Optimierungsprojekt soll dies bis Ende 2024 erreichen.
Andererseits bietet die Modularisierung die Möglichkeit, Bildung flexibel und leicht zugänglich zu gestalten und besser auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen. Um den Teilnehmenden eine selbstbestimmte, selbstgesteuerte und auch selbstorganisierte Gestaltung und Entwicklung ihrer beruflichen Kompetenzen zu ermöglichen, will der SVGW ab 2025 die einzelnen Module, insbesondere jene des Lehrgangs für Brunnenmeisterinnen und -meister in der Deutschschweiz, mehrmals pro Jahr anbieten. Damit sollen auch Personen, die nicht den ganzen Lehrgang besuchen können, die Möglichkeit haben, die Module in ihrem eigenen Rhythmus zu absolvieren und die Weiterbildung besser mit anderen Verpflichtungen wie Beruf oder Familie zu vereinbaren. Entsprechende Vorarbeiten sind im Gang.
Der digitale Wandel macht sich in allen Lebensbereichen bemerkbar. Digitale Werkzeuge und Medien sind aus der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Dies soll sich auch im Bildungsangebot des SVGW widerspiegeln, z. B. durch den Einsatz von elektronischen Geräten oder digitalen Bildungsangeboten.
Mit der Strategie «Bring Your Own Device» (BYOD) bietet der SVGW seit 2024 den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Medien- und IKT-Kompetenzen auf- und auszubauen, indem sie ihre eigenen elektronischen Geräte (Laptops oder Tablets) in die Kurse mitbringen und nutzen können. Mit digitalen Kompetenzen erweitern die Teilnehmenden ihre beruflichen Möglichkeiten, erhöhen ihre Effizienz, optimieren Arbeitsprozesse, lernen kreativ zu sein sowie innovative Lösungen zu entwickeln und sind offen für lebenslanges Lernen.
Digitale Bildungsangebote wie Online-Kurse oder E-Learning haben den Vorteil, dass sie leicht aktualisiert werden können, um mit den neuesten Entwicklungen und Erkenntnissen Schritt zu halten. Sie ermöglichen auch einen einfachen Zugang zu Bildungsinhalten, zudem können Bildungsteilnehmende ortsunabhängig darauf zugreifen. Auch bieten digitale Bildungsangebote eine gewisse Flexibilität. So können Teilnehmende ihren eigenen Zeitplan erstellen und in ihrem eigenen Tempo lernen.
Der SVGW entwickelt derzeit ein E-Learning-Angebot zur Auffrischung von Grundlagen in Mathematik, Chemie, Physik, Wärme- und Strömungslehre sowie zum Erlernen des Umgangs mit digitalen Technologien. Durch Selbsttests sollen die Teilnehmenden ihren eigenen Lernfortschritt kontrollieren und gezielt an ihren Schwächen arbeiten können. Die darüber hinaus zur Verfügung gestellte, individuelle Betreuung durch Dozierende ermöglicht es den Teilnehmenden, bei Bedarf zusätzliche Unterstützung und Erklärungen zu erhalten, was zu einer massgeschneiderten Lernerfahrung führt.
[1] Berger, J.-L., Wenger, M., & Sauli, F. (2020). La qualité de la formation professionnelle duale en suisse. Education permanente, 223(2), 91–99. https://education-permanente.com/catalogue/n223
Die Bildungsprojekte können nur durch eine enge Zusammenarbeit und einen ständigen Dialog zwischen dem SVGW und seinen Mitgliedern erfolgreich umgesetzt werden. Allen, die sich tagtäglich mit Begeisterung und Engagement für unsere Bildungsprojekte einsetzen, sei an dieser Stelle herzlich gedankt:Danke dafür, dass Ihr Euch täglich für die Berufsbildung einsetzt und zum Gelingen unserer gemeinsamen Projekte beitragt. Danke dafür, dass Ihr Eure Zeit, Energie und Talent in diese wichtige Arbeit investiert. Und danke dafür, dass Ihr Teil dieses wunderbaren Fachverbands seid, der sich für eine sichere und nachhaltige Versorgung einsetzt.
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