1977 - das Totem kommt
Anfangs der 1970-er Jahre lanciert Fiat den «127», ein Kleinwagen mit schrägem Heck. Das Auto wird ein Renner, dessen Motor ist ein Meilenstein der Wärmekraftkopplung (WKK). Mit einem Hubraum von 903 cm3 und einer mechanischen Leistung von 47 PS treibt der Otto-Motor ab 1977 das «Totem», das Total Energy Module, ein Klein-Block-heizkraftwerk zur kombinierten Erzeugung von Strom und Wärme. Die «Turiner Kiste» bringt – neben Wärme – stattliche 15 kW Elektrizität ins Netz. Versorgt wurde das Aggregat wahlweise mit Stadtgas oder Erdgas und lief mit Biogas. Das Totem ist das erste serienmässige Klein-BHKW der Welt.
1996 zieht die Schweinfurter Firma Fichtel & Sachs mit ihrem leistungsschwächeren «Dachs» nach. Totem und Dachs sind noch heute erhältlich, gewechselt haben allerdings die Herstellerfirmen.
«Mao-Diesel» demonstriert in Berlin Wärmekraftkopplung
1981 konstruieren die Besetzer der Berliner Ufa-Fabrik ein Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von Strom und Wärme. Als Antrieb dient ein Lastwagen. Die Bewohner der besetzten Häuser verschaffen sich damit Unabhängigkeit – ein Hauch von Autonomie. Schon nach zehn Jahren signalisieren die Behörden, dass der «Mao-Diesel» keine Zukunft hat. 1994 wird der Selbstbau durch eine computergesteuerte Wärmekraftkopplungsanlage ersetzt. Zwei mit Erdgas betriebene Sechszylinder-Motoren erzeugen in Verbindung mit dem Generator 88 kW Strom und 190 kW Wärme – doppelt soviel wie vorher.
Spitzenplatz für Dänemark
Jeweils mehr als die Hälfte des Stromes und der Wärme wird in WKK-Anlagen erzeugt. Damit ist Dänemark weltweit Spitze. Den pfiffigen Dänen ist das Ranking nicht so wichtig, wohl aber eine sichere Energieversorgung durch Nutzung von dezentralen WKK-Anlagen. Dezentrale Wärmekraftkopplung macht nur dann Sinn, wenn der Transport der Primärenergieträger ebenso leitungsgebunden sind wie die WKK-Produkte Strom und Fernwärme. Erdgas löst die Verteilung elegant über das Netz.
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2013 Energie Wasser Bern (ewb) nimmt die Energiezentrale «Forsthaus» in Betrieb. Als Ergänzung zur Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) und zum Holzheizkraftwerk produziert ein Gas- und Dampfkombikraftwerk (GuD) aus Erdgas Strom und Fernwärme für die Stadt Bern. Die Schweizer Pionieranlage ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung.
Wärmekraftkopplung und Photovoltaik ergänzen sich sehr präzis
Sommer- und Winterstrom ermöglichen mit dem Energiemanagementsystem einen sehr hohen Eigenverbrauch und damit entfallen Netznutzungsgebühren teilweise. Mit abnehmender Solarstromproduktion steigt der Wärmebedarf; die WKK-Anlage deckt diesen Bedarf zweifach – mit Strom und Wärme.
Die Nutzung von Gas im Wandel der Zeit
In den ersten Jahrzehnten der schweizerischen Gasversorgung standen das Kochen und die Wassererwärmung mit Stadtgas im Vordergrund. Danach rückte die Raum- und Prozesswärmeerzeugung ins Zentrum. Heute steht Erdgas für eine Reihe von Innovationen: Einspeisung von Biogas und Biowasserstoff, Power to Gas, Mobilität mit Erdgas,
Brennstoffzelle und Gaswärmepumpe.
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