Im Frühling 2015 hat die SBB die Bauarbeiten für den Eppenbergtunnel aufgenommen. Dieser ist das Herzstück des Ausbaus der SBB-Strecke Olten–Aarau, mit dem die Kapazität der Ost-West-Achse erhöht wird. Ende Jahr geht der Vierspurausbau in Betrieb. Mit dem Baustart des SBB-Grossprojekts musste allerdings das Grundwasserpumpwerk Spitzacker im solothurnischen Niederamt vom Netz genommen werden, da der Bau die Grundwasserschutzzone tangierte. Die beiden Bezügergemeinden Gretzenbach und Schönenwerd mussten deshalb ihre Wasserbeschaffung neu organisieren. Bis zur Inbetriebnahme des neuen Pumpwerks Aarenfeld bezogen die Gemeinden ihr Trinkwasser aus Aarau. Das neue Pumpwerk gilt als mustergültiges Fallbeispiel, wurde doch der Planungsablauf gemäss der SVGW-Richtlinie W9 für Grundwasserbrunnen angewandt.
Als die beiden BezĂĽgergemeinden vom bevorstehenden SBB-Ausbau erfuhren, stand fĂĽr sie schnell fest, ein eigenes Ersatzpumpwerk im Gebiet Aarenfeld in Gretzenbach anzustreben.
Erste hydrogeologische Standorterkundungen wurden deshalb bereits 2013 durchgeführt. Trotz positiver Ergebnisse wurde das Projekt vorerst nicht weiterverfolgt. Denn mit vergleichsweise geringem Zeit- und Investitionsaufwand konnte von der IBAarau AG (heute Eniwa AG) aus Aarau Trinkwasser bezogen werden. Die Netzanbindung hierfür wurde 2015 erstellt.
Zur gleichen Zeit erstellte das Amt für Umwelt des Kantons Solothurn den regionalen Wasserversorgungsplan Olten Gösgen [1]. Darin wurde ein künftiges Pumpwerk Aarenfeld als neues Standbein eines regionalen Versorgungsnetzes angedacht. In Zusammenarbeit mit dem Kanton wurde das Projekt reaktiviert und im Sommer 2016 wurden weiterführende hydrogeologische Untersuchungen durchgeführt.
Das Aarenfeld liegt zwischen Olten und Aarau im Verbreitungsgebiet des mächtigen und sehr ergiebigen Grundwasserstroms des solothurnischen Aaretals (Niederamt). Bereits im Vorfeld wurde das Gebiet Aarenfeld in Gretzenbach für die Realisierung eines öffentlichen Pumpwerks als geeignet befunden. Mit hydrogeologischen Standorterkundungen in drei Phasen wurden verschiedene Detailfragen bearbeitet.
Ziel der Untersuchungen in Phase 1 war die vertiefte hydrogeologische Eignungsabklärung der Lokalität. Diese drängte sich auf, da die SBB als Grundeigentümerin Hand bot für das Projekt. Im Sommer 2013 wurden an zwei Standorten Kernbohrungen abgeteuft und zu Versuchsbrunnen DN 200 ausgebaut. Diese dienten zur Durchführung von Kurzpumpversuchen und Flowmetermessungen sowie zur Entnahme von Grundwasserproben.
Die Flowmetermessungen zeigten trotz der gemäss Bohrprofilaufnahme recht homogen zusammengesetzten Flussschotter das typische Bild mit schichtweise deutlich variierenden kf-Werten. Positiv zu werten war, dass über die gesamte Grundwassermächtigkeit von gut 20 m besser durchlässige Schichten vorhanden waren. Da auch die umfangreichen chemischen Analysen – mit Ausnahme einer CKW-Spurenbelastung (Chlorierte Kohlenwasserstoffe) – eine sehr gute Grundwasserqualität zeigten, wurde die Realisierbarkeit eines Pumpwerks im Aarenfeld mit einer Fördermenge von maximal 15'000 l/min als grundsätzlich möglich beurteilt.
Nach Vorliegen der Sondierergebnisse wurden die potenziellen Fassungstandorte mit dem regionalen Grundwassermodell des Kantons weiter evaluiert [2, 3]. Damit konnten eine Vordimensionierung der Grundwasserschutzzonen durchgeführt, die mögliche Beeinflussung durch Infiltration von Wasser aus der nahen Aare untersucht sowie mögliche Konflikte mit anderen Grundwassernutzungen beurteilt werden. In einer Nutzwertanalyse wurde der Standort
Aarenfeld ausserdem mit einem westlich der Aare gelegenen Standort verglichen.
Nach Reaktivierung des Projekts für eine Ersatzfassung im Aarenfeld wurden im Sommer 2016 ergänzende Detailuntersuchungen durchgeführt, ob ein Pumpwerk mit einer Leistung zwischen 5'000 und 10'000 l/min realisierbar wäre. Da die beiden 2013 gebauten Versuchsbrunnen im Hinblick auf die Schutzzonenausscheidung entweder zu weit südlich bzw. zu weit nördlich lagen, wurde ein zusätzlicher Versuchsbrunnen erstellt. Aus Kostengründen wurde dieser als Kleinfilterbrunnen DN 250 und nicht als Grossfilterbrunnen ausgeführt. Während des anschliessenden Dauerpumpversuchs wurde daher aus allen drei Versuchsbrunnen parallel Wasser gefördert und in die Aare abgeleitet. So konnte eine Förderleistung von gut 5000 l/min erzielt werden. In Phase 2 standen folgende Fragestellungen im Fokus:
Um einen Filterbrunnen und eine Filterschüttung fachgerecht zu bemessen und zu planen, ist eine detaillierte, schichtweise Charakterisierung des Grundwasserleiters von grosser Wichtigkeit. Neben einer geologischen Bohrprofilaufnahme der Kernbohrung 16-1 wurde die Granulometrie (Kornverteilung) von fünf Materialproben aus verschiedenen Tiefen im Erdbaulabor mit Siebanalysen bestimmt. Es zeigte sich, dass in einer Tiefe zwischen 7,0 und 8,5 m eine Schicht mit ca. 85% Sandanteil vorlag. Da die Sandschicht in einem späteren Pumpwerk genau im Schwankungsbereich des Grundwasserspiegels zu liegen gekommen wäre, musste der Standort für den Bau eines Filterbrunnens als ungünstig beurteilt werden. Die Kornverteilungen der übrigen Proben zeigten einen gut abgestuften Kies mit einem Sandanteil von 15 bis gut 20%. Am definitiven Standort des Brunnens wurde in Phase 3 nochmals eine Kernbohrung abgeteuft.
Die Aare beeinflusst den Grundwasserstrom des Solothurner Niederamtes sehr stark und trägt durch Infiltration massgeblich zur grossen Ergiebigkeit des Stroms bei. Aufgrund der zahlreichen Stauhaltungen erfolgt die Fluss-Grundwasser-Interaktion in komplexer Art und Weise. Eine zentrale Fragestellung war deshalb, ob zwischen Aare und Pumpwerk präferenzielle Fliesswege vorhanden sind, entlang derer das Flussinfiltrat rasch bzw. mit kurzen Verweilzeiten im Untergrund zum Pumpwerk gelangen kann. Zur Klärung dieser Frage wurden am Ufer der Aare (Restwasserstrecke) in Zustromrichtung zum Pumpwerk mehrere Grundwassermessstellen errichtet und während des ca. 36 Tage dauernden Dauerpumpversuchs mit Fluoreszenzmarkierstoffen geimpft. Mit dem Markierversuch wurde eine minimale Fliesszeit von über zwei Monaten nachgewiesen (die Tracer wurden erst nach Ende des Pumpversuchs nachgewiesen). Im Hinblick auf die geplante Trinkwassernutzung konnte dieses Resultat als positiv bewertet werden.
In den zahlreichen Messstellen wurden auch Datenlogger zur Aufzeichnung von Grundwasserspiegel und qualitativen Parametern (Temperatur, elektrische Leitfähigkeit und Sauerstoffkonzentration) eingebaut, um zusätzliche Erkenntnisse über die Infiltrationsverhältnisse zu gewinnen.
Knapp 300 m westlich des Standortes befindet sich das Kernkraftwerk Gösgen. Aufgrund der allgemeinen Grundwasser-Fliessverhältnisse und gemäss den Modellprognosen [2] musste damit gerechnet werden, dass Grundwasser vom Kraftwerksareal in Richtung Pumpwerk fliesst. Dies hätte als Risikofaktor bewertet werden mĂĽssen. Mit einem Markierversuch (Eingabe von Fluoreszenzmarkierstoff in mehreren Grundwassermessstellen auf dem KraftwerksÂareal) und der Analyse von mehreren Radionukliden, die potenziell von einem Kernkraftwerk freigesetzt werden können, wurde gezeigt, dass höchstens sehr wenig Grundwasser mit sehr langen Verweilzeiten vom Kraftwerksareal zum Pumpwerk strömt. Radionuklide wurden nicht bzw. im Fall von Tritium mit der global vorhandenen Hintergrundkonzentration nachgewiesen.
Zusätzlich wurde der Grundwasserspiegel durch den Kraftwerksbetreiber in zahlreichen Messstellen während des Versuchs laufend überwacht. Es zeigte sich, dass die hydraulischen Auswirkungen des Pumpbetriebs in den Versuchsbrunnen kaum spürbar waren und nur im östlichsten Teil des Kraftwerksareals eine sehr geringe Absenkung des Grundwasserspiegels um wenige Zentimeter zu verzeichnen war.
Zur Vorausscheidung der Grundwasserschutzzonen wurden im Bereich der späteren Schutzzonen zwei weitere Grundwassermessstellen erstellt. Diese wurden einerseits als zusätzliche Impfstellen für die Eingabe von Fluoreszenzmarkierstoffen verwendet. Andererseits wurden dort weitere Datenlogger zur Grundwasserüberwachung eingebaut.
Mit dem Markierversuch konnten zusätzliche Erkenntnisse über Fliessgeschwindigkeiten und Aufenthaltszeiten des Grundwassers im Nahbereich des künftigen Pumpwerks gewonnen werden. Zudem konnte basierend auf den Ergebnissen des Markierversuchs eine genauere Abschätzung der flächenhaften Durchlässigkeit des Grundwasserleiters (Gebiets-K-Wert) vorgenommen werden. Die Untersuchungen wurden in erster Linie in der Hauptzuströmrichtung durchgeführt.
Wie im vorangehenden Kapitel erläutert, musste der Standort des dritten Versuchsbrunnens aufgrund der dort angetroffenen Sandlage als ungünstig beurteilt werden. Folglich wurde ein Alternativstandort definiert, da die älteren Versuchsbrunnen ebenfalls nicht optimal lagen. Zur Bestätigung der Standorteignung wurde 2017 eine zusätzliche Sondierbohrung niedergebracht, in der ein vergleichsweise homogener Kies ohne Sandlagen angetroffen wurde. Der Standort wurde deshalb definitiv zur Realisierung des Grundwasserbrunnens festgelegt.
GestĂĽtzt auf die Untersuchungsergebnisse konnte das Bau- und Justizdepartement das kantonale Nutzungsplanverfahren durchfĂĽhren, das nebst Erschliessungs- und Schutzzonenplan auch die Erteilung der Baubewilligung beinhaltete.
Der Ausscheidung der Grundwasserschutzzonen wurden einerseits die Ergebnisse des Markierversuchs zugrunde gelegt. Andererseits wurde die 10-Tages-Isochrone (Isolinie mit 10-tägiger Verweildauer des Grundwassers) rechnerisch bestimmt. Die Berechnung wurde im Sinne einer Sensitivitätsanalyse mit verschiedenen Inputparametern (z. B. Durchlässigkeitsbeiwert k) durchgeführt.
im Nachhinein erwies es sich als ungünstig, dass während der Untersuchungsphase 2 im Jahr 2016 gestützt auf die Modellprognosen [2, 3] abstromseitig keine Messungen durchgeführt wurden. Denn gemäss Isochronen-Berechnung hätte die Schutzzone S3 bei einer Fördermenge von 10'000 l/min auch das Gebiet eines belasteten Standortes umfasst. Folglich wurde vorerst nur eine Konzession über 5'000 l/min beantragt. Die Schutzzone S2 wurde aber bereits für eine Entnahme von 10'000 l/min dimensioniert. Mit der kantonalen Bewilligungsbehörde wurde vereinbart, dass mit Hilfe eines nochmaligen Pumpversuchs nach dem Bau des Grossfilterbrunnens die definitive Schutzzone ausgeschieden und die maximal mögliche Fördermenge bestimmt wird. Da nach Fertigstellung des Pumpwerks ohnehin eine Landumlegung mit Neuparzellierung erfolgen wird, wurden die Schutzzonengrenzen der künftigen landwirtschaftlichen Nutzung angepasst.
Als der Filterbrunnen geplant wurde, war wegen der Schutzzonenausscheidung nicht klar, ob eine Fördermenge von 10'000 l/min überhaupt erreichbar ist. Trotzdem wurde das Brunnenkonzept darauf ausgelegt. Aufgrund der regionalen Nutzung des Pumpwerks mussten vier Unterwasser- oder drei Bohrlochwellenpumpen eingebaut werden können. Nach umfangreichen Variantenstudien wurde die Vorgabe mit folgendem Brunnenkonzept umgesetzt:
– Von den Auftraggebergemeinden wurde aus betrieblichen Gründen ein Einbrunnen-Konzept gegenüber einem Zwillingsbrunnen favorisiert.
– Die ursprünglich angestrebten Bohrlochwellenpumpen hätten einen Brunnendurchmesser von 3  m erfordert. Ein Bauwerk dieser Dimension hätte nur im Beton-Senkschacht-Verfahren erstellt werden können. Mit einem Systemwechsel auf Unterwasserpumpen genügte ein Brunnendurchmesser von 1,5 m. Diese Abmessung kann mit vorgefertigten Edelstahlrohren realisiert werden.
– Im Filterbereich des 27 m tiefen Brunnens hätte mit diesem Rohrdurchmesser die notwendige Druckfestigkeit nur mit einer Wandstärke von 12 mm gewährleistet werden können. Ein Schlitzbrückenfilter mit Durchmesser 1,5 m hätte bei dieser Wandstärke keine genügende filtertechnische Kapazität aufgewiesen, da die freie Filterfläche zu gering wäre. Beide Kriterien konnten mit einem Vertikal-Wickeldrahtfilter mit Durchmesser 1,2 m
erfüllt werden, der bei einer Filterlänge von 11,5 m eine theoretische filtertechnische Belastbarkeit von ca. 15'000 l/min aufweist. Mit dieser Bauweise musste weder ein deutlich kostspieligerer Horizontalfilterbrunnen noch ein Zwillingsbrunnen erstellt werden.
– Da der oberste Bereich der Grundwassersäule im Bereich des Vollrohrs mit Durchmesser 1,5 m liegt und im Betrieb des Brunnens eine Vertikalströmung im Ringraum stattfindet, musste auch hier eine genügend mächtige Ringraumschüttung gewährleistet werden. Dies wurde mit einem Bohrdurchmesser von 2,0 m erreicht.
Im Hinblick auf die AusfĂĽhrung ergaben sich aus obigem Brunnenkonzept diverse Anforderungen sowie spezifische Massnahmen, die in der Ausschreibung von zentraler Bedeutung waren:
– Mit dem Brunnendurchmesser von 1,5 m sind die Platzverhältnisse für den Pumpeneinbau beengt. Da die Pumpen frei hängend, ohne Führungsvorrichtung am Filterrohr eingebaut werden, mussten an die Vertikalität des Rohrs hohe Anforderungen gestellt werden. Die Abweichung aus dem Lot durfte maximal 1% betragen.
– Wickeldrahtfilter weisen zwar eine grosse Druckfestigkeit in radialer Richtung auf. In der axialen Richtung ist die Stabilität aber eingeschränkt, was zu einem Einknicken des Filters führen kann, wenn während des Einbaus das gesamte, im vorliegenden Fall ca. 8 t schwere Rohr im Bohrloch abgestellt wird. Zur Aufnahme der axialen Kräfte wurden deshalb vom Filterlieferanten aussen am Filter Stützrohre angebracht.
Die Dimension des Brunnens ist darauf ausgerichtet, dass im Endausbau vier Unterwasserpumpen (UWP) à je 3500 l/min installiert werden können, um die nach RWP benötigte Menge von total 10 000 l/min fördern zu können. Vorderhand wurden jedoch nur zwei UWP installiert, um im alternierenden Pumpbetrieb mindestens den mittleren Tagesverbrauch der Gemeinden Schönenwerd und Gretzenbach im Niedertarif sicherzustellen.
Die Wahl der Unterwasserpumpen erfolgte im Hinblick auf eine Betriebsdauer von ca. 80 Jahren aus wirtschaftlicher, betrieblicher und technischer Sicht mit Berücksichtigung einer dem RWP angepassten flexiblen hydraulischen Auslegung. Die Vergabe der Pumpen konnte im freihändigen Verfahren erfolgen, jedoch wurde für den Offertvergleich ein Zuschlagskriterium mit einer Gewichtung von 90% für die Jahreskosten pro Pumpe im Einzelbetrieb definiert. Die Jahreskosten setzten sich dabei aus den auf zehn Jahre annuierten Investitionskosten und den auf Basis des bereinigten Gesamtwirkungsgrads (ηtot) errechneten Betriebskosten zusammen:
Â
Wirkungsgrad Pumpe p2 (als Garantiewert) | 81,50% |
Wirkungsgrad Motor p1 (als Garantiewert) | 88,00% |
Korrektur Wirkungsgrad gemäss Toleranzklasse 1E nach ISO 9906:2012 | 0,00% |
Gesamtwirkungsgrad des Pumpenaggregates (Gr) bei 50 Hz ohne Wirkungsgrad FU und E-Leitung | 71,72% |
Wirkungsgrad FU = 0,00%, da Anlauf mittels SA | 0,00% |
Wirkungsgrad E-Leitung | 98,90% |
Bereinigter Gesamtwirkungsgrad ηtot für Berechnung der Jahreskosten | 70,93% |
Berechnung des Gesamtwirkungsgrads ηtot für die Berechnung der jährlichen Betriebskosten pro Pumpe. (Quelle: Wilo Schweiz AG)
Massgebend für die Einhaltung der geforderten Fördermenge Q, der Förderhöhe H und des Gesamtwirkungsgrads des Pumpenaggregates (ηGr) ist die Toleranzklasse E1 nach ISO 9906:2012. Diese Parameter müssen garantiert und mittels Leistungsnachweis im Prüfstand wie auch im Betrieb nachgewiesen werden. Kann der Wirkungsgrad (ηGr) die geforderte Toleranzklasse nicht einhalten, so sind die dadurch entstehenden Mehrkosten, resultierend aus der Differenz der effektiven und garantierten Energieverbräuche, vom Lieferanten zu bezahlen.
Die Brunnenbauarbeiten wurden im August 2018 aufgenommen und Anfang Dezember 2018 mit Ende des Dauerpumpversuchs abgeschlossen. Die Arbeiten verliefen erfolgreich und ohne Zwischenfälle.
Wie beim Bau von grosskalibrigen Filterbrunnen üblich, wurde die Bohrung im Greifer-Bohrverfahren niedergebracht. Die Bohrrohre mit einem Durchmesser von 2 m konnten in einer Tour ohne Teleskopierung bis auf die Felsoberfläche abgesenkt werden.
Während und am Ende des Bohrvorgangs wurde die Vertikalität der Bohrrohre durch den Geomatiker mehrmals gemessen. Da die Abweichung aus der Vertikalen deutlich unter dem vertraglich vereinbarten Toleranzwert lag, konnten die Filterrohre ohne Korrekturmassnahmen eingebaut werden.
Die weiteren Arbeitsschritte bestanden aus dem abschnittsweisen Einbringen der Filterkiesschüttung und dem Rückzug der Bohrrohre. Als Filterkies wurde handelsüblicher Rundkies 4–8 mm ab einem lokalen Kieswerk eingebracht. Zur Sicherstellung einer genügenden Materialqualität wurden vorgängig von mehreren Kieswerken Materialproben angefordert und beurteilt. Eingebaut wurde das bezüglich Siebung, Kornform und Kornqualität am besten bewertete Material.
Die Entsandung und KlarspĂĽlung des Brunnens wurde in insgesamt vier Phasen mit zwei Methoden durchgefĂĽhrt:
Bereits nach Einbringen eines Teils der Filterschüttung und vor dem vollständigen Rohrrückzug wurde mit dem sog. Entsandungskolben eine erste Entsandung durchgeführt. Dadurch wurde der Filterkies kontrolliert konsolidiert und verdichtet, bevor die restliche Filterschüttung eingebracht wurde. Ziel dieses Vorgehens war es, Setzungserscheinungen und Hohlraumbildungen im Ringraum des fertigen Brunnens zu vermeiden.
Im fertig erstellten Brunnen wurde anschliessend mit dem Entsandungskolben eine Intensiventsandung durchgeführt. Durch Auf- und Abbewegen eines mit zwei Gummiplatten ausgerüsteten Kolbens im Filterbereich des Brunnens wurden starke Druck- und Sogwellen ausgelöst, die den Sand im angrenzenden Aaretal-Schotter mobilisierten und in den Brunnen transportierten.
Zwischen den Gummiplatten des Entsandungskolbens installierte der Brunnenbauunternehmer eine Unterwasserpumpe mit einer Förderleistung von ca. 3000 l/min. Damit konnte im jeweils bearbeiteten Filterabschnitt eine Strömung erzeugt und zusätzlich Sand ausgespült werden.
Durch eine gleichzeitige Vertikalbewegung der Doppelmanschettenpumpe im Filterrohr konnte eine zusätzliche Intensivierung des Entsandungsvorgangs erzielt werden. Insgesamt wurde während der Entsandung eine Sandmenge von ca. 5 m³ ausgespült.
Zielvorgabe für den Brunnenbauunternehmer war eine Restsandförderung von 0,1 g Sand pro m³ Wasser bei einer Förderleistung von 10'000 l/min. Bei einer konstanten Wasserförderung konnte dieses Ziel während der anschliessenden Pumpversuche deutlich unterboten werden. Einzig nach abrupten Pumpenstarts war vorübergehend noch eine stärkere Sandführung zu beobachten.
Als Abschluss der Brunnenbauarbeiten wurden während eines Monats mehrere Pumpversuche (Leistungs-, Dauer- und Intervallpumpversuch) durchgeführt.
Das zweigeschossige Pumpenhaus mit einer lichten Raumhöhe von jeweils 2,7 m umfasst neben dem eigentlichen Anlagebau und der elektromechanischen Ausrüstung im Untergeschoss die gesamte Mess- und Steuerungstechnik sowie eine eigene Trafostation im Erdgeschoss, da ein Niederspannungsanschluss wegen der grossen Entfernung zu den nächsten Infrastrukturen nicht möglich ist. Das aus Stahlbeton erstellte Pumpenhaus ist komplett aussenisoliert und mit einem extensiv begrünten Flachdach (Warmdach) versehen. Die Eigenheiten dieses Pumpenhauses bestehen einerseits aus einem direkt über dem Brunnen angeordneten und mittels Magnetschalter gesicherten Bodentor für einen einfachen Ausbau der Pumpen ab dem Vorplatz. Andererseits wurde das Gebäude über dem Hochwasserspiegel angeordnet und dementsprechend eine Terrainanpassung von ca. 1,40 m Höhe vorgenommen.
Der fertig erstellte Brunnen weist eine deutlich grössere Brunnenergiebigkeit auf als erwartet. Diese liegt bei über 17'000 l/min. Bei einer Entnahme von 10'000 l/min beträgt die Absenkung im Brunnen knapp zwei Meter.
Kombiniert mit zusätzlichen Markierversuchen, Probenahmen und Messdatenerhebung in diversen, teils zusätzlich erstellten Messstellen konnten die nach den Voruntersuchungen noch offenen Fragen so weit beantwortet werden, dass die Grundwasserschutzzonen für eine Fördermenge von 10'000 l/min definitiv ausgeschieden werden konnten.
[1] Schibli, M.; Künzli, M. (2016): Regionaler Wasserversorgungsplan (RWP) Olten Gösgen, Technischer Bericht. Studie der Waldburger Ingenieure AG, Aarau, Herausgegeben vom Amt für Umwelt, Abteilung Wasser, Solothurn
[2] Diem, S.; Schulte, P.; Poppei, J. (2014): Standortevaluation für eine neue regionale Grundwasserfassung im Aarefeld, bei Obergösgen und im Schachenwald – Modellierung der Grundwasserschutzzonen und Zuströmbereiche. Studie der AF-Consult Switzerland AG, Baden, im Auftrag des Amtes für Umwelt, Abteilung Wasser, Solothurn
[3] Schulte, P. (2014): Potentielle Grundwasserfassungen im Aarefeld (Gretzenbach) und im Schachen (Obergösgen): Ergänzende Untersuchungen zu den 10-Tages-Anströmbereichen. Studie der AF-Consult Switzerland AG, Baden, im Auftrag des Amtes für Umwelt, Abteilung Wasser, Solothurn
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