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29. August 2022

Neue A&G-Serie

Revitalisierung des Neuguetbachs in Bubikon

Der Neuguetbach entspringt östlich des Weilers Wolfhausen in der Gemeinde Bubikon im Zürcher Oberland. Er fliesst als offenes, ziemlich nährstoffreiches Gewässer durch landwirtschaftliches Gebiet in Richtung Egelsee mit seinen Riedlandschaften. Den ökomorphologisch stark beeinträchtigten Neuguetbach revitalisierte die Gemeinde 2020.
Angela Thür, Sandra Winiger, Martin Schmidt, Samuel Schmid, 

Im Rahmen einer Melioration konnte 2008 mit der Landumlegung «Bubikon Süd» lange vor der eigentlichen Revitalisierung des Neuguetbachs eine grosszügige Gewässerparzelle ausgeschieden werden. Dies war der erste wichtige Schritt für die Umsetzung eines erfolgreichen Revitalisierungsprojekts im Zürcher Oberland.

Revitalisierungsmassnahmen

Diverse Massnahmen wurden umgesetzt, um diese Revitalisierung zu erreichen. So wurde innerhalb der gesamten Gewässerparzelle der Oberboden abgetragen. Damit erreichte man nährstoffarme Rohbodenverhältnisse und nahm gleichzeitig Rücksicht auf wertvolle gewachsene Strukturen. Mit einer feinfühligen Gerinnemodellierung mit stabilem Unterboden konnten optimale Bedingungen für eine artenreiche Begrünung des Gewässerraums geschaffen werden.

Mit der Entfernung der harten Längs- und Querverbauungen und der Initiierung einer natürlichen Pendelbewegung konnte wesentlich zur Förderung von gewässerdynamischen Prozessen beigetragen werden. Eine Verbesserung der ökomorphologischen Strukturvielfalt wurde auch mit unterschiedlichen ingenieurbiologischen Ufersicherungen wie Faschinen, Wurzelstrünken, Vegetationssoden und Weidensteckhölzern erreicht.

Durch den Teilrückbau und die Anpassung von Wanderhindernissen wurde der Neuguetbach als Lebensraum für Kleinfische und andere Wasserorganismen aufgewertet. Mit der Ausbildung eines Niederwassergerinnes sowie dem Bau und der Förderung von Unterständen wurden weitere wichtige Elemente ausgeführt.

Als Lebensraum für Amphibien und Libellen wurde ein Stillwasserbereich nahe des Niederwassergerinnes geschaffen. Weitere Habitate wurden mit dem Bau von terrestrischen Strukturelementen wie Steinlinsen, Holzbeigen, Ast- und Schnittguthaufen für Landkleintiere mit dem vorhandenen Material aus der ehemaligen Bachverbauung und einer Gehölzdurchforstung angefertigt.

Die bereits vorhandene Uferbestockung wurde mit wertvollen Gehölzen wie dornentragenden Sträuchern, Wildrosen oder auch schmalblättrigen Weiden und Einzelbaumpflanzungen aufgewertet. Offene Rohbodenflächen und das Niederwassergerinne wurden mit standorttypischen Krautsaumarten mittels Direktbegrünung und Initialpflanzungen ergänzt.

Um die Bestandesentwicklung der entsprechenden Vegetationstypen gezielt zu steuern, wird während der ersten Jahre der Neuguetbach mit einer spezifischen Initial- und Entwicklungspflege unterhalten. Mit gesammeltem Saatgut wird versucht, zusätzlich seltene Pflanzen auf den Flächen anzusiedeln.

Steckbrief

Grösse: kleines Mittellandgewässer
Zone: Landwirtschaft
Revitalisierungsstrecke: ca. 300 m
Gewässerraumbreite: 14 m
Gesamtkosten (GK): 186'400 Fr.
Beitragskosten: 139'800 Fr. (75% der GK)

 

Entwicklung des Neuguetbachs

Der Neuguetbach hat sich seither zu einem sehr vielfältigen und erfreulichen Mosaik an Lebensräumen entwickelt. Auf den nährstoffarmen Abtragsflächen entwickeln sich im trockenen und wechselfeuchten Bereich artenreiche Wiesen- und Krautsaumgesellschaften. Durch die Erhaltung der wertvollen Bestockung und den Einbau von Vegetationssoden ist der massive Eingriff am Gerinne zwei Jahre danach kaum mehr sichtbar. Üppiger Krautsaum sorgt für eine fast vollständige Schattierung. Die erschaffene Strömungsdynamik und die Ufervegetation tragen viel zur Selbstreinigung des Wassers bei.

Im Rahmen der Entwicklungspflege liegt der aktuelle Fokus neben der Mahd der Krautsäume und Wiesen auf der weiteren Bestandesentwicklung der Böschungsflächen, der Bekämpfung von Problemarten, der Eingrenzung des Schilfbestandes mittels Frühschnitt auf den Böschungsflächen und der Freihaltung der ökologischen Strukturelemente.

Bijou Neuguetbach

Durch die exzellente Zusammenarbeit aller Beteiligten (Gemeinde, Planungsbüro, Unternehmen, Kanton) konnte im Frühjahr 2020 ein wunderbares Projekt realisiert werden, das allen viel Freude bereitet. Der revitalisierte Neuguetbach ergänzt nun als zusätzlich aufgewerteter Lebensraum das Schutzgebiet rund um den Egelsee.

A&G-Serie über Revitalisierungsprojekte

Durch eine Revitalisierung können Bäche, Flüsse und Seen ihre ökologischen Funktionen wieder wahrnehmen. Davon profitieren die Artenvielfalt der Schweiz, die Naherholung und der Schutz vor Hochwasser. Über den Zeitraum von 80 Jahren soll ein Viertel der rund 16'000 km verbauten Gewässer auf diese Weise aufgewertet werden. In einer lockeren Aqua & Gas-Serie stellt Wasser-Agenda 21 bereits abgeschlossene Revitalisierungsprojekte vor.

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