Menschliche Aktivitäten wie Bergbau, intensive Landwirtschaft, Wasserentnahme und Klimawandel treiben die Salzkonzentration in unseren Binnengewässern in die Höhe. Das Wasser wird als Trinkwasser ungeniessbar und für die Industrie unbrauchbar. Die Versalzung könnte auch schwerwiegende Folgen für Ökosysteme haben: Verlust salzempfindlicher Arten, Ausbreitung invasiver Arten, Veränderungen des Nährstoffkreislaufs und des Stoffumsatzes in den Nahrungsnetzen sowie ein Anstieg der Treibhausgasemissionen.
Trotz zunehmender Belege für die dramatischen Auswirkungen der Versalzung reicht der derzeitige Wissensstand nicht aus, um die Folgen der Versalzung für Süsswasserökosysteme vorherzusagen. Daher hat sich ein Team von Forschenden aus 10 Ländern zusammengetan, um den dringendsten Forschungsbedarf zu ermitteln. Das in «Trends in Ecology and Evolution» veröffentlichte Übersichtspapier ist im Rahmen des vom IGB koordinierten europäischen Netzwerkprojekts AQUACOSM-plus entstanden. Die Forschungsagenda zeigt Forschungsprioritäten auf und zielt darauf ab, fortschrittliche Lösungsansätze zu finden und das Bewusstsein für die globalen Herausforderungen zu schärfen, auf die wir uns vorbereiten müssen.
Stella Berger fasst die kritischen Punkte zusammen: «Die Studien zeigen eine uneinheitliche geografische Verteilung des aktuellen Wissensstands mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Nordamerika und Europa. Über Regionen in Afrika oder Südamerika, in denen die Versalzungsfaktoren besonders stark zunehmen, ist bisher wenig bekannt. Auch kleine Süsswasserlebensräume wie Teiche, die für die regionale Artenvielfalt sehr wichtig sind, werden in der aktuellen Forschung kaum berücksichtigt. Ausserdem gibt es nur wenig Information über die Auswirkungen verschiedener Arten von Versalzung und deren Folgen auf regionaler und landschaftsräumlicher Ebene, sowie die Auswirkungen auf Ökosystemprozesse wie Treibhausgasemissionen oder Nährstoffumsetzungen. Zudem konzentrieren sich die meisten Studien auf wirbellose Wassertiere, während das Wissen über die Auswirkungen der Versalzung auf den unteren und auf den oberen Ebenen aquatischer Nahrungsnetze – wie Mikroorganismen, Fische, Reptilien und Amphibien – begrenzt ist.
Jens Nejstgaard fügt hinzu: «Um diese Herausforderung zu bewältigen, sind gemeinsame Anstrengungen von Forschenden, Akteuren aus der Praxis, lokalen Gemeinschaften und politischen Entscheidungsträgern erforderlich. Wir hoffen, dass die Forschungsagenda diese gemeinsame Anstrengung unterstützt, indem sie fortschrittliche Lösungsansätze aufzeigt und das Interesse an dem globalen Problem einer salzigeren Welt weckt.»
Mehr dazu unter: Trends in Ecology and Evolution
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