Trotz regnerischem Wetter konnten sich die 150 Zuhörerinnen und Zuhörer der VSA-Fachtagung am 14. März im Panoramasaal des Hotels Seeburg in Luzern an einer beeindruckenden Alpenlandschaft erfreuen – in Form eines grossen Ölgemäldes von Ernst Hodel.
Von diesem schönen Bild wurden sie aber bald abgelenkt, denn Damian Dominguez vom BAFU berichtete, dass die Umsetzung der Gewässerschutzgesetzgebung voran geht und dass die Finanzierungslösung sowohl funktioniert als auch gemäss heutigem Wissenstand ausreichen wird. Die ersten Projekte fĂĽhrten zu wegweisenden Entscheiden des BAFU betreffend die Kosten fĂĽr die Subventionen, die anrechenbar sind.Â
Die VSA-Plattform «Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen» stellte anschliessend vor, welche Dokumente in den letzten Jahren erarbeitet wurden und wie weit die Schweiz bezüglich der Realisierung der neuen Reinigungsstufe ist. Allein im letzten Jahr wurden sechs neue Reinigungsstufen zur Elimination von organischen Spurenstoffen eingeweiht. Darunter sind einerseits etablierte Verfahren wie die Ozonung mit Sandfiltration und die Dosierung von Pulveraktivkohle (PAK) mit Sedimentation und Sandfiltration. Andererseits wurden Verfahren umgesetzt, die noch nicht grosstechnisch erprobt sind, zum Beispiel die PAK-Dosierung vor eine Sandfiltration, die PAK-Dosierung direkt in die Belebtschlamm-Biologie und granulierte Aktivkohle (GAK) im Wirbelbett.
Aufgrund der zahlreichen realisierten Projekte mit unterschiedlichen Verfahren regte Adriano Joss (Eawag) an zu diskutieren, ob die PAK-Dosierung vor die Sandfiltration und in die Belebtschlamm-Biologie nun als «etablierte Verfahren» eingestuft werden könnten. Auch zu den GAK-Verfahren liegen bedeutend mehr Informationen vor als noch vor zwei Jahren.
Die Fragen verschieben sich nun von den Pilotprojekten zur konkreten Umsetzung. In der Podiumsdiskussion diskutierten die Betreiber von Kläranlagen folglich nicht nur Planungs- und Bauphase, sondern auch erste Betriebserfahrungen. Sie erzählten, was sich bewährt hat und was sie aus den bisherigen Erfahrungen gelernt haben. Es stellte sich heraus, dass es nicht das einzige und beste Verfahren für alle gibt, sondern dass sich aufgrund der lokalen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen unterschiedliche Best-Varianten ergeben. Diesbezüglich erinnerte Martin Baggenstos vom Ingenieurbüro Hunziker Betatech daran, dass seriöse Variantenvergleiche die Basis für einen guten Verfahrensentscheid sind. Er beschrieb, wie die Machbarkeit, die Wirtschaftlichkeit und qualitative Faktoren in den Verfahrensentscheid einfliessen, und zeigte auf, wie qualitative Einflussfaktoren, beispielsweise Ökologie und Nachhaltigkeit, quantifiziert werden könnten.
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Im letzten Tagungsblock stellte Marc Böhler von der Eawag Möglichkeiten von nachhaltiger Aktivkohle vor. Er betonte, dass der Primärenergieverbrauch und der CO2-Fussabdruck von Aktivkohle-Anlagen stark durch die Herstellung der Aktivkohle geprägt ist. Diese Umweltauswirkungen können massiv gesenkt werden, indem biogene Rohstoffe oder reaktivierte Aktivkohle verwendet werden. Zudem ist die Auswahl einer leistungsstarken Aktivkohle für das jeweilige Abwasser wichtig, um die notwendige Menge zu minimieren. Auf den Nachhaltigkeits-Vortrag folgten die Informationen von Christian Stamm (Eawag), was der Ausbau der Kläranlagen mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe im Gewässer bewirkt. Er zeigte unter anderem auf, dass bei der Kläranlage Herisau bereits kurz nach Inbetriebnahme der PAK-Stufe positive Veränderungen in der aquatischen Flora und Fauna beobachtet wurden.
Zum Schluss öffnete sich der Blick auf das Gesamtsystem bis hin zu den Stoffeinträgen aus Industrie und Gewerbe. Pascal Wunderlin präsentierte die Situationsanalyse «Stoffeinträge aus Industrie und Gewerbe in Gewässer». Sie soll aufzeigen, welche Branchen und Prozesse abwasserrelevant sind. Dieses Thema ist künftig auch ein wichtiger Bestandteil der Arbeiten der VSA-Plattform «Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen».
Mit neuen Ideen und Eindrücken verliessen die Teilnehmenden den Panoramasaal. Das Wetter war zwar immer noch nicht besser und der Luzerner Hausberg, der Pilatus, vor lauter Nebel weit und breit nicht zu sehen. Die Tagung zeigte aber, dass sich der Nebel betreffend der Realisierung der Spurenstoffelimination auf Kläranlagen zunehmend lichtet.
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