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03. April 2025

Glyphosat

Entstehen in Klärschlamm relevante Mengen Glyphosat?

Im März berichtete eine neue Studie aus Deutschland, dass in Kläranlagen Glyphosat aus Zusatzstoffen in Wasch- und Reinigungsmitteln gebildet werden kann. Doch wie bedeutend ist dieser Prozess im Gesamtkontext? Unsere Abschätzung kommt zum Schluss, dass die Bildung von Glyphosat in ARA für die Gewässerbelastung mit Glyphosat vermutlich unerheblich ist.

Glyphosat wird in fast allen untersuchten Fliessgewässern der Schweiz nachgewiesen. Für Glyphosat gilt in der Gewässerschutzverordnung ein Grenzwert von 0.1 µg/L. Dieser Grenzwert wird in vielen Gewässern überschritten. Folglich ist die Glyphosatbelastung in Schweizer Oberflächengewässern als problematisch einzustufen. Auch im Vergleich mit anderen Pflanzenschutzmitteln sind die gemessenen Konzentrationen eher hoch. Aus ökotoxikologischer Sicht ist Glyphosat nach aktuellem Wissensstand für Gewässerlebewesen jedoch eher unbedenklich.

In der Schweiz liegen Untersuchungen vor von Gewässern mit Kläranlageneinleitungen und von Gewässern, die kein gereinigtes Abwasser enthalten. Glyphosat wird auch in Gewässern ohne gereinigtes Abwasser in teilweise hohen Konzentrationen nachgewiesen.

Wie ist die Studie aus Deutschland zu bewerten?

Die Autor/-innen zeigen mit dieser Studie eindeutig, dass Glyphosat in Batch-Experimenten mit realem Klärschlamm als Abbauprodukt von DTPMP entstehen kann. DTPMP ist eine Phosphonsäure, welche unter anderem in Wasch- und Reinigungsmitteln enthalten ist und so in die Kläranlagen gelangt. Glyphosat kann also unter (mehr oder weniger) realen Bedingungen aus DTPMP gebildet werden. Allerdings waren die Umwandlungsraten sehr niedrig, es entstand in den Experimenten nur wenig Glyphosat.

Die Autor/-innen machen in ihrer Studie eine landesweite sehr grobe Abschätzung (für Deutschland), wie hoch die Konzentrationen von Glyphosat im ARA-Auslauf wären. Dazu haben sie die landesweite Einsatzmenge von DTPMP und die Gesamtmenge Abwasser abgeschätzt und mit den experimentell bestimmten Umwandlungsraten gerechnet. Sie berücksichtigen ausserdem die Elimination von Glyphosat in der ARA (hauptsächlich Sorption am Klärschlamm). Sie kommen damit auf Konzentrationen im ARA-Auslauf von 0.001–0.003 µg/L, was 33- bis 100-mal unter dem Grenzwert liegt! Diese Konzentrationen wären mit heute gängigen Analysemethoden gar nicht nachweisbar. Die Glyphosatbildung aus Phosphonaten wäre somit unserer Ansicht nach im Vergleich zu anderen Einträgen vernachlässigbar.

Das sind allerdings sehr grobe Abschätzungen und in realen Kläranlagen könnten die Bildungsraten sowohl tiefer als auch höher liegen. Die Unsicherheiten sind sehr hoch, da noch wenig über diesen Prozess bekannt ist. Die Abschätzung lässt aber vermuten, dass die Bildung von Glyphosat in ARA für die Gewässerbelastung mit Glyphosat unerheblich ist. Auf Grund der sehr tiefen Konzentrationen sieht der VSA zurzeit keinen Grund, einen allfälligen Abbau von Stoffen im Abwasser zu Glyphosat genauer zu betrachten.

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