Zwölf Kläranlagen verfügen bereits über eine Stufe für die Elimination von Mikroverunreinigungen. Alle zwölf Anlagen zusammen reinigen rund 10% des Schweizer Abwassers. Bei weiteren 43 Anlagen läuft bereits die Planungs- oder Bauphase. Die Plattform sorgt dafür, dass das Wissen und die Erfahrungen aus diesen grosstechnischen Umsetzungen den ARA, denen dieser Ausbau noch bevorsteht, zugänglich gemacht werden. Dazu hat die Plattform Wissen und Erfahrungen bei den Betreibern solcher MV-Stufen zusammengetragen, analysiert und Optimierungspotentiale identifiziert. Die Ergebnisse bereiten wir nun auf und geben sie in geeigneter Form im Rahmen von Faktenblättern und Erklärvideos an die interessierten Akteure weiter, insbesondere an künftige Betreiber von MV-Stufen.
Die Plattform begleitet die verfahrenstechnische Entwicklung und erarbeitet dazu fundierte Unterlagen bezüglich Planung, Auslegung und Betrieb für die Entscheidungsträger. Zur granulierten Aktivkohle ist das bereits erfolgt (siehe «Hinweise zur Planung und Auslegung von diskontinuierlich gespülten GAK-Filtern zur Elimination organischer Spurenstoffe aus kommunalem Abwasser» auf www.micropoll.ch). Zu den anderen Verfahren laufen entsprechende Arbeiten. Diese werden im Laufe des Jahres veröffentlicht. Regelmässig treffen Anfragen bezüglich neuartiger Verfahren bei uns ein. Diese Verfahren beurteilen wir oder beraten bezüglich des weiteren Vorgehens.
Seit der Publikation der VSA-Empfehlung «Abklärungen Verfahrenseignung Ozonung» erfolgten diese Untersuchungen bei zahlreichen ARA. Die Datengrundlage vergrösserte sich und neue Erkenntnisse kamen hinzu. Die Plattform hat gemeinsam mit verschiedensten Expertinnen und Experten diese Empfehlung aktualisiert (siehe www.micropoll.ch).
Durch Veränderungen im Einzugsgebiet (z.B. wegen einem neuen, abwasserrelevanten Industriebetrieb) kann sich die Abwasserzusammensetzung signifikant ändern. Aus diesem Grund ist es wichtig, auch nach der Inbetriebnahme der Ozonung die Abwasserzusammensetzung und deren Eignung für die Ozonung zu überwachen. Dazu hat die Plattform gemeinsam mit Expertinnen und Experten ein Überwachungskonzept entwickelt. Dieses Dokument wird zeitnah auf www.micropoll.ch publiziert.
Bei Anlagen mit Aktivkohle ist ein effektiver Rückhalt der Kohle von grosser Wichtigkeit. Dazu laufen aktuell an der Fachhochschule Nordwestschweiz weitere Optimierungen der analytischen Methoden zur Bestimmung des Aktivkohleanteils im ARA-Ablauf. Sobald diese Arbeiten abgeschlossen sind, erfolgt in Zusammenarbeit mit der Plattform ein Transfer der Methodik an interessierte Labore. Es empfiehlt sich, solche Messungen bei Verfahren mit Aktivkohle über eine gewisse Zeit durchzuführen, um mehr Erfahrungen zu den Mess- und Überwachungsmethoden des Aktivkohle-Verlusts zu gewinnen. Die Plattform trägt diese Daten und Erfahrungen zusammen und wertet sie aus. Basierend darauf wird über das weitere Vorgehen entschieden.
Die Produktion von Aktivkohle für die Abwasserreinigung verursacht Treibhausgasemissionen. Umweltfreundlichere Aktivkohleprodukte hat die Eawag, im Auftrag der Plattform, auf ihre Leistung getestet und hinsichtlich ihrer Eignung für den Einsatz auf ARA evaluiert. Die Erkenntnisse daraus werden zeitnah auf www.micropoll.ch aufgeschaltet und dienen für ARA als Unterstützung bei der Auswahl von Aktivkohleprodukten, bei Offert-Anfragen oder bei Ausschreibungen.
Die Überprüfung der Reinigungsleistung von MV-Stufen anhand der Leitsubstanzen erfolgt periodisch und nicht auf täglicher Basis. Wie ist jedoch der Betrieb der MV-Stufe ohne Messung der Leitsubstanzen zu beurteilen? Dazu entwickelt die Plattform gegenwärtig ein Tool, welches Betreiber und Behörden bei der Plausibilisierung des Reinigungseffekts unterstützt.
Seit Mitte 2019 befasst sich die Plattform auch intensiv mit Massnahmen zur Reduktion von Mikroverunreinigungen in den Abwässern von Industrie- und Gewerbebetrieben. Als Grundlage dazu führte die Plattform in Zusammenarbeit mit BAFU, Kantonen und Branchenverbänden eine schweizweite Situationsanalyse zu «Stoffeinträgen aus Industrie und Gewerbe in Gewässer» durch. Der Schlussbericht wird im Herbst in eine Anhörung gehen. Die Analyse zeigte, dass trotz des grossen Fortschritts in den Industrie- und Gewebebetrieben Mikroverunreinigungen, wie Ausgangsstoffe, Zwischen-, Neben- und Umwandlungsprodukte, Wirkstoffe oder Lösungsmittel mit dem gereinigten Betriebsabwasser in die Gewässer gelangen. Der Umgang mit Mikroverunreinigungen in den Betrieben stellt eine grosse Herausforderung dar. Denn vielfach fehlt das Wissen über die relevanten Abwasserinhaltsstoffe, weil in den Betrieben die Funktion des Produkts im Fokus steht, die einzelnen Inhaltsstoffe dieser Produkte unbekannt sind oder sich häufig ändern.
Die Plattform erarbeitete eine Übersicht über abwasserrelevante Stoffe in priorisierten Branchen und Prozessen in den kommenden Jahren und intergiert diese in Leitfäden und Merkblätter des CC Industrie & Gewerbe . Verschiedenste Projekte mit enger Plattformbeteiligung sind bereits angelaufen (z.B. Messkampagnen bei verarbeitenden pharmazeutischen Betrieben). Zusätzlich entwickelt die Plattform Hilfestellungen für den Umgang mit Mikroverunreinigungen für Behörden und Betriebe. Diese helfen bei der Identifizierung und Priorisierung von Stoffemissionen sowie bei der Ableitung von Massnahmen und Einleitbewilligungen.
Haben Sie Fragen zu spezifischen Themen? Besuchen Sie www.micropoll.ch oder kontaktieren Sie die Plattform direkt: pascal.wunderlin@vsa.ch, 058 765 50 37
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