2012 gründeten BAFU, Eawag und VSA die Plattform «Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen», im Zuge der damaligen Änderung des Gewässerschutzgesetzes. Die Kantone, Gemeinden und Abwasserverbände forderten eine praktische Unterstützung, um die noch nicht gängigen Verfahren zur Elimination der Spurenstoffe auf Kläranlagen (ARA) möglichst problemlos umzusetzen. Es entwickelte sich daraus eine wahre Erfolgsgeschichte. Denn die Plattform unterstützte – gemeinsam mit vielen Expertinnen und Experten aus kantonalen Fachstellen, Ingenieurbüros, ARA, Ausrüsterfirmen, Forschung und Entwicklung – in den kommenden Jahren massgeblich den ARA-Ausbau. Ein grosses Dankeschön an alle Beteiligten für ihren Einsatz. Ohne euch wären wir heute nicht da wo wir jetzt sind!
In den kommenden vier Jahren stehen bei der Plattform folgende Themenschwerpunkte im Fokus:
In diesen Themen kommen in den nächsten Jahren grosse Herausforderungen auf die betroffenen Akteure wie Kantone, Gemeinden, ARA und Industrie zu. Deshalb fördern wir den gesamtschweizerischen Wissensaufbau und unterstützen den Austausch zwischen der Forschung, der Privatwirtschaft und den Behörden. Wir führen Projekte zusammen mit den relevanten Akteuren durch. Die Erkenntnisse kommunizieren wir adressatengerecht an die betroffenen Akteure.
Mittlerweile verfügen rund 20 ARA über eine Reinigungsstufe zur Elimination von Spurenstoffen. In den letzten vier Jahren trugen wir die ersten Betriebserfahrungen zusammen und analysierten diese. Die Erkenntnisse gaben wir an die betroffenen Akteure weiter, u.a. auch an jene ARA, welche den Ausbau noch vor sich haben. Auch die Verfahren zur Spurenstoff-Elimination aus dem Abwasser entwickeln sich laufend weiter. Wir dokumentieren daher weiterhin den Wissensstand und halten ihn aktuell.
Rund sieben Jahre nach Inkrafttreten der gesetzlichen Grundlagen am 1.1.2016 wäre man langsam aber sicher in einer Phase der Routine angekommen. Wäre! Denn in der Zwischenzeit fordert die Politik, dass auch jene ARA ausbauen müssen, deren Einleitungen stoffspezifische Grenzwerte in den Gewässern überschreiten (Motion 20.4262). Davon werden auch kleine ARA betroffen sein. Für diese ARA-Grösse gibt es aktuell noch keine Erfahrungen mit solchen Reinigungsverfahren. Wir werden daher in den nächsten vier Jahren das notwendige Wissen und die Erfahrungen auch für kleine ARA aufbauen.
Auswahl an aktuell laufenden Plattform-Projekten im Bereich MV ARA
Wirkt sich der ARA-Ausbau bereits auf die Gewässerqualität aus?
Spezifische Untersuchungen zum Verfahren «Granulierte Aktivkohle (GAK) im Schwebebett».
Energie- und Kostenkennzahlen von MV-Stufen erheben und analysieren.
Aktivkohleschlupf mit neuer Messmethode messen.
Die Aufgaben der Plattform nahmen seit ihrer Gründung vor 10 Jahren laufend zu. Sie wurde auch thematisch breiter: Beispielsweise beschäftigten wir uns mit der Fällmittel-Knappheit auf ARA, oder bearbeiten seit 2019 auch Projekte im Bereich der Stoffeinträge aus Industrie und Gewerbe. Die Stellenprozente wuchsen von anfänglich 40% auf 280%.
Gemeinsam mit dem BAFU, dem CC Industrie und Gewerbe des VSA und vielen weiteren Expertinnen und Experten erarbeiteten wir eine schweizweite Situationsanalyse zu Stoffeinträgen aus Industrie und Gewerbe. Darin identifizierten wir Themen mit Handlungsbedarf und begannen, diese Themen zusammen mit BAFU, der Forschung und der betroffenen Branchen zu bearbeiten. Denn der Bundesrat[1] ist der Ansicht, dass auch Industrie- und Gewerbebetriebe die Mikroverunreinigungen in ihren Abwässern weiter reduzieren müssen.
Auswahl an aktuell laufenden Plattform-Projekten im Bereich Industrie und Gewerbe
Konzept, um Stoffe im Industrieabwasser zu beurteilen und zu priorisieren.
Checkliste, um die Relevanz von Industrieabwasser für Gewässer zu beurteilen.
Leitfaden zum Stand der Technik im Bereich «Chemisch-pharmazeutische Betriebe».
Leitfaden zum Stand der Technik im Bereich «Gesundheitsbetriebe und medizinische Labore».
In der Schweizer Abwasserreinigung werden in den nächsten Jahren auch bei der Stickstoffelimination entscheidende Weichen neu gestellt. Denn künftig müssen ARA den Stickstoff noch besser aus dem Abwasser entfernen (Motion 20.4261). Der Vollzug ist auch hier stark gefordert und benötigt in den kommenden Jahren eine praktische Unterstützung. Insbesondere brauchen die Akteure Antworten zu neu aufkommenden Fragestellungen, sowie mehr Wissen und Erfahrung. Wir werden daher in den nächsten vier Jahren das CC Abwasserreinigung des VSA in diesem Themenbereich unterstützen, um den Wissensaustausch zu fördern, Wissen aufzubauen und an die betroffenen Akteure weiter zu geben. Dazu gehören beispielsweise auch die Erfahrungen aus unseren Nachbarländern Deutschland und Österreich, die deutlich mehr Stickstoff aus dem Abwasser eliminieren als die Schweiz.
Aktuell laufende Plattform-Projekte im Bereich Stickstoffelimination
Erfahrungen mit der Stickstoffrückgewinnung aus dem Faulwasser zusammentragen und analysieren.
Haben Sie Fragen zu spezifischen Themen? Besuchen Sie www.micropoll.ch oder kontaktieren Sie die Plattform: pascal.wunderlin@vsa.ch / Tel. 058 765 50 37
[1] Massnahmen an der Quelle zur Reduktion der Mikroverunreinigungen in den Gewässern. Bericht des Bundesrates in Erfüllung des Postulats 12.3090 Hêche vom 7. März 2012 (LINK)
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