Mit der Infoplattform sponge-city.info Anfangs 2024 hat die naturnahe und klimaangepasste Regenwasserbewirtschaftung an Präsenz gewonnen. Die Website dient als zentrale Drehscheibe und Publikationsplattform für die im Projekt Schwammstadt gesammelten oder entwickelten Kenntnisse.
Auf der Plattform sind aktuell über 30 verschiedene Schwammstadtprojekte dokumentiert, welche in der Schweiz umgesetzt wurden. Diese zeigen die breite Palette der Möglichkeiten auf, wie das Schwammstadt-Prinzip von der Gebäudesanierung im Bestand über die Strassenumgestaltung hin zu neuen Arealüberbauungen umgesetzt werden kann. Dabei wird klar ersichtlich, dass die Umsetzung des Schwammstadt-Prinzips nicht ausschliesslich eine Aufgabe der öffentlichen Hand im öffentlichen Raum ist, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe schlechthin.
Nebst dieser Beispielsammlung ist auf der Infoplattform eine Werkzeugsammlung zu finden, welche laufend erweitert wird. Im Rahmen eines ersten Screenings von bestehenden Raumplanungsinstrumenten und Finanzierungsanreizen in der Schweiz wurden viele gute Textbausteine für Bau- und Zonenordnungen und ähnliche Instrumente sowie Finanzierungsmodelle gesammelt und in der Kategorie «informelle Instrumente» publiziert. Beim Screening wurden auch Lücken identifiziert, welche es in einer weiteren Phase zu schliessen gilt.
In der Werkzeugsammlung ist eine bunte Sammlung von Dokumenten aus dem In- und Ausland zu finden, welche Hilfestellungen bieten für die Planung, die Umsetzung und den Unterhalt von Schwammstadtelementen. Zur Klärung der immer wieder gestellten Frage zum Zusammenhang zwischen Regenwasserbewirtschaftung und Mücken wurde in Zusammenarbeit mit dem Mückennetzwerk Schweiz ein Merkblatt erarbeitet und publiziert. Das Merkblatt vermittelt Grundlagenwissen zu Stechmückenarten, deren Verbreitung und den damit verbundenen Risiken und liefert konkrete Hinweise, wie mit vorbeugenden Massnahmen die Ausbreitung von Stechmückenbrutstätten in den Schwammstadtelementen verhindert wird. Weitere Publikationen zur Klärung von Fragestellungen zu Sicherheitsvorgaben, der Bepflanzung von sickerfähigen Flächen und Mulden sowie eine Empfehlung zum parzellenübergreifenden Regenwassermanagement sind zurzeit in Erarbeitung. Die Infoplattform wird zukünftig auch mit FAQ zu den wichtigsten Fragenstellungen ergänzt.
Für die Planung, Umsetzung und den Unterhalt von Schwammstadtelementen sind Fachleute gefragt, welche vernetzt denken, handeln und interdisziplinär zusammenarbeiten. Eine im Januar 2024 lancierte Webinarreihe vermittelt regelmässig Grundwissen zu verschiedenen Fragestellungen. Die sechs Webinare des ersten Halbjahrs 2024 sowie weitere Webinare zum Thema sind als Aufzeichnungen im Veranstaltungsbereich der Infoplattform oder direkt auf Youtube im VSA-Kanal nachzuschauen. Bisher wurden u.a. urbane Böden, das Wachstum der Stadtbäume und sickerfähige Oberflächengestaltungen thematisiert. In vielen Städten ist die Pflanzung von Bäumen im öffentlichen Raum, gekoppelt mit der Regenwasserbewirtschaftung ein aktuelles Brennpunktthema. Dem Bau von optimierten Baumstandorte, Baumrigolen oder multifunktionalen Pflanzgruben wurde deshalb der Erfahrungsaustausch 2024 gewidmet (siehe Box). Damit wird der aktive Austausch zwischen den Fachleuten gefördert, welcher im Rahmen von Erfahrungsaustauschen und Exkursionen auch ab 2025 in grösserem Rahmen angeboten werden soll. Mit der Lancierung einer mehrtägigen Ausbildung für Schwammstadtkoordinatoren im 2025 sollen zudem Fachleute für die interdisziplinäre und partizipative Zusammenarbeit mit Fokus Schwammstadt geschult werden.
Die dreijährige Pilotphase des Projekts Schwammstadt neigt sich dem Ende zu. Wir haben einiges erreicht und wertvolles Wissen gesammelt und verfügbar gemacht. Es braucht aber noch weitere Schritte und Hilfsmittel, um die gute Praxis in der Breite zu verankern. Das vom VSA gestartete Projekt wird deshalb als Netzwerk Schwammstadt über 2024 hinaus weiterentwickelt. Die Abschlussveranstaltung des VSA-Projekts Schwammstadt mit Ausblick auf die nächste Projektphase findet im Rahmen der Mitgliederversammlung und Fachtagung des VSA vom 8. Mai 2025 in Fribourg statt.
Am Vormittag präsentierten die Stadt Lausanne gemeinsam mit der HEPIA die multifunktionalen Pflanzgruben, welche sie gemeinsam entwickelt haben. Diese Pflanzgruben, welche eine Weiterentwicklung der Stockholmer Gruben darstellen, wurden so ausgelegt, um einerseits einen möglichst grossen Wurzelraum und eine optimale Wasserverfügbarkeit für Bäume zu gewährleisten und andererseits die städtischen Vorgaben für den Regenwasserrückhalt bei Regenereignissen zu erfüllen. Die ersten Testergebnisse der eingesetzten Terra Preta (TP70, mit hohem Anteil an mit Kompost vorkonditionierter Pflanzenkohle) bzgl. Fruchtbarkeit und Schadstoffrückhalt, sind vielversprechend. Ähnliche Untersuchungen aus Deutschschweizer Städten wurden durch die ZHAW und die OST durchgeführt und präsentiert. Auch in diesen Fällen scheinen multifunktionale Pflanzgruben oder Baumrigolen vielversprechende Bauelemente für die Umsetzung der Schwammstadt insb. im öffentlichen, stark beanspruchten Raum zu sein. In der Podiumsdiskussion betonten alle Referenten, dass diese Lösungen aber mit entsprechend höheren Investitionskosten verbunden sind und nur dort eingesetzt werden sollten, wo diese Multifunktionalität zwingend erforderlich ist. Damit die entsprechenden Leistungen erfüllt werden können, ist die Qualität der Baumsubstrate, insb. der Pflanzenkohle massgebend. Solche multifunktionale Pflanzgruben sind keine vorgefertigten Standard-Einbauelemente sondern bedürfen einer sorgfältigen Planung und Anpassung an die jeweiligen lokalen Gegebenheiten der einzelnen Projekte.
Der Nachmittag bot den Teilnehmern die Gelegenheit bei einer Exkursion durch das Ökoquartier «Les Plaines-du-Loup» die konkrete Umsetzung der multifunktionalen Pflanzgruben zu besichtigen und sich bei Workshops mit Beispielen der Städten Zürich und Luzern über Vor- und Nachteile, offene Fragestellungen, technische Detailfragen und vieles mehr im Zusammenhang mit dem Bau von Baumrigolen auszutauschen. Die Diskussionen zeigten, dass ein grosses Interesse vorhanden ist, Fachwissen vielerorts im Aufbau ist und ein regelmässiger Austausch der gewonnen Erfahrungen in den nächsten Jahren für eine erfolgreiche Umsetzung dieses Schwammstadt-Bauelements erforderlich ist.
«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.
Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.
Kommentare (0)