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03. Mai 2021

CC Gewässer - Plattform Wasserqualität

«Unsere Kompetenz liegt bei Fragen der Oberflächengewässerbelastung mit Mikroverunreinigungen und beim ökologischen Gewässerzustand»

Die Plattform Wasserqualität des VSA fördert und unterstützt den Austausch zwischen Forschung, Privatwirtschaft und Behörden. Ihre Fachkompetenz liegt bei Fragen der Oberflächengewässerbelastung mit Mikroverunreinigungen und beim ökologischen Gewässerzustand. Irene Wittmer leitet die Plattform und gibt über deren Tätigkeiten Auskunft.

Irene Wittmer, die VSA-Plattform «Wasserqualität» gibt es seit 2015. Welche Aufgaben nehmen Sie und Ihre Mitarbeitenden wahr?

Der Fokus unserer Arbeit liegt auf Mikroverunreinigungen sowie dem biologischen Zustand von Oberflächengewässern. Wir unterstützen in diesem Bereich die Wissensvermittlung, fördern den Erfahrungsaustausch und klären offene Fragen.

Wie muss ich mir das konkret vorstellen?

Als Plattform sammeln wir aktuelles Wissen.  Beispielsweise sind wir daran, gewässerrelevante Stoffe wie bestimmte Pestizide, aber auch Arzneimittel und Industriechemikalien zu identifizieren, damit sie in Zukunft in der Schweiz in den Fliessgewässern untersucht werden. Aber auch die biologischen Erhebungsmethoden müssen an neue Erkenntnisse und Herausforderungen wie beispielsweise dem Klimawandel angepasst werden. Im Rahmen des Modul-Stufen-Konzepts MSK leiten oder unterstützen wir solche Überarbeitungen.

Ist das erarbeitete Wissen zugänglich für Interessierte?

Natürlich, das gehört zu unserem Auftrag. Wir bereiten das gewonnene Wissen auf und stellen es anderen Fachleuten aus der Praxis in geeigneter Form zur Verfügung. Das können angewandte Fachartikel oder Vorträge sein, aber auch direkte Anfragen. Wir beantworten jährlich fünfzig bis hundert Anfragen rund um das Thema Wasserqualität.

Das klingt nach breit vernetzter naturwissenschaftlicher Arbeit, oder täuscht der Eindruck?

Den aktiven Erfahrungs- und Wissenstausch mit Kolleginnen und Kollegen finde ich sehr wichtig, sei dies mit kantonalen Fachstellen, Bundesfachstellen aber auch mit Öko- oder Ingenieurbüros. Ein wichtiger Aspekt ist zudem der Austausch mit Forschenden. Es ist daher sehr wertvoll, dass unsere Arbeitsplätze an der Eawag lokalisiert und wir in die «Forschungs-Community» eingebunden sind. Nebst den verschiedenen Gruppen ist auch der Austausch über die Sprachgrenzen hinweg wichtig, dies gelingt uns mit zwei französischsprachigen Mitarbeitenden und dem VSA-Büro in der Romandie.

Profitieren denn alle Beteiligten vom Wissens- und Erfahrungsaustausch?

Ja definitiv. Einerseits stellen wir wie bereits erwähnt gesammeltes Wissen zur Verfügung. Andererseits haben zahlreiche Kantone, die Forschung und gewisse Büros wichtige Erfahrungen bei der Untersuchung von Oberflächengewässern gesammelt, was uns wiederum hilft, die Situation in der Schweiz zu erfassen und schweizweit akzeptierte Monitoringkonzepte vorzuschlagen. So unterstützen wir beispielsweise die von Bund und Kantonen gemeinsam durchgeführten Erhebungen der Wasserqualität (NAWA) und leiten zusammen mit dem BAFU das Modul-Stufen-Konzept, die Methodensammlung zur Erfassung und Beurteilung der Wasserqualität.

Und in dieser Zusammenarbeit entstehen dann auch neue Fragestellungen?

Ja genau. In Zusammenarbeit mit den Akteuren aus der Forschung und den Behörden identifizieren wir offene Fragen, welche im Zusammenhang mit Erfassung und Beurteilung der Wasserqualität stehen. Zudem beantworten wir auch offene Fragen der  VSA-CC zum Monitoring von Mikroverunreinigungen in Gewässern oder zum biologischen Gewässerzustand. Je nach Komplexität der Fragestellung werden diese direkt von den Mitarbeitenden der Plattform bearbeitet oder es werden Projekte, teilweise auch in der Forschung, initiiert und begleitet.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Paul Sicher

Irene Wittmer

Irene Wittmer hat an der ETH Zürich Umweltnaturwissenschaften studiert und an der Eawag promoviert. Danach arbeitete Sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das BAFU und die Eawag. Seit 2015 leitet sie die Plattform Wasserqualität des VSA mit fünf Mitarbeitenden.

Plattform Wasserqualität

Die Erfassung der Qualität oberirdischer Gewässer ist in der Schweiz Aufgabe der kantonalen Vollzugsbehörden. Die Gewässerqualität kann durch verschiedene Belastungen beeinträchtigt sein, wie z. B. durch den Eintrag von unerwünschten Stoffen oder ökomorphologische Defizite. Durch die beeinträchtigten Lebensräume verändert sich auch die Zusammensetzung der Gewässerorganismen. Das Modul-Stufen-Konzept MSK stellt Untersuchungsmethoden zu den verschiedenen Aspekten der Gewässerqualität zur Verfügung (stoffliche Verunreinigungen, biologische Untersuchungen, Ökomorphologie, u.a.m.).Es ist ein gemeinsames Projekt der kantonalen Fachstellen, des Bundes, der Eawag und dem VSA. Seit 2018 leitet die VSA-Plattform Wasserqualität in Zusammenarbeit mit dem BAFU das MSK.

Erhebungen des letzten Jahrzehnts von Bund und Kantonen zeigten, dass Mikroverunreinigungen, allen voran Pflanzenschutzmittel und Arzneimittel, in den Gewässern des Schweizer Mittellandes die Wasserlebewesen beeinträchtigen. Damit ist gemäss Gewässerschutzgesetzgebung Handlungsbedarf gegeben. Das Gesetz schreibt als oberstes Ziel vor, dass Gewässer vor nachteiligen Einwirkungen zu schützen sind. Verschiedene weitere Artikel im Gewässerschutzgesetz und der Gewässerschutzverordnung konkretisieren dieses Ziel. Dabei werden Grenzwerte für gewisse Stoffe festgelegt aber auch die Informationspflicht zum Gewässerzustand durch die Behörden verankert sowie das Vorgehen festgelegt, wie in einem Verunreinigungsfall vorzugehen ist.

Diesen gesetzlichen Ansprüchen gerecht zu werden, ist eine grosse Herausforderung. Um diese anzupacken, ist ein ständiger Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Forschung, Behörden und Privatunternehmen nötig. Zu diesem Zweck gründeten die Eawag, das BAFU und der VSA die Plattform Wasserqualität, die im CC-Gewässer des VSA angesiedelt ist.

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