Martina Küng, Sie sind Gewässerökologin und Projektleiterin Siedlungswasserbau bei Holinger AG. Wie sind Sie zur Siedlungswasserwirtschaft gekommen?
Gewässer haben mich schon immer sehr in Bann gezogen und fasziniert. So lag es nahe, dass ich mich auch beruflich mit Gewässern beschäftigen wollte. Ich studierte schliesslich Umweltingenieurin und vertiefte mich in Gewässerökologie und war bereits mitten drin im spannenden Fachgebiet der Gewässer.
Was tun Sie als Gewässerökologin?
Als Gewässerökologin betrachte ich stehende Gewässer und Fliessgewässer und beantworte Fragen zur Gewässerqualität oder Biodiversität. Ergänzend zur chemischen Qualitätsbeurteilung ermöglicht uns das Wissen um die Gewässerökologie, die Gewässerqualität mittels Bioindikation längerfristig zu beurteilen. Wir gehen Fragen auf den Grund, wie sich beispielsweise eine Abwasser-Einleitstelle auf den jeweiligen Gewässerabschnitt auswirkt. Noch spannender wird es, wenn man dann das gesamte System betrachten kann. Wer leitet welches Wasser wo ein? Welche Massnahmen bieten sich zur Verbesserung der Gewässerqualität an, welche Massnahmen sind letztlich nachhaltig erfolgreich?
Um diese Systemfragen im Gesamtkontext zu verstehen, habe ich zusätzlich die Masterausbildung als Bauingenieurin absolviert und abgeschlossen. Damit bin ich nun an der Schnittstelle von Gewässerökologie, Wasserbau und Siedlungsentwässerung tätig. Das passt sehr gut für mich und erlaubt mir den integralen Blick auf das ganze System.
«Heute stehen unsere Gewässer unter einem unglaublichen Nutzungsdruck, welcher sich auf die Biodiversität und die Gewässerqualität auswirkt.»
Was fasziniert Sie am Thema, an ihrer Arbeit?
Wie bereits erwähnt, finde ich natürliche Gewässer extrem faszinierend. Heute stehen unsere Gewässer unter einem unglaublichen Nutzungsdruck, welcher sich auf die Biodiversität und die Gewässerqualität auswirkt. Wir nutzen Gewässer als Naherholung, wir haben die Fischerei, den Hochwasserschutz, die Siedlungsentwässerung leitet Wasser in Gewässer ein, die Landwirtschaft nutzt Gewässer und belastet diese gleichzeitig und schliesslich wirkt sich der Klimawandel auf unsere Gewässer aus. Die Gewässer «sauber und lebendig» zu erhalten, ist eine komplexe und herausfordernde Aufgabe geworden.
Wie lange kennen Sie den VSA, seit wann sind Sie bereits im VSA aktiv?
Ich lernte den VSA bereits in meiner ersten Festanstellung nach dem Studium kennen und schätzen. Ich nutze seither das Aus- und Weiterbildungsangebot, den Erfahrungsaustausch und auch das konkrete Anwenden der Richtlinien. Zudem bin ich Prüfungsexpertin bei den mündlichen Prüfungen der Klärwerkfachleute, habe verschiedene Referate an VSA-Anlässen gehalten und als Mitglied der Arbeitsgruppe bei der Erarbeitung des Moduls G der Richtlinie Abwasserbewirtschaftung bei Regenwetter mitgearbeitet.
Was reizt Sie, das CC Gewässer zu leiten?
Als Frau der Praxis kenne ich die alltäglichen Probleme in unserem Tätigkeitsfeld und den Bedarf an Lösungen und Hilfestellungen. Ich möchte hier meinen Beitrag leisten, im CC Gewässer für die Praxis geeignete Richtlinien zu entwickeln, das Weiterbildungsangebot bedarfsorientiert weiterzuentwickeln und mit meinen Kolleginnen und Kollegen interdisziplinär zusammenzuarbeiten und unser berufliches Netzwerk zu festigen.
Welches Pensum werden Sie für den VSA leisten?
Als Leiterin des CC Gewässers bin ich in einem 15% Pensum angestellt. Bei der Holinger AG in Bern arbeite ich in einem 80% Pensum.
Sie übernehmen im Januar die Leitung des CC-Gewässer, was sind die aktuellen Themen, was packen Sie als erstes an?
Aktuell schliessen wir die Arbeiten zum «Modul G» der Richtlinie Abwasserbewirtschaftung bei Regenwetter ab. Dabei geht es darum, wie man Einleitstellen in Gewässer beurteilt. Das Modul G wird im Aqua & Gas N°1|2022 vorgestellt.
Ich habe viele Ideen und Themenfelder aus der Praxis, welche wir im CC Gewässer verfolgen könnten. Diese möchte ich aber zuerst mit meinem Leitungsteam besprechen und zusammen das Programm festlegen. Dabei ist es mir wichtig, uns in der neuen Konstellation als Leitungsteam zu festigen und eben zusammen die Prioritäten festzulegen. Ich freue mich sehr darauf.
«Mir ist wichtig, dass sich unsere Fachleute im CC und auch in den anderen CCs einbringen und mit Ideen, Anregungen oder Kritik auf mich zukommen.»
Auf was freuen Sie sich besonders?
Das interdisziplinäre Arbeiten und Lösungen für die Praxis erarbeiten.
Haben Sie auch Wünsche an den VSA und die CC-Mitglieder?
Mir ist wichtig, dass sich unsere Fachleute im CC und auch in den anderen CCs einbringen und mit Ideen, Anregungen oder Kritik auf mich zukommen.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in Ihrer neuen Funktion und viel Erfolg.
Martina Küng, Foto VSA
Martina Küng ist 1989 geboren, studierte an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und der Berner Fachhochschule. Sie schloss als Umweltingenieurin (Bachelor) und als Bauingenieurin (Master) ab. Sie ist seit 2018 bei Holinger AG in Bern als Gewässerökologin tätig. Martina Küng wohnt in Bern. Sie ist leidenschaftliche Taucherin und verfügt über das Zertifikat «geprüfte Forschungstaucherin». Zudem führt sie als J+S-Leiterin Kinder und Jugendliche auf Ski- und Bergtouren.
Christian Götz leitete das CC Gewässer von Mai 2016 bis Dezember 2021. Er studierte an der ETH Zürich Umweltwissenschaften und doktorierte in Umweltchemie. Er beschäftigte sich in seiner Laufbahn beruflich intensiv mit der Spurenstoffproblematik. Christian Götz lebt mit seiner Familie in Dübendorf.
Christian Götz, Foto (c) VSA
Das grosse Thema, welches Christian mit dem CC Gewässer bearbeitete, waren organische Spurenstoffverunreinigungen in Oberflächengewässer. Dabei war ihm die enge Zusammenarbeit mit der Plattform Wasserqualität ein grosses Anliegen. In dieser Konstellation konnte der VSA die Behörden bzgl. Spurenstoffbelastung der Gewässer sensibilisieren. Christian steht dem CC Gewässer nach wie vor im Leitungsteam mit seinem Fachwissen zur Verfügung. Er freut sich sehr auf seine neue Rolle und die Zusammenarbeit mit Martina Küng. Ihr wünscht er viel Spass und Erfolg in ihrer neuen Funktion. «Die Thematik ist extrem spannend, aber auch sehr breit».
Der VSA bedankt sich bei Christian Götz für sein langjähriges und wertvolles Engagement.
Vertiefte Informationen und Kontaktmöglichkeiten sind auf der Website des CC Gewässer verfügbar.
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