Plattform für Wasser, Gas und Wärme
News
13. Januar 2025

CC Abwasserreinigung

Netto-Null in der Abwasserentsorgung

Mit dem Netto-Null Ziel wird die Abwasserentsorgung die Treibhausgasemissionen für den Bau und Betrieb der Anlagen minimieren. Das CC Abwasserreinigung hat zu diesem Zweck verschiedene Dokumente entwickelt und empfiehlt, für die Massnahmenfinanzierung bestehende Förderbeiträge der Stiftung KliK zu nutzen. Ausserdem ist ein Positionspapier zur Spurenstoffelimination in Arbeit.
Reto Manser, Michael Mattle, 

Mit dem Volksentscheid vom 18. Juni 2023 zugunsten des Klima- und Innovationsgesetzes (KlG) wurde das Netto-Null Ziel für das Jahr 2050 in der Schweiz gesetzlich verankert. Netto-Null bedeutet ein Gleichgewicht aller Emissionsquellen und -senken der Schweiz. Konkret gilt es, primär die vermeidbaren Emissionen zu reduzieren und die unvermeidbaren Emissionen durch Senken (CO2-Speicherung) zu kompensieren. Somit sind auch die Abwasserentsorgung und die Abwasserreinigung im Speziellen gefordert, das Netto-Null Ziel bis 2050 zu erreichen.

Überarbeitung und Ergänzung Leitfaden Energie

Der Fokus auf Netto-Null entspricht einem Paradigmenwechsel in der Abwasserentsorgung. Während früher primär ein möglichst geringer Energieverbrauch (vor allem Strom) und eine möglichst hohe Energieproduktion als Ziel galten, sind nun primär die Treibhausgasemissionen für den Betrieb und den Bau der Anlagen zu minimieren.

Wichtig ist zu erwähnen, dass das hauptsächliche Ziel der Abwasserentsorgung die Siedlungshygiene und der Gewässerschutz ist. Damit leistet der Sektor einen unverzichtbaren Beitrag zur öffentlichen Gesundheit und zum Umweltschutz. Unter Berücksichtigung dieses Hauptziels kann die Abwasserentsorgung mit zwei Stossrichtungen ihren Beitrag zum Netto-Null Ziel leisten:

  • Stossrichtung 1: Minimierung der Treibhausgasemissionen (THG) beim Betrieb und Bau (inkl. Negativemissionstechnologien)
  • Stossrichtung 2: Minimierung des Energieverbrauchs sowie Maximierung der Energieproduktion

Die Aktualisierung und Ergänzung des Leitfadens «Energie in ARA» (Stossrichtung 2) sowie die Erarbeitung eines neuen Leitfadens «Treibhausgase in der Abwasserentsorgung» (Stossrichtung 1) sind weit fortgeschritten. Zusammen mit einer neuen Empfehlung «Netto-Null in der Abwasserentsorgung» ist die Vernehmlassung der drei Dokumente im ersten Quartal 2025 geplant.

Finanzielle Anreize – Massnahmen rasch umsetzen

Zurzeit besteht keine gesetzliche Pflicht, Massnahmen zur Erreichung des Netto-Null Ziels in der Abwasserentsorgung umzusetzen. Es ist aber davon auszugehen, dass diese Pflicht im Rahmen einer kommenden Revision des CO2-Gesetzes aufgenommen wird.

Eine rasche Reduktion der Emissionen ist wichtig, um unseren Einfluss auf die Klimaveränderung zu minimieren. Bis mindestens 2030 stehen für verschiedene Massnahmen hohe Förderbeiträge der Stiftung KliK[1] zur Verfügung. Daher empfiehlt der VSA den Betreibern, die beitragsberechtigten Massnahmen auch ohne aktuell gesetzliche Pflicht rasch umzusetzen und somit als gutes Beispiel voranzugehen.[2]

Mit der Abwasserwärmenutzung kann die Abwasserentsorgung einen Beitrag an das Netto-Null Ziel der Schweiz leisten. Auch hierzu stehen bis mindestens 2030 Förderbeiträge der Stiftung KliK zur Verfügung. Der VSA hat dazu im März ein Positionspapier[3] publiziert.

Positionspapiere Stickstoff- und Spurenstoffelimination

Das Positionspapier Stickstoffelimination konnte Ende Februar 2024 veröffentlicht werden. Bei der Spurenstoffelimination hat die Vernehmlassung mehr Zeit in Anspruch genommen. Fragen zur Finanzierung, zum Umfang des Ausbaus sowie zu Massnahmen an der Quelle wurden intensiv diskutiert. Mit der Publikation ist nach der Freigabe durch den Vorstand im ersten Quartal 2025 zu rechnen.

Kreislaufwirtschaft

Im Rahmen der parlamentarischen Initiative «Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken» hat das Parlament bei der stofflichen Verwertung von Phosphor aus Klärschlamm eine nicht unwesentliche Anpassung im Umweltschutzgesetz verankert. Neu wird der Bundesrat anhand des inländischen Bedarfs die Phosphormenge festlegen, welche aus dem Klärschlamm zurückgewonnen werden muss. Diese Menge wird sich am Düngerbedarf orientieren und ist geringer als die verwertbare Phosphormenge aus dem Klärschlamm. Die zugehörige Verordnung über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (VVEA) ist zurzeit in der Vernehmlassung. Für die Umsetzung muss neben der nationalen Koordination der Stoffströme somit auch ein finanzieller Ausgleichsmechanismus geschaffen werden, da nicht alle ARA gleichermassen betroffen sein werden. Die Arbeitsgruppe «Umsetzung Kantone» von SwissPhosphor ist daran, die nächsten Schritte in Richtung Umsetzung einzuschlagen.

Zur Rückgewinnung von Stickstoff hat die Plattform «Verfahrenstechnik Mikroverunreinigung» eine Studie erarbeiten lassen, welche demnächst veröffentlicht wird. Sie gibt einen Überblick über den aktuellen Stand, die Wirtschaftlichkeit sowie Treibhausgasemissionen.

Herzlichen Dank

Die kleineren und grösseren Projekte zur Organisation von Anlässen und zur Erarbeitung von Leitfäden, Empfehlungen und Richtlinien sind nur möglich dank eurem Engagement als Mitglied in einem Projektteam oder als aufmerksame und kritische Reviewerin bei den Vernehmlassungen. Herzlichen Dank für euren Einsatz!

Anlässe

17.6.2025: CC-Anlass, ara region bern ag

24.6.2025 PEAK/VSA Tagung Stickstoffelimination, Lausanne

16.9.2025 Tagung «best-practice» Stickstoffelimination, ähnliche Tagung wie PEAK/VSA Wassertage in der Romandie

Nov, 2025: Fachkurs Steuerungstechnik (Datum und Programm folgen)

Kommentar erfassen

Kommentare (0)

e-Paper

«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.

Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.

Die «gazette» gibt es auch als E-Paper. Sämtliche bisher erschienen Ausgaben sind frei zugänglich.