Wir möchten hier die Gelegenheit nutzen, einige aktuelle Themen der ARA-Branche zu beleuchten und aufzuzeigen, wie der Stand der Arbeiten ist. Aufgrund des Redaktionsschlusses sind die nachfolgenden Informationen von anfangs Januar. Ende Januar fand ein «online-CC-Fenster» statt, an dem die Themen ebenfalls vorgestellt wurden. Die aktuellen Unterlagen sind auf der VSA-Website unter «CC-Abwasserreinigung» zu finden.
Seit Sommer 2022 beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema Strommangellage. Nach aktuellem Wissensstand ist eine Mangellage im Frühjahr 2023 eher unwahrscheinlich, der nächste Winter dürfte aber nochmals schwierig werden. Im Fall einer Strommangellage gibt es ein vierstufiges Vorgehen. Um dieses zu präzisieren, hat der Bund im November 2022 die entsprechenden Bewirtschaftungsverordnungen in eine Vernehmlassung gegeben.
Problematisch für ARA, resp. Gewässer, werden insbesondere die Stufen Kontingentierung und Netzabschaltungen. Eine deutliche Reduktion des Stromverbrauchs wirkt sich unweigerlich auf die Reinigungsleistung einer ARA und damit auf die Gewässer aus. In der Vernehmlassung haben wir auf diese Problematik hingewiesen und sind im Austausch mit Bund und Kantonen, um ein geeignetes Vorgehen vorzuschlagen.
Obwohl ARA von den zyklischen Netzabschaltungen ausgenommen sind, ist dies bei der Mehrheit der Anlagen technisch nicht möglich. Zusätzlich ist auch das Kanalnetz betroffen, d.h. bei Abschaltungen werden Pumpwerke abgestellt, und es kommt zu Rückstau und allenfalls Entlastungen, resp. Rückstau in Keller/Untergeschosse. Wir werden so rasch wie möglich über Handlungsoptionen und Empfehlungen für ARA- und Netzbetreiber informieren. Bitte beachten Sie auch die Updates im VSA-Newsletter.
Ab Ende August kam es auf vielen ARA zu Lieferengpässen mit eisenhaltigen Fällmitteln – teils waren die Liefermengen geringer, teils mussten Ersatzprodukte eingesetzt werden. Diese Fällmittelknappheit war ein fast europaweites Problem mit verschiedenen Ursachen (gestiegene Energiepreise, Knappheit von Salzsäure, Transportengpässe, wirtschaftliche Unsicherheit). Der VSA hat sich darauf mit Produzenten und Lieferanten ausgetauscht sowie mit den Kantonen eine Umfrage bei ARA durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass die überwiegende Mehrheit der Anlagen nicht von Lieferengpässen betroffen ist, resp. gut mit Ersatzprodukten versorgt wird – nur vereinzelt wurde zurückgemeldet, dass nicht genügend Fällmittel vorhanden ist. Die Versorgungslage hat sich mittlerweile stabilisiert, allerdings auf einem höheren Preisniveau. Wir werden die Lage weiter beobachten und auf der Homepage über wesentliche Entwicklungen informieren.
Die Grundlagenerarbeitung des BAFU bezgl. der Motion 20.4261 ist bereits weit fortgeschritten, der Gesetzgebungsprozess wird dieses Jahr starten. Aufgrund der Arbeiten haben wir uns Grundsätze für eine VSA-Position überlegt, diese innerhalb des CC diskutiert und sind nun daran, das Positionspapier detaillierter auszuarbeiten, damit wir uns gefestigt in diese Diskussionen einbringen können. Das Positionspapier wird nochmals in Zirkulation gegeben.
Ende Oktober hat die EU einen neuen Entwurf der Kommunalabwasserrichtlinie vorgestellt – dieser wird aktuell innerhalb der EU-Gremien und Mitgliedstaaten diskutiert. In diesem Entwurf ist eine Stickstoffelimination von 85% für grössere ARA vorgesehen. Diese hohe Eliminationsleistung würde allerdings eine riesige Herausforderung darstellen und wird innerhalb der europäischen Fachverbände sehr skeptisch betrachtet.
Parallel zur Motion 20.4261 laufen auch die Arbeiten zur Motion 20.4262 «Spurenstoffelimination für alle ARA». Auch bei dieser Motion ist der VSA in die Grundlagenerarbeitung involviert. Damit wir uns breit abgestützt einbringen können, ist auch zu diesem Thema ein Positionspapier in Arbeit.
Im Projekt «SwissPhosphor» des BAFU, das mit allen Beteiligten Grundlagen zur Umsetzung des Phosphor-Recyclings erarbeiten soll, sind vier Arbeitsgruppen zu den Themen Vollzug/Umsetzung Kantone, Finanzierung, Technik und Produkte aktiv. Die Arbeitsgruppe Finanzierung hat verschiedene Finanzierungsmodelle geprüft, bewertet und eine engere Auswahl getroffen. Diese Arbeiten wurden in einem Bericht zusammengefasst, zu dem wir die Rückmeldungen aus dem CC abgeholt und weitergeleitet haben. Da die Erlöse aus dem Verkauf von Phosphorrezyklaten die anfallenden Kosten nicht decken können, müssen diese Mehrkosten aus anderen Quellen finanziert werden. Es zeichnet sich nun ab, dass diese Mehrkosten über die Abwassergebühren gedeckt werden. Grosse Fragezeichen gibt es unserer Ansicht nach jedoch noch bei der Mittelverwendung.
Zum Stand der Arbeiten der anderen Arbeitsgruppen werden wir bei nächster Gelegenheit informieren.
Wir haben letztes Jahr neben dem «ordentlichen» CC-Treffen das neue Format «online-CC-Fenster» eingeführt. Aus unserer Sicht hat es sich bewährt, bei beiden Durchführungen waren zwischen 30 und 60 Personen anwesend. Wir haben daher beschlossen, das Format auch 2023 weiterzuführen. Da aber auch der persönliche Austausch wichtig ist, werden wir auch diesen Sommer ein CC-Treffen organisieren. Bisher sind folgende Veranstaltungen in Planung:
Wir werden bei Bedarf kurzfristig Anlässe zu aktuellen Themen (Motionen, Phosphorrecycling) durchführen und über CC-Mailings informieren.
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