Organisiert hatte den Fachaustausch Adrian Rieder (Wasserversorgung Zürich, WVZ, und Vorsitzender der W-UK3 «Wassergewinnung, -speicherung und -verteilung» zusammen mit Markus Biner, Fachspezialist Wasser beim SVGW. Begrüsst wurden die rund 30 Teilnehmenden von Markus Roth, Direktor der Wasserversorgung Zürich, und Rolf Meier, SVGW-Vizedirektor und Bereichsleiter Wasser.
Viele kleine und mittlere Wasserversorgungen kämpfen mit ähnlichen Problemen, die es erschweren, den Betrieb optimal zu gestalten. Zu nennen sind hier vor allem: Personalmangel, unzureichende Dokumentation des Wassernetzes, fehlende systematische Erhebung und Auswertung von Messdaten und schlecht gepflegtes oder völlig fehlendes GIS. Thomas Bernard (Fraunhofer IOSB) und Jochen Deuerlein (3SConsult GmbH) stellten W-Net 4.0, eine webbasierte Plattform, vor, die Wasserversorgungen darin unterstützt, ihr Netz bedarfsgerecht zu betreiben, zu pflegen und Veränderungen im Netz vorab zu simulieren. In dieser sind GIS-System, Simulationssoftware und Datenanalyse-Tools vereint. Im Anschluss präsentierte Deuerlein eine weitere Plattform (TwinOptPRO), die mithilfe von intelligenter Prognose-, Steuerungs- und Überwachungssoftware den optimierten und sicheren Betrieb von Reservoiren ermöglicht. Damit lassen sich nicht nur Kosten für Pumpenstrom einsparen, sondern auch die Nutzung regenerativer Energiequellen optimieren.
Die Protokollierung von PE-Schweissarbeiten geschieht zurzeit auf der Baustelle meist handschriftlich. Julian Kirner (GF) und Frederik Gilroy (aliaxis) stellten eine digitale Lösung für die Dokumentation von Schweissverbindungen vor. Mit dieser werden, wie bei der händischen Protokollierung, Projektdaten, Bauteildaten, Schweissdaten sowie Umgebungsdaten und Schweissbedingungen erfasst (siehe auch Beitrag im A&G 3/2023, S. 38). Anja Herlyn (WIFPartner) ging in ihrem Vortrag der Frage nach wie sich der Prozess des koordinierten Bauens verbindlich und nachvollziehbar gestalten lässt. Herlyn erklärte: «Wir brauchen einen starken Verbindungsprozess zwischen den einzelnen Playern. Wir müssen den Prozess durch die Möglichkeiten der Digitalisierung für alle Beteiligten einfach und nachvollziehbar gestalten.» Dabei helfe ein webbasiertes Tool – KIT.tool - , das Nutzende unterstützt, alle gemeldeten Bedürfnisse zu gemeinsamen Massnahmenperimetern zusammenzufassen und alle getroffenen Massnahmen nachvollziehbar zu protokollieren.
Rolf Meier stellte das 2021 erschienene SVGW-Merkblatt W10034 «Einsatz von elektronischen, fernablesbaren Wasserzählern (Smart Meter) durch Wasserversorgungsunternehmen» kurz vor. Anschliessend berichtete Andy Markwalder (WVZ), wie die Wasserversorgung Zürich den Prozess hin zu Smart Metern angeht. Es brauche Mut zur Veränderung, so Markwalder. Es sei nicht zielführend, einfach bestehende Prozesse zu digitalisieren, sondern die Prozesse müssten gesamthaft neu entwickelt werden. Urs Imhof (gwf) wies darauf hin, dass heutige Wasserzähler mehr könnten, als nur den Verbrauch messen. Insbesondere könnten intelligente Messystem den Wasserversorgern dabei helfen, ihre Netzinvestitionen am richtigen Ort zu priorisieren.
Nachdem Rolf Meier die Aktivitäten des SVGW (Dossier zur Strommangellage und Empfehlung W1018 IKT-Minimalstandard in der Wasserversorgung) zu diesen beiden Themen zusammengefasst hatte, drehte sich Patrick Ernis (Rittmeyer AG) Referat um die Cybersicherheit. Schutzziele im IT-Bereich seien Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität. Während in der Bürowelt (IT) Vertraulichkeit an erster Stelle stehe, sei in der operativen Welt (OT) die Verfügbarkeit am wichtigsten. Erni zählte typische Schwachstellen auf, die sich mit geeigneten Massnahmen reduzieren oder beseitigen liessen. Abschliessend hob er die hohe Relevanz von Backups und eines Wiederherstellungsplans hervor, die zum Zuge kämen, falls trotz aller Schutzmassnahmen ein Cyber-Angriff gelänge.
Einsatz von Recycling-Material sei zwar aufgrund der Hygiene (Trinkwasser) bzw. von Sicherheitsaspekten (Gas, Anergie) gemäss EU-Normen (EN1555. EN12201) und SVGW-Richtlinien (G2, W4, F2) nicht zulässig, wie Michael Gressmann vom VKR ausführte, aber für die Produktion von Kabelschutzrohren (Strom, Telekom) lasse es sich sehr wohl einsetzen. Gressmann nannte vier Baustellenabfälle beim Rohrleitungsbau, die dem Recycling zugeführt anstatt verbrannt werden sollten: Späne vom Stumpfschweissen, Verpackungsfolien aus PE-LD, abgeschnittene Rohrteile und rote Verschlussklappen. Er wies darauf hin: «Baustellen-Verschmutzung stellt kein Problem beim Recycling dar.» Momentan werde ein SVGW-Merkblatt erarbeitet, um für die Sammlung von PE-Bauabfällen zu sensibilisieren. Zudem werde ein Sammelstellen-Netz für Bauabfälle von PE-Rohren aufgebaut.
Am zweiten Veranstaltungstag standen Praxisberichte zu Instandhaltung, Online-Monitoring im Leitungsnetz und Sensorik auf dem Programm. Den Auftakt machte Michael Gauer von IWB. Er beschrieb, wie bei IWB die Armaturenwartung digitalisiert wird. Mithilfe eines Schieberdrehgeräts der 3S Antriebe GmbH würden objektive Armaturenzustandsdaten erhoben, nämlich das Drehmoment und die Gangzahl, die Hinweise auf die Gängigkeit respektive Dichtheit der Armatur gäben. Basierend auf diesen liessen sich die Armaturen zustandsorientiert warten. Urs Trepp (WVZ) und Andreas Krausse (Geoinfo) berichteten von Innensanierung einer grosskalibrigen Hangzonenleitung in Zürich und der vorausgegangenen Inneninspektion. Das Projekt habe gezeigt, dass sich die Investition in die Zustandserfassung gelohnt habe. Eine saubere Abklärung der Schadensursachen sei zudem wichtig, um die richtigen Sanierungsmassnahmen zu definieren. Als grössten Knackpunkt der Sanierung habe sich die Entschichtung erwiesen.
Das Referat von Harald Tarnowski (WVZ) behandelte eine Online-Monitoring-Pilotprojekt in Zürich Höngg. Dabei werden Wasserqualitäts- und hydraulische Parameter direkt im Leitungsnetz gemessen, wofür geeignete Messstellen neuentwickelt werden mussten. Das in der Pilotzone aufgebaute Messstellennetz bestehend aus 17 Messtellen für Qualitäts- und/oder Hydraulikmessungen und zwei Bodenmessstellen zur Bestimmung der Bodentemperatur wurde in einem Forschungsprojekt zur Temperaturentwicklung im Trinkwassernetz genutzt. Caroline Marks (WVZ) präsentierte die Ergebnisse der Messungen und Modellierungen für die Pilotzone und bewertete mögliche Massnahmen. Ein steigender Trend der Trinkwassertemperaturen sei klar feststellbar. Marks empfahl, das Verteilnetz im städtischen Massnahmenplan gegen Hitze zu berücksichtigen.
Die Untersuchungen in der Pilotzone fliessen auch in das DVGW-Forschungsprojekt «Wassertemperaturen» ein, das von Andreas Korth vom TZW Dresden vorgestellt wurde. Dabei sollten zum einen Ursachen erhöhter Wassertemperaturen im Verteilnetz identifiziert und Gegenmassnahmen vorgeschlagen werden. Zum anderen würden die Auswirkungen erhöhte Wassertemperaturen auf die mikrobiologische Situation im Netz analysiert. Korth stellte ebenfalls fest: «Erhöhte Temperaturen im Verteilnetz – grösser 20 °C und sogar grösser 25 °C – sind heute Realität.» Doch bisher sei kein Effekt der erhöhten Wassertemperatur erkennbar, weder auf die Mikrobiologie im Wasserkörper noch auf den Biofilm. Korth zufolge sind die niedrigen Nährstoffgehalte des verteilten Trinkwassers dafür verantwortlich, dass sich die erhöhten Wassertemperaturen nicht auf die Mikrobiologie auswirken.
Des Weiteren berichteten Andreas Peter (WVZ) ĂĽber den Einsatz der Durchflusszytometrie bei der Wasserversorgung ZĂĽrich und deren Vorteile, Marjia Zunabovic-Pichler (Wien Wasser) ĂĽber das Quellwassermanagement der Wiener Wasserversorgung und Peter Frenz (DVGW) ĂĽber verschiedene Projekte und Studien des DVGW. Der abschliessende Vortrag von Margarete Bucheli (SVGW) drehte sich um die SVGW-Reglemente ZW102/ff, in denen PrĂĽfungen und Anforderungen festgelegt sind zur hygienischen Beurteilung von Materialien in Kontakt mit Trinkwasser. Â
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