Konsumentinnen und Konsumenten müssen davon ausgehen können, dass Lebensmittel, die in den Geschäften angeboten werden, hygienisch sicher und zum Verzehr geeignet sind. «Dies gilt vor allem auch für unser Trinkwasser, das Lebensmittel Nummer eins, das oft auch zur Herstellung weiterer Produkte verwendet wird», sagt Markus Biner, technischer Berater beim SVGW. Die W12 definiere deshalb die gesetzlich verankerte «Gute Verfahrenspraxis» und sei vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) als Branchenlösung anerkannt.
Doch was bedeutet gute Verfahrenspraxis? Und was hat es in diesem Zusammenhang mit Risiken, Rückverfolgbarkeit oder Probenahmen auf sich? «Wer Lebensmittel produziert, verarbeitet oder verkauft, ist zur Selbstkontrolle verpflichtet», erklärt Markus Biner weiter: «Diese Verpflichtung ist ein zentraler Pfeiler der Lebensmittelgesetzgebung der Schweiz!» Sie beinhalte, dass die Einrichtungen, Arbeitsabläufe oder Prozessbedingungen so gestaltet sein müssen, dass die Lebensmittelsicherheit jederzeit garantiert werde. Dabei verstehe sich fast schon von selbst, so Biner, dass die Massnahmen zur Selbstkontrolle auch dokumentiert werden und rückverfolgbar sind. «Und diese Bestimmungen gelten uneingeschränkt und speziell auch für die Betriebe der öffentlichen Trinkwasserversorgung!»
Der SVGW bietet deshalb seit einiger Zeit nicht nur Kurse für die «Praktische Einführung der W12» an, sondern hat auch ein IT-Tool namens «AQUAPILOT» entwickelt. «Mit diesem Instrument», so erklärte Martial Wicht, Projektleiter AQUAPILOT beim SVGW, an einer Präsentation in Yverdon-les Bains, «verfügen die Wasserversorger als Netzbetreiber nun über ein interaktives Instrument, das sie sicher und effizient durch den Prozess der gesetzlich geforderten Selbstkontrolle führt.»
Geeignet ist der AQUAPILOT, den es je nach Anzahl der Einwohner pro Wasserversorgung in drei verschiedenen Grössen gibt, vor allem als «Monitoring-Tool», sagt Martial Wicht: Der Netzbetreiber habe praktisch jederzeit die Kontrolle über die Prozesse der Wasserversorgung und über deren Schwachstellen. «Der AQUAPILOT», so Martial Wicht, «erleichtert so den Versorgungen die Dokumentation der Selbstkontrolle und ist eine optimale Vorbereitung auf die behördlichen Inspektionen.»
Und wie kommt AQUAPILOT bei möglichen Nutzern, bei Wasserversorgungen oder Ingenieurbüros an? Wir haben uns bei einer Schulung in Yverdon-les-Bains und bei einer Präsentation in Zürich umgehört.
«Wir als Unternehmen sind immer wieder auf der Suche nach innovativen Lösungen, die eine hohe Wasserqualität garantieren», erklärt Hélène Bourgeois-Nigg, Projektleiterin im Bereich Trinkwasser bei der Firma RWB in Martigny. «Ich wollte deshalb sehen, wie der AQUAPILOT den Wasserversorgern die Arbeit erleichtern kann.» Die Struktur des neuen Tools sei nicht ganz einfach und es gäbe möglicherweise noch ein paar Doppelspurigkeiten, meint die Expertin, doch für die Umsetzung der W12 sei es bestimmt «ein sehr schnelles und praktisches Tool».
Ebenfalls grosses Interesse am neuen Instrument zeigt der Brunnenmeister der Gemeinde Evilard: «Ich wollte mich darüber informieren, was der AQUAPILOT so alles bietet und wie er funktioniert», sagt Pierre Geissbühler. «Für die Wasserversorgungen ist das Tool sicherlich sehr praktisch. Die W12 und AQUAPILOT sind komplex und man braucht eine gute Anleitung. Aber für uns Praktiker ist die Selbstkontrolle schon sehr wichtig, und hierbei hilft der AQUAPILOT ganz extrem.»
Julien Ducry, Leiter des Lebensmittelinspektorats des Kantons Waadt in Epalinges, sieht vor allem die Vorteile des Tools: «Der AQUAPILOT deckt schon sehr vieles ab, was man für einen sicheren Betrieb einer Wasserversorgung braucht. Ich denke da zum Beispiel an die Analyse der Risiken oder der kritischen Punkte innerhalb einer Versorgung. AQUAPILOT ist dabei sehr individuell einstellbar, relativ einfach in der Handhabung und ziemlich effizient!»
«Eine interessante, sehr praxisbezogene Herangehensweise an die W12», meint Guido Helbling, Inhaber des Ingenieurbüros Hetzer, Jäckli und Partner in Uster, das oft im Auftrag von Wasserversorgungen tätig ist: «Wir haben uns vor Kurzem mal bei den Konkurrenzprodukten umgesehen. Aber alle Tools, die auf dem Markt sind, haben ihre gewisssen Vor- und Nachteile. Der AQUAPILOT überzeugt einfach, weil er in der Handhabung relativ einfach ist und man viele verschiedene Elemente der Anlagen berücksichtigen kann. Das ist schon sehr hilfreich!»
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