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Fachartikel
08. Juli 2019

Argumentarium

Wasser respektvoll und sorgsam nutzen

In unserem Land und anderswo in Europa werden die Sommer immer heisser und die Niederschläge immer rarer. Der SVGW hat sich deshalb in einem Argumentarium für seine Wasserversorger einige Gedanken zum Thema «Wassersparen in der Schweiz» gemacht.

2018, 2015 und 2003: In immer kürzeren Abständen gibt es in der Schweiz und europaweit Jahre mit wenig Niederschlag, hohen Temperaturen und intensiver Trockenheit. Die Hitze führt zu hohen Wassertemperaturen, aber auch intensiver Gletscherschmelze in den Hochalpen. Zudem sind die Wasserniveaus der Gewässer, von Flüssen und Seen, oft sehr tief. Die Konsequenzen für die Ökologie aber auch die vielfältige Wassernutzung sind stark zu spüren.

Aktuell, im Frühjahr 2019, ist die Situation nicht viel besser wie im Jahr 2018: Februar und März waren für die Jahreszeit verbreitet zu trocken. Zudem fiel der Niederschlag – bis Anfang Mai – oft noch als Schnee und kam (vorerst) nicht zum Abfluss. Allerdings setze im Zuge der überdurchschnittlichen Lufttemperaturen von Ende März in mittleren Höhen auch die Schneeschmelze ein.

Tiefe Grundwassersstände

Im Zuge dieser unterdurchschnittlichen Niederschlagsmenge von Januar bis März 2019 sanken viele Grundwasserstände stetig ab. «Und die Negativtendenz», so erklärte ein Vertreter des Bundesamtes  für Umwelt im April, «wird bei anhaltender Trockenheit wohl noch weiter zunehmen.» Ähnlich wie in der Schweiz sieht die Situation auch in Deutschland aus: Hier wie dort klagt vor allem die Land- und Forstwirtschaft über die ausgetrockneten Böden für ihre Kulturen oder über die vom Borkenkäfer betroffenen Nadelbäume in den Wäldern.

Lange Zeit kaum ein Thema

Gibt es also einen ähnlich trockenen und heissen Sommer wie 2018? Und werden auch die Wasserversorgungen ihre Vorkehrungen zu einem sparsameren Umgang mit ihrem wertvollen Gut treffen müssen? «Wasserknappheit war in der Schweiz lange Zeit kaum ein Thema», erklärt Matthias  Freiburghaus, der für den SVGW jeweils auch die jährliche Wasserstatistik erstellt: «Erst als sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zunehmend Hitze und Trockenperioden bemerkbar machten, dachte man darüber nach: Vorerst ist die Wasserknappheit aber nur lokal und vorrübergehend.»

Infolge der anhaltend niederschlagsarmen Jahre könnten tiefe Grundwasserstände und Quellschüttungen jedoch immer mehr zu einem Dauerzustand werden – auch wenn sich dies bis jetzt noch nicht in der ganzen Schweiz bemerkbar mache. So konnte man im vergangenen Sommer in gewissen Gebieten des Kantons Zürich noch nach Lust und Laune den Wasserhahn aufdrehen, während in anderen Gegenden, ja manchmal gar Nachbargemeinden, das Wasser rationiert war oder die Versorgungsunternehmen gar zum Wassersparen aufrufen mussten.

Sich gegenseitig vernetzen

«Als Strategie gegen dieses Phänomen», so meint Mathias Freiburghaus weiter, «steht eine gegenseitige Vernetzung der Wasserversorgungen im Vordergrund.» Doch auch dies bringe, so der Experte, oft nur eine begrenzte zusätzliche Sicherheit. Es sei denn, man verbindet sich mit einem mächtigeren Grundwasserleiter oder mit einem Seewasserwerk. Eine Abstützung der Wasserversorgung auf mehrere Standbeine oder Quellen helfe aber oft schon sehr viel weiter.

 

Deshalb gibt es – wie zum Bespiel im Raum Luzern – immer mehr Wasserversorgungen, die sich über eine breite Vernetzung ihre Gedanken machen. So wurde zum Beispiel 2018 die Aquaregio Wasser Sursee-Mittelland gegründet. Und auch in der Romandie, südwestlich des Genfersees ist ein starker Verbund in heissen Zeiten Thema Nummer Eins: So haben im Sommer 2018 die Walliser Gemeinden Les Evouettes, Vionnaz und Collonges einerseits die Bevölkerung zum Wassersparen aufgerufen, andererseits möchten sie sich in Zukunft stärker mittels neuer Leitungen miteinander vernetzen.

Einsparungen versus Mehrbedarf

Ruft eine Wasserversorgung in einem heissen und trockenen Sommer zum Wassersparen auf, so erwartet sie von der Bevölkerung und vom Gewerbe allerdings auch, dass gehandelt wird. «Erfahrungen zeigen», so weiss Matthias Freiburghaus, dass sich der Grundwasserverbrauch einer Gemeinde durch Sparaufrufe – je nach Verbraucherstruktur – um etwa 10 bis 20 Prozent reduziert. Während Trockenperioden können sich die Einsparungen im Haushalt und der Mehrbedarf für das Bewässern jedoch leider auch gegenseitig kompensieren.»

«Doch eines ist klar», erklärt André Olschewski, Leiter des Bereichs Wasser beim SVGW: «Die Versorgungsicherheit ist in der Schweiz grundsätzlich sehr hoch!» Setze sich jedoch der Trend zunehmender Trockenheit und niederschlagsarmer Jahre fort, so werde die Knappheit an Trinkwasser für immer mehr Gemeinden der Schweiz «ein ernsthaftes Thema».

Wasser nicht verschwenden

Wichtig, so der Bereichsleiter Wasser beim SVGW, sei es mit dem Trinkwasser respektvoll und sorgsam umzugehen. Ein respektvoller Umgang bedeute dabei vor allem, zum Wasser qualitativ Sorge zu tragen, das heisst die Wasserressourcen zu schützen und Wasser nicht unnötig zu verschmutzen und auch nicht zu verschwenden. Besonders ins Gewicht falle das Sparen dabei beim Warmwasser.

Trotzdem versuchten viele Leute zu sparen, wo es möglich ist. Bei den Wasserkosten funktioniere dies aber bisher nur für Wohneigentümer, da in Mietobjekten die Wassergebühren typischerweise nach einem festen Schlüssel auf die Mietparteien aufgeteilt werden. Und da die Wasserrechnung ausgeglichen sein muss, rächt sich ein sparsamerer Wasserverbrauch mittelfristig mit einem Anheben des Preises pro Kubikmeter, was für viele Konsumentinnen und Konsumenten nur schwer nachzuvollziehen ist.

Eine der Herausforderungen für die Zukunft sei dennoch, die hohe Trinkwasserqualität auch für kommende Generationen zu erhalten. In diesem Zusammenhang habe der respektvolle Umgang mit Wasser auch einen pädagogischen Wert: «Wegen seiner Alltäglichkeit, seiner Lebendigkeit und Emotionalität eignet sich das Wasser wie kaum ein anders Medium, Kindern den sorgsamen Umgang mit Ressourcen vorzuleben und beizubringen», bilanziert André Olschewski abschliessend.

Das Argumentarium zum Thema «Wassersparen in der Schweiz» kann beim SVGW bezogen werden!

Spartipps fĂĽr Haushalte
  • Nur kurz duschen, keine Wannenbäder
  • Bei der Toilette die Spartaste drĂĽcken
  • Bei Anwendungen unter laufendem Wasser die Strahlstärke reduzieren
  • Waschwasser von Obst oder GemĂĽse fĂĽrs Giessen auffangen
  • Gezielt giessen, auf grossflächige Bewässerung des Gartens verzichten
  • Keine Schwimmbecken befĂĽllen
  • Nicht «kärchern» oder Geräte mit hohem Wasserbedarf verwenden

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Kommentare (1)

Siegfried Gendries am 13.07 2019 um 17:28

Wassersparpotenziale unterschiedlich verteilt

Gute Argumentation, die auch die ökonomischen Folgen des Wassersparens würdigt. Ergänzend ist zu berücksichtigen, dass Hausbesitzer den Vorteil haben, sich durch technische Einrichtungen wie Regenwassernutzing, Brauchwasser- und Kreislaufsysteme, den fixkostenbedingten Wasserpreissteigerungen zu entziehen, während Mietern insbesondere Familien diese Auswege versperrt bleiben. Die Deckung der Fixkosten sollte daher durch hohe Anteile fester Entgelte gesichert werden.

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