Thermische Netze mit tiefen Versorgungstemperaturen, sogenannte Fernkälte- oder Anergienetze, haben in den vergangenen Jahrzehnten auch in der Schweiz stark an Bedeutung gewonnen. Früher oft als Spielerei oder Nischenphänomen belächelt, werden die unbestreitbaren Vorteile, Stärken und Möglichkeiten der sogenannt kalten Fernwärme unterdessen kaum mehr in Frage gestellt. Fernkälte- oder Anergienetze ermöglichen die Erschliessung von Umweltwärmequellen, die in einem klassischen Fernwärmenetz nicht eingebunden werden können. Das können je nach Verfügbarkeit Wärmequellen wie See- oder Flusswasser sein, Geothermie oder auch Abwärme aus Industrieprozessen oder Rechenzentren.
Die Betriebstemperaturen in Fernkälte- und Anergienetzen entsprechen weitgehend den Temperaturen in klassischen Trinkwasserverteilsystemen. Entsprechend kommen hier oft dieselben Materialien und Technologien zum Einsatz, nämlich Rohrleitungsmaterialien aus Polyethylen (PE) oder duktilem Guss. Deshalb können Rohrnetzmonteure, die mit der Verlegung, Verbindungs- und Fertigungstechnik von Trinkwasserleitungen vertraut sind, mit überschaubarem Mehraufwand Kenntnisse über Bau, Betrieb und Instandhaltung von Fernkälte- und Anergienetzen erwerben. Entsprechend wurde das Modul «Betreiben und Überwachen von Anergienetzen» auf die Vorkenntnisse der angehenden Rohrnetzmonteure im Bereich der Trinkwasserverteilsysteme aufgebaut. Lerninhalte waren so definiert worden, dass zu den verschiedenen Teilaspekten stets das vorhandene Vorwissen aktiviert wurde, um dann auf Übereinstimmungen und Unterschiede von Fernkälte- oder Anergienetzen einzugehen.
Nach einer allgemeinen Einführung in die Thematik der Fernkälte- und Anergienetze erwarben die angehenden Rohrnetzmonteure Kenntnisse zu folgenden Schwerpunkten:
Abgeschlossen wurde das Modul mit einer allgemeinen Repetition, in der die Kandidaten nochmals die Gelegenheit erhielten, Fragen und Unklarheiten zu adressieren und sich auf die schriftliche Modulabschlussprüfung vorzubereiten.
Der dritte Tag des Moduls stand ganz im Zeichen der praktischen Anwendung und Umsetzung der zuvor theoretisch besprochenen Inhalte. Während einer Exkursion in die Seewasser-Energiezentrale Circulago in Zug wurde anhand eines konkreten Projekts aufgezeigt, wie der Anergienetzbetreiber WWZ die Stadt Zug zuverlässig und nachhaltig mit Umweltwärme aus dem Zugersee versorgt. Obwohl das Thema Fernkälte- und Anergienetze für einige der angehenden Rohrnetzmonteure noch Neuland war, lohnte sich für sie der Besuch des Moduls. Der Prüfungserfolg im Modulabschluss zeigt, dass sich die Kandidaten in den drei Tagen intensiv mit dem Thema beschäftigt haben und sich in der kurzen Zeit einiges an Wissen aneignen konnten.
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