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10. August 2021

Fernwärme

Ein Schweizer Regelwerk für die Schweiz

Der Fernwärmemarkt in der Schweiz wächst. Das BFE geht davon aus, dass der Fernwärmeabsatz von heute 21 Petajoule (PJ) bis 2050 auf 54 PJ steigt. Dieser massive Anstieg geht mit einem signifikanten Ausbau der Infrastruktur einher. Ein branchenweit akzeptiertes Regelwerk schafft die dafür nötige Investitions- und Planungssicherheit. Damit ein Regelwerk akzeptiert wird, muss es von der Branche für die Branche erarbeitet werden. Nur so können die spezifischen Anforderungen und Bedürfnisse der Schweiz berücksichtigt werden.
Diego Modolell 

Der SVGW setzt sich für eine sichere, zuverlässige, kostengünstige und nachhaltige Verteilung von Fernwärme in der Schweiz ein. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Erarbeitung der Regelwerke Wasser und Gas kennt der SVGW die Herausforderungen bei der Erstellung einheitlicher Branchenstandards. Die Fernwärmebranche wünscht sich seit langem eine bessere Abstimmung der Aktivitäten, um die Herausforderungen in diesem hochdynamischen Wachstumsmarkt effizient und erfolgreich anzugehen. Zentrale Voraussetzung dafür sind neben Ausbildungsprogrammen und dem Austausch innerhalb der Branche ein breit akzeptierter Branchenstandard für die Schweiz.

Zwei Verbände für eine Branche

Aktuell ist neben dem SVGW auch der VFS als Verband für die Fernwärmebranche aktiv. Für die Branche ist es unbefriedigend, dass zwei Verbände ohne inhaltliche Abstimmung und mit unterschiedlichen Regelwerken einen Branchenstandard schaffen wollen. Der SVGW und der VFS haben deshalb seit letztem Jahr auf diversen Ebenen intensive Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit geführt. Die Verhandlungen mussten nun aber erfolglos unterbrochen werden.

Der SVGW hat eine thematische Abgrenzung der beiden Verbände vorgeschlagen: Der VFS konzentriert sich auf den politischen, kommerziellen und rechtlichen Rahmen, während der SVGW den technischen Bereich abdeckt. Die Diskussionen sind nun an der Verantwortlichkeit und dem Umgang mit einem Regelwerk Fernwärme für die Schweiz gescheitert. Beide Verbände sind sich zwar darin einig, dass es lediglich ein Regelwerk für Fernwärme in der Schweiz geben sollte. Für den SVGW kann ein solches Regelwerk aber nur von der Branche in der Schweiz für die Branche in der Schweiz erarbeitet werden. Der VFS möchte hingegen das Regelwerk des AGFW aus Deutschland demnächst als Basisregelwerk für die Schweiz übernehmen. 

Keine Richtlinien ohne Mitsprache

Die Übernahme von einigen, ausgewählten Richtlinien des AGFW, ergänzt durch Beiblätter, ohne die Möglichkeit an den Richtlinien mitzuarbeiten und ohne eine breite Vernehmlassung durch die Branche, entspricht nicht der gewünschten Vorgehensweise unserer Mitgliederwerke, ist nicht mehrheitsfähig und ist deshalb für den SVGW inakzeptabel. Die Werke haben bereits heute die Möglichkeit die technisch ausgereiften Regelwerke aus Skandinavien, Deutschland, Frankreich oder Italien zu nutzen. Eines davon als Basisregelwerk für die Schweiz zu deklarieren, bringt keinen erkennbaren Mehrwert, berücksichtigt die lokalen Besonderheiten nicht, bietet keine Möglichkeit der Mitsprache und hat daher keine Aussicht von der Branche als Ganzes akzeptiert zu werden. Für die Mitglieder des SVGW ist zentral, dass ein Regelwerk seine Legitimation durch die Erstellung im Milizsystem, seine Verfügbarkeit in drei Landessprachen und eine breite Vernehmlassung in der Branche erhält.

Wie geht es weiter

Der SVGW wird sich weiterhin auf technische Dienstleistungen für die Branche konzentrieren und das SVGW-Regelwerk im bewährten Milizsystem in enger Zusammenarbeit mit den Werken sowie den Betrieben der Industrie und Ingenieurfachgruppe (I+IG) weiter ausbauen. Im Herbst wird der Verband die Richtlinie für die Druckprüfung an Fernwärmenetzen (F5) breit in der Branche vernehmlassen und den interessierten Kreisen die Möglichkeit zur Stellungnahme geben.

Auch die bewährten technischen Fachgruppen werden weitergeführt. Sie bieten eine Plattform, um technisches Wissen von der Branche für die Branche zu vermitteln. Ausserdem ist die nächste Fachtagung für den 2. Dezember geplant, an der wir uns mit technischen Herausforderungen des Netzausbaus befassen werden.

In der Ausbildung geht es ebenfalls voran: Der SVGW entwickelt den Lehrgang zum Rohrnetzmonteur oder zum technischen Fachbauleiter Fernwärme mit eidgenössischem Fachausweis weiter.

Mitgliederzuwachs

Die Regelwerksarbeit im bewährten Milizsystem ist eine Kernkompetenz des SVGW und eine seiner wichtigsten Dienstleistungen. Der Verband investiert entsprechend viel Aufwand, Zeit und letztlich auch finanzielle Mittel in diese Aufgabe. Dank diverser neuer Anträge für die Mitgliedschaft im Bereich Fernwärme beim SVGW (möglich seit diesem Jahr), kann der Verband diese Arbeiten nicht nur finanzieren, sondern gewinnt auch Wissen und Erfahrungen aus der Branche für die Branche hinzu. Das erlaubt es uns, weitere, neue technische Herausforderungen in den Kommissionen anzugehen und dazu praktikable Lösungen für die Schweiz zu erarbeiten.

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