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01. November 2023

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Biogas – darf es ein wenig mehr sein?

Die Schweiz verfügt über relevante Mengen energetisch nutzbarer Biomasse. Allein im Kanton Thurgau sind im vergangenen Jahr mehr als eine Million Tonnen Hofdünger wie Gülle und Mist angefallen. Dieser wird in der Schweiz kaum energetisch genutzt, obwohl er einen Beitrag zu Versorgungssicherheit und Klimazielen leisten könnte. Es braucht bessere Rahmenbedingungen, um Biogas aus Hofdünger attraktiver zu machen.

Die Schweiz ist überdüngt. Das hat auch Auswirkungen auf das Grundwasser. Im Mittelland ist es verbreitet mit Nitrat belastet. Grund dafür ist die intensive Landwirtschaft. Das wissen wir seit mehr als 20 Jahren. Obwohl der Bund seither Gelder für Nitratprojekte zur Verfügung stellt, ist die Belastung nicht zurückgegangen, wie das BAFU in seinem Bericht zum Zustand der Gewässer festhält. Anstatt die Biomasse auf den Feldern auszubringen, könnte sie energetisch genutzt werden. Die Gärreste aus dem Bioreaktor lassen sich weiterhin als Dünger einsetzen und können einen Teil des Kunstdüngers ersetzen, den die Schweiz importiert. Da die Nährstoffe aus den Gärresten von den Pflanzen besser aufgenommen werden, als wenn die Gülle direkt ausgebracht wird, kann bei richtiger Anwendung die Menge an auszubringendem Dünger reduziert und so die Stickstoffbelastung gesenkt werden. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Nitratbelastung im Grundwasser aus und die energetische Nutzung trägt erst noch zur Erreichung der Klimaziele und zur Verbesserung Versorgungssicherheit bei.

Trotz dieser Vorteile und Potentiale bleibt der Bau neuer Biogasanlagen deutlich unter den Erwartungen. So hat der Kanton Thurgau kürzlich mitgeteilt, dass das Ziel, bis im kommenden Jahr 20 Prozent des Hofdüngers energetisch zu nutzen, nicht erreicht werden kann. Von mehr als einer Million Tonnen Gülle und Mist, die allein im letzten Jahr im Kanton Thurgau angefallen sind, wurden lediglich 6,5 Prozent in Biogas umgewandelt. Grund für den tiefen Wert sei, dass entsprechende Vorhaben mit der bisherigen Bundesförderung nur unter sehr günstigen Rahmenbedingungen vor Ort und mit viel Idealismus einzelner Landwirte und Landwirtinnen erreicht werden können, schrieb die Thurgauer Regierung. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Biogas scheinen auf Grund des Krieges in der Ukraine zwar besser geworden zu sein, ein signifikanter Anstieg neuer Biogasanlagen ist dennoch nicht erkennbar. Damit sich der Bau eine Biogasanlage lohnt, braucht es mehr Unterstützung durch den Bund.

 

Der Bundesrat hat kürzlich die Eckwerte des Gasversorgungsgesetzes festgelegt. Darin hält er fest, dass eine Netzanschlusspflicht zugunsten von Biogasanlagen eingeführt werden soll. Zudem soll der Bundesrat die Möglichkeit erhalten, den Gasversorgern Mindestquoten für Gas aus erneuerbaren Quellen, einschliesslich Wasserstoff, vorzuschreiben. Ob das dazu beitragen wird, den Anteil an Biogas in der Schweiz zu erhöhen, muss sich zeigen. Unterstützende Massnahmen, z.B. durch geeignete Finanzierungsmodelle und durch Vermittlung von Know-How an Landwirtinnen und Landwirte, die in eine Biogasanlage investieren, würde aber helfen, den Anteil der Biomasse zu erhöhen, die energetisch genutzt wird.

Die Technologie für die Verwertung von Biomasse ist vorhanden. Die Schweiz hätte genügend Gülle und Mist, um einen Teil des Energieverbrauchs in der Schweiz mit einem CO2-neutralen Energieträger zu decken und erst noch dazu beizutragen, die Überdüngung der Böden und die Nitratbelastung im Grundwasser zu reduzieren. Biogas aus Hofdünger trägt zur Erreichung der Klimaziele bei, hat das Potential, den Ressourcenschutz stärken sowie die energetische Versorgungssicherheit zu verbessern. Was fehlt, sind geeignete Rahmenbedingungen, um Biogas attraktiver zu machen. Es wäre an der Zeit, diese Chance zu packen und mit geeigneten Fördermassnahmen Biogas den Stellenwert zu geben, den es verdient.

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