Mit der Annahme des Klimaschutzgesetzes hat sich die Schweiz einen verbindlichen Zeitrahmen und einen konkreten Absenkpfad für CO2-Emissionen gesetzt. Die Schweiz soll bis 2050 klimaneutral werden, manche Städte sogar noch schneller. Wie genau dieses Ziel erreicht werden soll, lässt das Gesetz offen, der Bund stellt aber schon mal Geld dafür bereit. Zwei Milliarden Franken sollen in den Ersatz «fossiler Heizungen» fliessen und weitere 1,2 Milliarden werden in innovative Technologien zur klimaschonenden Produktion investiert. Der Verteilkampf um diese Fördermittel wurde nach der Annahme der Vorlage umgehend lanciert. Die Diskussion wird aber nicht von den technischen, gesellschaftlichen und ökologischen Vor- und Nachteilen der jeweiligen Technologie bestimmt, sondern entlang ideologischer Gräben geführt. Für die einen sind alle Lösungen, die nicht auf Solar-, Wind- oder Wasserkraft beruhen, grundsätzlich nicht annehmbar, während die Gegenseite eine komplette Elektrifizierung des Energiesektors zur Illusion erklärt, wenn nicht neue Atomkraftwerke die nötige Bandenergie liefern.
Diese Graben- und Verteilkämpfe torpedieren das übergeordnete Ziel der Schweiz, bis 2050 klimaneutral zu werden. Denn keine einzelne Technologie wird uns allein ans Ziel bringen. Vielmehr muss eine ganzheitliche Sicht auf die Herausforderungen gewonnen und daraus der sich ergebende organische Mix an Massnahmen abgeleitet werden, der am besten zur CO2-Reduktion beiträgt. Es gilt im Wesentlichen drei Herausforderungen zu bewältigen: Wie erzeugen oder bekommen wir genügend CO2-neutrale Energie, wie füllen wir die Winterstromlücke und wie bauen wir unsere Infrastruktur so um, dass die Energie – sei das in Form von Strom, Wärme oder Moleküle (z.B. in Form grüner Gase) – effizient und in ausreichender Menge zum richtigen Zeitpunkt an den Zielort transportiert werden kann. Nicht diejenige Technologie, die den Wünschen oder den ideologischen Vorgaben einzelner Interessengruppen entspricht, sollte gefördert werden, sondern diejenigen, die in nützlicher Frist umgesetzt werden können. Tatsache ist, dass wir unser Ziel nur erreichen können, wenn wir ohne technologische Scheuklappen pragmatische Entscheide fällen. Wir freuen uns auf diese vielschichtige Herausforderung und Teile der Lösung entwickeln und umsetzen zu können.
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