Der aktuelle Bericht des BAFU «Gewässer in der Schweiz» ist ernüchternd: Vor allem das Grundwasser im dicht besiedelten Mittelland ist weiterhin grossflächig mit Nitrat und Pestizidmetaboliten belastet. In überwiegend von Acker- und Gemüsebau geprägten Gebieten wird der Grenzwert an über der Hälfte der Messstellen überschritten. Der Bericht bestätigt einmal mehr, dass die Belastung des Grundwassers auf die intensive Landwirtschaft zurückzuführen ist.
Seit über 20 Jahren versucht der Gesetzgeber, die Landwirtschaft mit einem finanziellen Anreizsystem dazu zu bewegen, ihre Nährstoffverluste zu reduzieren und die gesetzlichen Vorgaben zur Nitratbelastung des Grundwassers einzuhalten. Wie es aussieht leider mit wenig Erfolg. Gülle und Dünger scheinen in der Schweiz heilig zu sein. Konkrete Massnahmen und quantifizierte Ziele zur Reduktion der Nährstoffverluste werden im Parlament konsequent bekämpft. Während sich bei der Verabschiedung der Pa. Iv. 19.475 «Das Risiko beim Pestizideinsatz reduzieren» das Parlament noch einig war, dass auch für Nährstoffverluste ein Absenkpfad nötig ist, wird der konkrete und aus Sicht des SVGW wenig ambitionierte Vorschlag des Bundesrates (minus 20% bis 2030 für Nitrat) nun mit einer Motion bekämpft, obschon auch dieses Ziel wiederum über freiwillige Massnahmen erreicht werden soll, die zudem mit Direktzahlungen subventioniert werden.
Damit die Wasserversorger die Bevölkerung und die Wirtschaft – darin eingeschlossen die Landwirtschaft – auch künftig mit genügend und qualitativ einwandfreiem Trinkwasser versorgen können, müssen wir unseren Wasserressourcen Sorge tragen. Dazu braucht es auf allen Ebenen ein Umdenken. So wie bei Trockenheit von der Bevölkerung verlangt wird, mit Trinkwasser sorgsam umzugehen, darf auch von der Landwirtschaft erwartet werden, sich für den Schutz der Gewässer einzusetzen. Es darf nicht sein, dass der Ertrag auf Kosten unserer natürlichen Ressourcen maximiert wird, denn ohne eine intakte Umwelt ist auch keine Landwirtschaft möglich. Nur wenn die Landwirtinnen und Landwirte ihre Verantwortung wahrnehmen, werden nachfolgende Generationen von weitgehend unbelasteten Ressourcen profitieren können.
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Kommentare (4)
Kommentare Schellenberg und Kamer
Trinkwasserschutz vs Landwirtschaft vs Konsumgesellschaft
Landwirtschaft Gülle Dünger
Geschätzter Hr. Schellenberg Sie haben im Grundsatz recht. Es sind nicht die Bauern Schuld sondern die Agronomen und Tierschutzorganisationen. Diese Maßnahmen und Forderungen haben dazu geführt, dass Schweizweit bald 90% der Tiere in Freiställen lebt. Dass diese Haltung Stress für die Tiere ist und extrem viel Gülle produziert ist fakt. So müssen sich Landwirte mit Ihrem Anbinde System , welche auch die Tiere in den Auslauf lassen und eben Mist produziert (analog Kompost, welcher ja fehlt für die Humus pflege) immer mehr rechtfertigen für Ihre Stallhaltung . Die Agronomen haben und es wird immer noch an den Landw. Schulen eingetrichtert, die Gülle forciert und ebenso den Synthetischen Dünger hochgepriesen, welches die Wiesen immer mehr auslaugt und die Humusschicht verringert ! Die Humusschicht, welche wie ein Filter wirkt hat in den letzten Jahren bis zu 25% abgenommen. Aber welches Amt hat nun den Mut dies zu korrigieren? Es gibt Bauern die wollen zum Mist umkehren, können aber die Investition welche mittels Laufställen angefallen ist, nicht schon wieder tätigen! Wann hört die Einmischung in die Landwirtschaft auf ? Wann lassen wir die Bauern wieder Ihren Job machen, welchen Sie gerne mit der Natur machen? Nur schon der Blödsinn die Gülle mit dem Schleppschlauchsystem auszubringen, gibt mehr Bodendruck und zermalmt den Humus noch mehr. Wer Mist ausbringt, das weiß auch der Gemüsegärtner, der kann Ernten! Der Mist hätte gefördert werden müssen und nicht die Gülle!
Trinkwasserschutz
Grundwasser/Trinkwasserschutz