Thomas Midgley war ein US-Amerikanischer Maschinenbauingenieur und Chemiker, der «mehr Einfluss auf die Atmosphäre hatte als jeder anderer Organismus der Erdgeschichte», wie der Historiker John Robert McNeill bemerkte. Midgley entwickelte nicht nur das Benzinadditiv Tetraethylblei, sondern auch die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW). Beide Erfindungen hatten globale Auswirkungen, die wir bis heute spüren. So sind FCKW massgeblich für das Ozonloch über der Arktis verantwortlich und der Zusatz von Blei zu Benzin, der das «Klopfen» von Verbrennungsmotoren verhindert, hat dazu geführt, dass grosse Mengen Blei in die Umwelt gelangt sind. Obwohl seit 2000 nur noch in Flugzeugmotoren Tetraethylblei eingesetzt wird, lässt sich das bereits freigesetzte Blei heute noch in unseren Böden nachweisen und gelangt damit immer noch sukzessive auch in unsere Trinkwasserressourcen.
Midgley wusste um die Toxizität von Blei. Er hatte sich selbst beim Inhalieren der Benzindämpfe eine Bleivergiftung zugezogen. Und es hätte auch Alternativen zu Blei gegeben, um das Motorenklopfen zu verhindern. Diese Alternativen wären aber deutlich teurer in der Produktion gewesen, weshalb sich Midgley für Blei entschied, ungeachtet der möglichen gesundheitlichen Auswirkungen. Denn wäre der neue Kraftstoff teurer in der Produktion gewesen, hätte er sich nicht gegen konventionelles Benzin durchsetzen können. Mit einem vergleichbaren Dilemma sind wir auch heute konfrontiert, wie die Zunahme der Spurenstoffe und Nitrate im Grundwasser zeigt. Der Einsatz von Düngemittel und Pestiziden erhöht zwar den Ertrag landwirtschaftlicher Produkte. Gleichzeitig belasten die Nitrate sowie Pestizide und deren Abbauprodukte unsere Ressourcen mit toxischen Stoffen. Einmal in den Wasserkreislauf eingetragen, lassen sich diese Stoffe kaum mehr entfernen und sind nicht nur für den Menschen, sondern auch für zahlreiche Mikroorganismen eine Gefahr.
Dass die Aktivitäten des Menschen einen Einfluss auf die Umwelt haben, ist nicht neu und dieser Einfluss lässt sich auch nicht vermeiden. Wir tragen aber die Verantwortung für nachfolgende Generationen, die mit den Folgen dieser Einflüsse werden leben müssen. Letztlich geht es darum, ein vernünftiges Mass zwischen berechtigten Interessen in der Produktion von Lebensmitteln und anderen Konsumgütern und dem Schutz unserer Umwelt zu finden. Es darf aber nicht sein, dass wir dem Ertrag alles unterordnen und dafür langfristige Schäden an Mensch und Umwelt in Kauf nehmen. Wir kennen die Risiken beim Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln und wir wissen um die negativen Auswirkungen dieser Stoffe. Umso mehr ist es unsere Pflicht, einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Stoffen zu finden, um die Auswirkungen so weit möglich zu kontrollieren. Nur, wenn wir unsere Ressourcen schützen, werden auch zukünftige Generationen von möglichst unbelasteten Ressourcen und einer weitgehend intakten Natur profitieren können. Ertrag darf nicht auf Kosten der Umwelt erzielt werden.
«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.
Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.
Kommentare (3)
Globale Klimakompensation
Blog