«Es ist ein Beruf voller Abwechslung», meint Stefan Känel, Rohrnetzmonteur bei der Energie Service Biel: «Kein Tag ist wie jeder andere. Wir sind viel draussen an der frischen Luft und werden bei einem Notfall, zum Beispiel bei einem Wasserrohrbruch, auch mal mitten in der Nacht gerufen.» Zudem erfordere das Schneiden und Zusammenbauen der Rohre auch einiges an handwerklichem Geschick und viel Teamarbeit. Ähnlich verhält es sich beim Brunnenmeister: Im Berufsporträt des SVGW meint Christoph Scheuber von der Wasserversorgung Stans bei der Kontrolle einer Fassungsanlage: «Ich freue mich jeden Tag auf neue Herausforderungen, sei es der Umbau von Anlagen, das Anlegen neuer Hausanschlüsse, die diversen Wartungsarbeiten oder der rege Kontakt zur Bevölkerung.»
Dennoch ist die Ausbildung zum Rohrnetzmonteur bzw. Brunnenmeister und der Prüfungsmodus «etwas in die Jahre gekommen», wie Thomas Rotach, zuständig für Höhere Berufsbildung beim SVGW in Zürich, ausführt: «Wir haben deshalb beschlossen, die eidgenössischen Berufsprüfungen dieser beiden Berufe grundlegend zu revidieren.» Hierzu habe man schon das Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) kontaktiert, die entsprechenden Dokumente eingereicht und Ende 2017 auch beschlossen, «aus Synergiegründen» die Prüfungsordnungen beider Berufe gleichzeitig in Angriff zu nehmen. Die aktuelle Wegleitung zur Prüfungsordnung des Rohrnetzmonteurs vom April 2006 sei zum Beispiel «einfach nicht mehr zeitgemäss» und weder als Grundlage für Autoren von Prüfungsfragen aktuell noch für Referenten als Leitlinie zur Vorbereitung des Lehrgangs hilfreich. «Veränderte Rahmenbedingungen und Neuerungen im Berufsumfeld des Rohrnetzmonteurs bzw. Brunnenmeisters während den letzten Jahren», so erklärt Thomas Rotach, «machten inhaltliche Anpassungen in vielen Aufgabengebieten ganz einfach notwendig und wir müssen nun auch die Berufsprüfungen überarbeiten.»
So kamen nun also Mitte Juli in Bern Mitglieder der beiden Prüfungskommissionen Brunnenmeister und Rohrnetzmonteur aus allen Regionen der Schweiz, auch aus der Romandie und dem Tessin, zusammen. Dazu gesellten sich diverse Wasser- und Gas-Fachleute des SVGW. «Ziel unseres Treffens hier», so meinte Thomas Rotach, «ist es, alle am Projekt Beteiligten auf den gleichen Wissensstand zu bringen, den für die extern Projektbegleitung ausgewählten Partner, b-werk, vorzustellen und sich mit den nächsten konkreten Arbeitsschritten vertraut zu machen.»
Speziell, so führte Dorothe von Moos aus, möchte man aufzeigen, wie der Zeitplan aussieht und wie sich die verschiedenen Workshops punkto Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammensetzen könnten. Insgesamt gäbe es vier Phasen, erklärte die Fachspezialistin Bildung beim SVGW und präsentierte den Projektplan gleich optisch in verschieden Farben: eine Phase der Klärung der Ausgangslage, eine der Erarbeitung des Qualifikationsprofils, eine der Überprüfung von Prüfungsordnung und Wegleitung sowie schliesslich eine der Ausschreibung und Genehmigung durch das SFBI.
Und wie werden die verschiedenen Workshops aussehen? Wo werden Experten Einsitz nehmen? Und wo noch jüngere Fachleute mit Berufserfahrungen von bis zu acht Jahren? Darüber informierten die beiden externen Partnerinnen des Projektes, Eva Heinimann und Ariane Senn: Erstere ist Geschäftsführerin der b-werk Bildung GmbH, die andere, Eva Heinimanns Geschäftspartnerin und vor allem zuständig für die französischsprachigen Kurse. «Alle Workshops», so erklärte Eva Heinimann, «dauern jeweils einen Tag und wir werden sie zweisprachig durchführen.» Zum einen, so war zu erfahren, würden – aufgeteilt nach Rohrnetzmonteur und Brunnenmeister – Berufsleute mit ein paar Jahren Erfahrung die verschiedenen beruflichen Tätigkeiten erfassen. Auf dieser Grundlage werde dann ein Qualifikationsprofil und das neue Berufsbild erstellt. Zum anderen würden Fachexperten, also Vertreter aus Fachgremien und -organisationen, das Qualitätsprofil überprüfen, strukturieren und Inputs verifizieren.
Weitgehend positiv waren die ersten Reaktionen auf die Revision der beiden Berufe bei der Gruppe in Bern: «Die Herangehensweise an die Totalüberarbeitung dieser Berufsprüfungen – und danach der Lehrgänge - ist sehr professionell», lobte zum Beispiel ein Vertreter der Branche aus der Deutschschweiz. Andere wiederum mahnten, die verschiedenen Workshops «personell sehr sorgfältig zu besetzen». Und ein Vertreter aus der Westschweiz warnte vor einem möglichen Wechsel zu einem modularen Prüfungs- und Lehrgangsaufbau: Dies fördere den Egoismus unter den Absolventinnen und Absolventen und trage nur wenig zur Förderung des Gemeinschaftsgeistes unter den Prüflingen bei. Im Weiteren wurde gefordert, in der Ausbildung auch regionale Besonderheiten zu berücksichtigen, jüngere Berufsleute miteinzubeziehen, europakompatibel zu sein und vor allem bedarfsgerecht auszubilden. Oder wie einer der Experten zum Abschluss des Treffens in Bern meinte: «Wir haben hier eine einmalige Möglichkeit, in einem sich wandelnden wirtschaftlichen Umfeld etwas bewirken zu können, und diese Chance sollten wir am Schopf packen!»
Mehr über die Ausbildungsrevision bei Brunnenmeister und Rohrnetzmonteur erfahren Sie, zum Beispiel im Rahmen eines Interviews, im nächsten "Wasserspiegel", der diesen September erscheint.
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