Das Limmattal ist eine Zukunftsregion mit wachsender Bevölkerung und boomender Wirtschaft. Damit einher geht auch ein steigender Wärmebedarf. Deshalb baut das 1959 gegründete regionale Energieversorgungsunternehmen Limeco in Dietikon sein heute 20 km umfassendes Fernwärmenetz in der Region aus – und zwar im grossen Stil. Bis 2023 werden zwischen Spreitenbach und Oberengstringen rund 30 Kilometer Versorgungsleitungen verlegt. Im Januar 2017 wurden die Bauarbeiten aufgenommen.
Limeco Regiowärme wird aus regionalem Abfall gewonnen und nutzt die Abwärme der Kehrichtverwertungsanlagen (KVA) in Dietikon. Sie ersetzt fossile Brennstoffe wie Gas oder Öl, eignet sich zum Heizen, fürs Warmwasser sowie zum Kühlen und ist zu mindestens 90% CO2-neutral. Im Limmattal rechnet man ab 2023 mit einer jährlichen CO2-Reduktion von rund 67'000 Tonnen. Die KVA von Limeco verwertet heute rund 93'000 Tonnen Abfall pro Jahr. Sie erreicht ihr Lebensende im Jahr 2033. Die auf das Jahr 2034 geplante neue Anlage soll eine grössere Kapazität aufweisen und so auch den künftig steigenden regionalen Wärmebedarf decken. Auch wenn dieser durch andere Wärmequellen wie beispielsweise Holzschnitzel gedeckt werden könnte, ist die Variante mit einer KVA zu favorisieren – sowohl aus ökonomischen als auch aus ökologischen Gründen. Denn dank der Nutzung ihrer Abwärme leisten Kehrichtverwertungsanlagen einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Energieversorgung.
Die Trägergemeinden von Limeco, Dietikon, Geroldswil, Oberengstringen, Oetwil a.d.L., Schlieren, Unterengstringen, Urdorf und Weiningen, fällten mit ihrer Zustimmung zum Ausbau der Fernwärme einen wegweisenden Entscheid und ermöglichten damit den Bau eines nachhaltigen Energieversorgungssystems. Gleichzeitig nutzten sie die Gelegenheit, öffentliche Bauten wie Schul- und Gemeindehäuser sowie Hallenbäder anzuschliessen.
Mit dem Shoppi Tivoli in Spreitenbach konnte 2019 ein Ankerbezüger gewonnen werden. Ab 2020 setzt das Einkaufszentrum Regiowärme mittels Absorptionstechnik auch zum Kühlen ein. Privatpersonen wie Investoren interessieren sich gleichermassen für Limeco Regiowärme. Denn trotz des ökologischen Mehrwerts schliesst Regiowärme bei der Vollkostenrechnung besser ab als andere Heizsysteme.
Regiowärme erfüllt die kantonalen Mustervorschriften im Energiebereich (MuKEn). Diese gibt vor, dass bei Sanierungen von Öl- oder Gasheizungen mindestens zehn Prozent des zukünftigen Energiebedarfs mit erneuerbaren Energien oder Abwärme gedeckt werden müssen.
Die Totalinvestitionen von rund 170 Mio. Franken finanziert Limeco selbst. Dem Ausbauprojekt liegt ein solider Businessplan zugrunde, der eine vollständige Amortisierung der Investitionen in einem vernünftigen Zeitrahmen zulässt. Das Anschlusspotenzial im gesamten Versorgungsgebiet liegt bei einer Anschlussleistung von 133 Megawatt, der Energieabsatz bei gut 255'000 Megawattstunden pro Jahr.
Ein Ausbau in dieser Grössenordnung stellt in einem dicht besiedelten Gebiet mit teils hohem Verkehrsaufkommen eine grosse Herausforderung dar. So darf es als Glücksfall gewertet werden, dass Teilabschnitte an neuralgischen Knotenpunkten gemeinsam mit der Limmattalbahn erstellt werden können.
Die Linienführung der Versorgungsleitungen wird mit jeder Gemeinde spezifisch geplant, so können oft zeitgleich gemeindeeigene Werksleitungen saniert oder ersetzt werden. In Gemeinden mit eigenen Gaswerken sind die Verhandlungen zeitaufwendiger, weil teilweise zuerst die Energiepläne überarbeitet und Fernwärmegebiete ausgeschieden werden müssen.
Der Geschäftsbereich «Erneuerbare Energien» bei Limeco wurde 2016 aus dem Stand hochgefahren. Er hat immer noch einen «Start-up-Charakter» – und das im besten Sinn. Das inzwischen achtköpfige Team ist hoch motiviert in der Akquisition und Kundenberatung und baut sukzessive den Unterhalt des wachsenden Versorgungsnetzes aus. Dabei wird mit dem Ingenieurbüro Durena AG auch auf einen langjährigen verlässlichen Partner gesetzt.
Für bereits über 400 Liegenschaften, mit einer Anschlussleistung von 44,5 Megawatt und einem geschätzten Energieverbrauch von jährlich 80'000 Megawattstunden, konnten Wärmelieferverträge abgeschlossen werden. Im Vergleich zu Erdöl beträgt die CO2-Einsparung rund 20'000 Tonnen – Jahr für Jahr.
2020 werden erste Teilgebiete in den Gemeinden Unter- und Oberengstringen und weitere Gebiete in Spreitenbach erschlossen. In Dietikon, Geroldswil und Fahrweid erfolgt die Verdichtung in den bereits erschlossenen Gebieten. Bis Ende 2024 sollten alle Hauptversorgungsleitungen gebaut sein. Ab dann erfolgt die Verdichtung in den verschiedenen Gebieten.
Investition: 170Â Mio. Fr.
Anschlussleistung: 133Â MW
Wärmeabsatz: 255 600 MWh/a
CO2-Einsparung: 67 000 t/a
Leitungslänge heute: ca. 20 km
Leitungslänge Endausbau: ca. 50 km
Temperatur Vorlauf: 90–110 °C
Temperatur Rücklauf: ca. 50 °C
Wirkungsgradverlust je nach Ausbaugrad und Anschlussdichte: 8–14%
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