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03. Februar 2025

Prolog

ARA: Herausfordernder Weg in nachhaltige Zukunft

Abwasserreinigungsanlagen (ARA) stehen heute im Mittelpunkt zahlreicher ökologischer und sozialer Herausforderungen: Schutz der Wasserressourcen, Aufwertung von Ressourcen (Energie und Nährstoffe), Energiewende, Netto-Null, Schwammstadt und Bevölkerungswachstum. Dadurch werden ihre Aufgaben immer komplexer: Sie müssen immer strengere Anforderungen an die Einleitung des gereinigten Abwassers einhalten und immer grössere Wassermengen aufbereiten, während sie gleichzeitig ihre Umweltauswirkungen minimieren sollten, indem sie den Verbrauch von Strom und Chemikalien senken und Ressourcen aufwerten.

Um all diese Anforderungen zu erfüllen, erfinden sich die Kläranlagen immer wieder neu. Sie integrieren neue Technologien in bestehende Verfahren und Anlagen, wobei die Reinigung des Wassers jederzeit gewährleistet ist, sie treiben die Automatisierung bis an ihre Grenzen, um jede mögliche kWh einzusparen, sie installieren Turbinen und Solarpaneele, um Energieautonomie zu erreichen, und einige ARA produzieren sogar schon Düngemittel. Die Branche befindet sich in einer hochdynamischen Veränderungsphase.

Trotz aller Bemühungen gibt es jedoch immer noch zwei grosse strukturelle Schwächen der Abwasserreinigung. Die erste ist die Verwendung von Trinkwasser für den Transport unserer Ausscheidungen. Ist es in der heutigen Zeit, in welcher der Klimawandel unsere Wasserressourcen bedroht, wirklich sinnvoll, Trinkwasser für den Transport unserer Ausscheidungen zu verwenden? Der zweite Schwachpunkt ist die Verdünnung des Urins mit dem restlichen Abwasser. Wenn man bedenkt, dass Urin eine wahre Fundgrube für Nährstoffe ist und die planetaren Grenzen für Stickstoff und Phosphor bereits weit überschritten sind (weit mehr als die des Klimas), warum lässt man dann zu, dass Urin mit dem restlichen Abwasser so verdünnt wird, dass die anschliessende Verwertung der Nährstoffe enorm kompliziert wird?

Wie wird die Abwasserreinigung der Zukunft aussehen? Wird es uns gelingen, besser zu arbeiten als heute? Die Antwort auf diese Fragen ist nicht so einfach. Ein System, das über Generationen für Generationen geschaffen wurde, lässt sich nicht so schnell ändern. Dennoch entstehen hier und da Projekte, die den Willen zeigen, neue Lösungen zu finden, die besser an den aktuellen Kontext angepasst sind. Parallel dazu setzen die ARA ihre Arbeit fort. Unermüdlich und entschlossen, entwickeln sie sich nach und nach weiter, bereit, als StaRREs (Anlagen zur Wiedergewinnung von Wasserressourcen) zu glänzen.

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Kommentare (1)

Vivian Hauss am 11.02 2025 um 07:55

Mut zur Lücke

Ein sehr treffender und wichtiger Beitrag! Die Kläranlagen sind unbestritten zentrale Akteure im Wandel hin zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft. Doch wie der Artikel richtig aufzeigt, bleibt die Art und Weise, wie wir Abwasser behandeln, in vielen Bereichen noch stark von traditionellen Strukturen geprägt. Dies ist nicht erstaunlich, wenn wir die Anlagen doch für viele Jahrzehnte bauen. Wir sollten Mut zur Lücke haben und grosse Schritte wagen– auch wenn noch nicht alle Variablen bekannt sind. Gerade in der nachhaltigen Infrastrukturplanung ist dies entscheidend: Wer zu lange nach der idealen Strategie sucht, verliert wertvolle Zeit. Chancen ergeben sich oft genau dort, wo Unsicherheiten bestehen. Innovation entsteht nicht durch endlose Optimierung, sondern durch gezieltes Handeln mit einer klaren Vision. Wie bei der Einführung der SBR Reaktoren. Wer bereit ist, in diesen offenen Raum zu treten, kann nicht nur bestehende Strukturen verbessern, sondern völlig neue Wege schaffen. Natürlich muss eine minimale Auslaufqualität immer gewährleistet sein, aber allein mit Optimierung erreichen wir Netto Null nicht.

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