Im Wasserschloss Schweiz befinden wir uns allerdings in einer besonderen Lage: Trotz eines doppelt so starken Temperaturanstiegs im Vergleich zum globalen Durchschnitt (von 1894–2017: + 2 °C in der Schweiz gegenüber + 0,9 °C global) mussten wir uns lange keine ernsthaften Sorgen um die Verfügbarkeit unseres Wassers machen. Allerdings hat sich auch in der Schweiz die Lage spätestens seit den frühen 2000er-Jahren verschärft, und Wetterextreme beeinträchtigen zunehmend nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Trinkwasserversorgung. Ein beschleunigter Wasserkreislauf mit ausgeprägteren Extremen führt indes nicht nur zu saisonalen Überschüssen oder Engpässen in der Wasserverfügbarkeit, sondern beeinträchtigt auch die Wasserqualität. So haben die Hitze- und Trockensommer der vergangenen Jahre nicht nur verbreitet zu starken Ernteausfällen geführt, es geschah auch, was lange Zeit undenkbar war: Trinkwasser musste praktisch schweizweit gespart und Fassungen vereinzelt wegen zu tiefen Wasserständen und zu schlechter Wasserqualität abgeschaltet werden.
Spätestens jetzt wurde klar, dass auch die Schweiz sehr viel mehr unternehmen muss, um die zukünftige Wasserversorgung abzusichern. Für Grundwasservorkommen, die bei weitem die grössten natürlichen Wasserspeicher sind, ist der wichtigste Prozess in diesem Zusammenhang die Grundwasserneubildung. Nur durch ein verbessertes Verständnis und belastbare Vorhersagen der Grundwasserneubildung wird es möglich sein, Grundwasser in Zeiten von Wasserüberschüssen gezielt anzureichern, ohne die Qualität langfristig zu beeinträchtigen, und sich so optimal gegen saisonale Wasserknappheit abzusichern. Trinkwasserversorgung, Landwirtschaft, Gemeinden, Kantone, Bund und Forschung haben diese prekäre Lage bereits erkannt und verschiedenste Massnahmen ergriffen. Ich bin überzeugt, dass die vielen intersektorialen und interdisziplinären Umsetzungs- und Forschungsprojekte, die bereits im Gange oder in Planung sind, zu einer nachhaltig besseren Wasserwirtschaft für die Schweiz führen werden.
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Kommentare (2)
Wasserknappheit
Sauberes Trinkwasser
Wasser ist Macht - bittere Realität!
Haben Sie konkret in Bezug ihres Artikels die Schweizer Politiker auf diese Tatsachen direkt sensibilisiert? MfG Hans Strub