Sie wird dereinst das Abwasser von etwa 40 Gemeinden reinigen. Allerdings müssen wir die Anlage planen, ohne die künftigen gesetzlichen Grundlagen im Detail zu kennen. Denn die Revision des Gewässerschutzgesetzes steht erst 2028 an. Klar ist einzig: Die politischen Anforderungen an die Abwasserreinigung nehmen weiter zu. Unter anderem sollen Abwasserreinigungsanlagen in Zukunft CO2-neutral arbeiten, Mikroverunreinigungen beseitigen und mehr Stickstoff eliminieren. Diese Ziele erfordern zusätzliche Prozessschritte und somit mehr Platz.
Doch beim Platzbedarf macht uns die Raumplanung einen Strich durch die Rechnung: Die geforderten Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen sind derart weitreichend, dass sie Projekten wie unserem beinahe das Genick brechen. Diesem Dilemma entkommen wir nur mit den neusten Technologien, die derzeit erforscht werden. Sie ermöglichen eine höhere Reinigungsleistung auf engerem Raum, was den Platzbedarf insgesamt senkt. Ihr Nachteil: Umfassende Praxiserfahrungen fehlen noch. Wir müssen somit ein grösseres Risiko eingehen.
Hier erwarte ich von der Wissenschaft, dass sie uns unterstützt und möglichst viel Klarheit schafft. Derzeit beobachte ich eher das Gegenteil. Einige Forschende stellen sogar die zentrale Abwasserreinigung als nicht zukunftsfähig in Frage und propagieren eine Dezentralisierung. Dieser Paradigmenwechsel ist aus Sicht von uns Betreibern weder nachvollziehbar noch schafft er Planungssicherheit. Angesichts der beschriebenen Herausforderungen kann unsere Branche keine zusätzliche Verunsicherung brauchen. Vielmehr wünsche ich mir Konsens zur künftigen Ausrichtung der Abwasserreinigung, und dass die Politik die Hürden der Raumplanung rasch beseitigt. Nur so können wir die Erfolgsgeschichte unserer Branche zum Wohl der Bevölkerung weiterschreiben. Denn das ist es, was mich und viele andere Betreiber täglich motiviert, unser Bestes zu geben.
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