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18. Oktober 2024

Abwasserwiederverwendung

Trockene Sommer: gereinigtes Abwasser könnte helfen

Auch die Schweiz erlebte in den letzten Jahren mehrere Sommer, in denen das Wasser regional knapp war. Die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser könnte zur Lösung dieses Problems beitragen. Ein Projekt des Eawag im Auftrag des BAFU und einiger Kantone gibt darauf Hinweise: Während einige Voraussetzungen passen, fehlt in der Schweiz der rechtliche Rahmen und ein Risikomanagement.

Die Schweiz wird häufig als das «Wasserschloss Europas» bezeichnet. Aber die heissen und trockenen Sommer der letzten Jahre haben gezeigt, dass auch in unserem wasserreichen Land regional zeitweise das Wasser knapp werden kann. Das Wasserforschungsinstitut Eawag hat im Rahmen des kürzlich abgeschlossenen Projekts «Wasserwiederverwendung in der Schweiz» untersucht, ob die Wiederverwendung von gereinigtem häuslichem Abwasser eine Option zur Begegnung von Wasserknappheit sein könnte. 

In einer Umfrage im Rahmen des Projektes bei kantonalen Wasserämtern sehen 19 Kantone Bedarf für die Wasserwiederverwendung für verschiedene Anwendungen inklusive der Bewässerung, davon in 13 Kantonen als Notfallmassnahme während Trockenzeiten. Nur 4 Kantone gaben an, nie Bedarf für die Wasserwiederverwendung im Kanton zu sehen. Aus diesem Grund nahm das Projekt das Thema Wasserwiederverwendung in der Schweiz genauer unter die Lupe, stellte Angebot und Bedarf gegenüber, ermittelte Chancen und Risiken und leitete daraus Handlungsempfehlungen ab. Umsetzungsfragen wie z.B. die Verteilung des Wassers waren nicht Gegenstand des Projektes.

Angebot und Bedarf können gut zusammenpassen

Bei der räumlichen Gegenüberstellung der Orte, wo in der Schweiz gereinigtes Abwasser anfällt und wo Bedarf für dessen Wiederverwendung besteht, sehen die Forschenden eine gute Übereinstimmung. Denn die grössten Mengen an gereinigtem Abwasser fallen in den grossen Kläranlagen der dicht besiedelten Regionen des Mittellandes an. Eine weitere erste Abschätzung durch die Forschenden zeigt ausserdem, dass die Mengen an gereinigtem Abwasser, die bei Trockenwetter anfallen, ausreichen würden, um den momentanen Bewässerungsbedarf in Landwirtschaft und Siedlungen zu decken.

Sinkende Pegel in Gewässern?

Wird gereinigtes Abwasser wiederverwendet, so wird es nicht oder erst später in die Gewässer zurückgegeben. Die Forschenden wollten daher wissen, ob das zum Problem für die Wassermengen in den Gewässern werden könnte. Sie untersuchten, welchen Anteil der Ablauf der Kläranlagen zur Wassermenge der jeweiligen Gewässer beiträgt. Ihr Fazit: Bei den meisten Kläranlagen wäre die Wiederverwendung von Abwasser möglich, ohne die maximalen Mengen zu überschreiten, die für Wasserentnahmen aus Gewässern gesetzlich vorgeschrieben sind. Die Wiederverwendung von Wasser würde also in den meisten Fällen die natürlichen Funktionen des Gewässers nicht beeinträchtigen. «Man wird trotzdem immer abwägen müssen, ob Wasser für andere Zwecke wiederverwendet wird oder in die Gewässer zurückgegeben werden soll», ist Projektleiter Eberhard Morgenroth überzeugt.

Abgestufte Anforderungen an bleibende Verunreinigungen

Gereinigtes Abwasser kann je nach Herkunft und Aufbereitung immer noch verschiedene Verunreinigungen enthalten. Damit die Wiederverwendung unproblematisch für Mensch und Umwelt ist, müssten in der Schweiz daher für jeden Verwendungszweck Anforderungen an die Wasserqualität definiert werden. So gibt es beispielsweise in der EU abgestufte Anforderungen an die Qualität von wiederverwendetem Wasser für die landwirtschaftliche Bewässerung, je nachdem ob etwa Energiepflanzen oder Nahrungsmittel auf dem Acker wachsen. In den USA gibt es etablierte Normen für die direkte Wiederverwendung im Gebäude für die Toilettenspülung. Es brauche ein gesamtheitliches Risikomanagement, so die Forschenden. Das beginnt bei der Auswahl der Kläranlagen, deren Abwasser überhaupt verwendet werden darf, geht über weitere Aufbereitungsschritte für das gereinigte Abwasser bis hin zu Vorgaben zu Art und Zeitpunkt der Bewässerung.

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