Grundwasserfassungen, die für die Versorgung der Bevölkerung mit einwandfreiem Trinkwasser wichtig sind, benötigen einen besonderen Schutz. Ein wichtiges Instrument hierzu ist die Bezeichnung von Zuströmbereichen. Aus diesem Grund wurden nun für zwei Grundwasserfassungen in der Gemeinde Hemishofen, Kanton Schauffhausen, Zuströmbereiche vorgeschlagen, weil die Qualität des Rohwassers regelmässig nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprochen hatte. Die betroffenen Grundeigentümer und Bewirtschafter der wurden an einer Informationsveranstaltung informiert.
Bis jetzt wurde in der Schweiz erst eine beschränkte Anzahl Zuströmbereiche bezeichnet und es gibt daher noch wenig Erfahrung in der Bemessung der Zuströmbereiche. Um die Bezeichnung der Zuströmbereiche voranzutreiben, hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) zusammen mit der Universität Neuenburg die Plattform Grundwasserschutz geschaffen. Diese ist vom Bund beauftragt, zusammen mit einer Expertengruppe, bestehend aus führenden Grundwassermodellierern der Schweiz, eine Empfehlung zur Bemessung von Zuströmbereichen auszuarbeiten. Verschiedene konkrete Pilotprojekte begleiten die Entwicklung dieses Verfahrens.
Eines dieser Pilotprojekte wurde in Hemishofen und Ramsen durchgeführt. Die dort bemessenen Zuströmbereiche entsprechen den Empfehlungen der eingesetzten Expertengruppe. Der Regierungsrat hat den Perimetern der beiden Zuströmbereiche bereits zugestimmt. Im Moment läuft die Anhörung der betroffenen Gemeinden Ramsen und Hemishofen, bevor der Regierungsrat die Zuströmbereiche abschliessend bezeichnet.
Die Grundeigentümerschaft und die Bewirtschaftenden in den beiden Zuströmbereichen wurden am 28. Mai 2024 an einer Informationsveranstaltung über die beiden Zuströmbereiche informiert. Dabei wurde einerseits die Lage und Ausdehnung der Zuströmbereiche vorgestellt und begründet und andererseits das weitere Vorgehen skizziert. Das Ziel ist dabei, auch in Zukunft sowohl Nahrungsmittel und Trinkwasser im Bibertal produzieren zu können. Um dieses Miteinander zu bewerkstelligen, soll zunächst abgeklärt werden, welche Massnahmenpakete im unteren Bibertal geeignet sind, um die Gewässerschutzvorgaben bei gleichzeitig minimalen Ertragseinbussen einzuhalten. Dies soll im Rahmen eines Forschungsprojekts der Agroscope abgeklärt werden.
Die Bemessung der Zuströmbereiche hat auch gezeigt, dass vier bereits bekannte, belastete Standorte in diesen Bereichen liegen. Diese sind aktuell als weder überwachungs- noch sanierungsbedürftig klassiert. Umfangreiche Untersuchungen haben bislang keine negative Beeinflussung des Trinkwassers durch diese belasteten Standorte gezeigt. Aufgrund ihrer Lage benötigen sie gleichwohl in Zukunft vermehrte Aufmerksamkeit. An der Veranstaltung wurden zahlreiche Fragen gestellt. Wichtige Anliegen werden im weiteren Prozess berücksichtigt.
Zuströmbereiche decken den Bereich ab, in dem der Grossteil der Neubildung des Trinkwassers erfolgt, welches über ein Grundwasserpumpwerk gefördert wird. Das Gewässerschutzrecht verpflichtet die Kantone den Zuströmbereich zu bezeichnen, wenn die Gefahr einer qualitativen Beeinträchtigung droht oder vorhanden ist. In einem Zuströmbereich können dann Massnahmen zur Behebung von Schadstoffbelastungen getroffen werden. Die beiden Fassungen Wilen bei Ramsen und Seewadel bei Hemishofen sind von zentraler Bedeutung für die Trinkwasserversorgung des oberen Kantonteils. Bei beiden Fassungen wurden jedoch wiederholt erhöhte Nitratwerte festgestellt. Die Bezeichnung der Zuströmbereiche ist deshalb gleich aus mehreren Gründen nötig geworden. Das Trinkwasser war bislang stets von einwandfreier Qualität. Mit den Zuströmbereichen soll dafür gesorgt werden, dass dies auch in Zukunft so bleibt.
(Quelle: Interkantonales Labor)
Hydrogeologischer Fachbericht des Kantons Schaffhausen
Karte Zuströmbereiche Wilen und Seewadel (Kt. Schaffhausen)
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