Plattform für Wasser, Gas und Wärme
News
17. Mai 2024

Handlungsanweisungen

Optimale Bedingungen für neue ökologische Infrastrukturen

Anzahl, Grösse, Umgebung und Wasserstand: Wie sieht der Aufbau neuer ökologischer Infrastrukturen aus optimaler Sicht aus? Eine Studie von Forschenden der Eawag, der WSL und der info fauna karch gibt Auskunft über gute Bedingungen für das Leben zwischen Wasser und Land.

Wie viele Teiche sollen wir anlegen? Wie sollen sie aussehen? Und wo ist ein guter Standort? Das sind häufige Fragen von Fachleuten aus der Naturschutzpraxis, wenn es um den Schutz von Amphibien geht. Im Rahmen der Forschungsinitiative Blau-grüne Biodiversität hat ein Team von Forschenden des Wasserforschungsinstituts Eawag, der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und des Informationszentrums der Schweizer Fauna info fauna karch nach einfachen Messgrössen und konkreten Empfehlungen gesucht, um der Praxis nützliche Instrumente für die Planung und den Aufbau neuer ökologischer Infrastrukturen durch den Bau von Teichen an die Hand zu geben.

Zwei bis vier besiedelte Teiche pro Quadratkilometer

«Wenn man einen Standort für einen neuen Teich sucht, sollten in einen Umkreis von rund 560 Metern bereits zwei bis vier Teiche oder Feuchtgebiete vorhanden und von der Art, die man fördern will, besiedelt sein», fasst Helen Moor, Biologin und Leiterin der Eawag-Forschungsgruppe Ökologische Modellierung, die wichtigste Empfehlung zusammen. Dann seien die Chancen gross, so Moor, dass die gewünschten Amphibien in den neuen Teich zuwandern.

Mindestens 100 Quadratmeter Wasserfläche und gelegentliches Austrocknen

«Neue Teiche oder Feuchtgebiete sollten eine Wasserfläche von mindestens 100 Quadratmetern haben. Dann sind sie gute Laichgebiete für die meisten Amphibien», ergänzt Moor. Das können ein grösserer Teich, besser auch mehrere kleine Teiche in unmittelbarer Nähe sein. Die individuellen Bedürfnisse können jedoch von dieser allgemeinen Empfehlung abweichen. Teiche, die gelegentlich austrocknen, sind für viele Amphibienarten vorteilhaft, da Fressfeinde wie Libellenlarven oder Fische dort nicht überleben. Neue Teiche sollten, gemäss den Studienergebnissen, so konstruiert werden, dass der Wasserstand schwankt oder teilweise auch auf null fällt.

Offene, leicht bewaldete Umgebung

Die Analyse soll gezeigt haben, dass die Umgebung der neuen Teiche offen und nicht mehr als ungefähr zu 50 Prozent bewaldet sein sollte. Wälder sind einerseits wichtige Lebensräume für die Amphibien, sobald sie das Wasser verlassen haben. Andererseits brauchen einzelne Arten wie die Geburtshelferkröte in der Nähe des Gewässers sonnige Böschungen mit sandigem, grabbarem Boden, Steinhaufen oder Trockenmauern. Eine diverse Landschaft in der Umgebung der Feuchtgebiete ist daher für das Leben zwischen Wasser und Land optimal.

Vielfältige Landschaft fördert vielfältige Artenzusammensetzung

Die konkreten Empfehlungen sollen zwar die Vielfalt an Amphibienarten fördern, aber auch andere Tiere und Pflanzen profitieren vom Nass, sei es als Quelle für Wasser und Nahrung, als Rückzugsort oder als Lebensraum. Kleine Gewässer seien ausserdem relativ einfach zu bauen und können mit wenig Aufwand in intensiv genutzte Landschaften integriert werden.
Wichtig für die lokale Biodiversität sei es zudem möglichst verschiedene Teichtypen zu bauen, permanent und temporär, von unterschiedlicher Grösse und in unterschiedlicher Umgebung. Eine vielfältige Landschaft fördert eine vielfältige Artenzusammensetzung und nicht zuletzt auch vielfältige Ökosystemfunktionen für Mensch und Umwelt.

Mehr Informationen:

Die komplette Medienmitteilung finden Sie auf der Website der Eawag.

Quelle:

Moor, H.; Bergamini, A.; Vorburger, C.; Holderegger, R.; Bühler, C.; Bircher, N.; Schmidt, B. R. (2024) Building pondscapes for amphibian metapopulations, Conservation Biology, e14165 (16 pp.), doi:10.1111/cobi.14281, Institutional Repository

Datengrundlage der Studie:

Die Grundlage der Studie war die langjährige Datenreihe eines Monitoring-Programms des Kantons Aargau, das den Bau von hunderten von Teichen seit über 20 Jahren begleitet. Beobachtet werden zwölf Amphibienarten: Geburtshelferkröte, Teichmolch, Kammmolch, Gelbbauchunke, Kreuzkröte, Laubfrosch, Wasserfrosch, Bergmolch, Teichmolch, Erdkröte, Grasfrosch und Seefrosch, wobei die sieben erstgenannten Arten stark vom Rückgang betroffen sind. 

Das Forscherteam dankt allen Freiwilligen im Feld für ihre unschätzbare Arbeit und dem Kanton Aargau für die Erlaubnis, die Daten zu verwenden.

Kommentar erfassen

Kommentare (0)

e-Paper

«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.

Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.

Die «gazette» gibt es auch als E-Paper. Sämtliche bisher erschienen Ausgaben sind frei zugänglich.