Plattform für Wasser, Gas und Wärme
News
11. Januar 2024

PFAS

Mit Ton gegen Ewigkeitsgifte

Für Industrieabfälle erhältliche PFAS-Filter bestehen meist aus Aktivkohle. Da diese relativ teuer sind, wird nach alternativen Filtermaterialien gesucht. Ein Team der TU Bergakademie Freiberg schlägt jetzt einen mit organischen Substanzen modifizierten Ton aus Bentonit als möglichen PFAS-Filter vor.

In Laborversuchen erreichte das Team um Professor Martin Bertau mit dem innovativen Material eine Filter-Leistung von bis zu 95 Prozent im Falle von Perfluorheptansäure (PFHpA). PFHpA ist ein prominenter Vertreter der PFAS, der Gruppe der per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, und wird bei Umweltanalysen häufig nachgewiesen. «Die sogenannten Organoclays sind für ihre gute Filterwirkung bekannt. Neu untersucht haben wir die Modifizierung des Materials mit Hilfe von organischen Zusätzen, die darauf spezialisiert sind, die PFAS einzufangen», erklärt Martin Bertau.

Modifikation des Tons

Wie in einen Kartenstapel können die Chemikerinnen und Chemiker im Labor organische Zusätze zwischen die aufgespalteten Ton-Schichten einbringen. «Die organischen Bestandteile schauen dabei so aus den Tonbestandteilen heraus, dass die Kohlenstoffatome mit den PFAS wechselwirken können», veranschaulicht
Paul Scapan, der die Tonfilter für seine Doktorarbeit untersucht. «Diese Kohlenstoffatome haben die Fähigkeit, sich die PFAS-Moleküle herauszugreifen und zu binden.» Der Organoclay mit den gebundenen PFAS kann dann bei mindestens 1200 Grad verascht werden, wobei die Schadstoffe vollständig zerstört werden.

Umweltfreundlich und Recyclingfähig 

Paul Scapan untersucht nun, welche biologisch gut abbaubaren Moleküle die Greifzangenfunktion für die verschiedenen PFAS am besten wahrnehmen können. Sind die Zusätze umweltverträglich, kann der veraschte Tonfilter vollständig wiederverwendet werden. «Das Material eignet sich beispielsweise für eine Weiterverarbeitung zu Geopolymeren als umweltfreundliche Zementalternative», erklärt Martin Bertau.

Weitere Vorteile der Organoclays

Mit den verschiedenen Zusätzen kann die Filterwirkung der innovativen Organoclays gezielt auf zahlreiche per- und polyfluorierte Alkylverbindungen zugeschnitten werden. «Im Vergleich zu derzeit auf dem Markt verfügbaren Filtern aus Aktivkohle würde sich bei den Organoclays bezogen auf die PFAS-Eliminierungsleistung rund ein Zehntel der Kosten ergeben, so unser aktueller Wissensstand», berechnet Paul Scapan.

Kommentar erfassen

Kommentare (0)

e-Paper

«AQUA & GAS» gibt es auch als E-Paper. Abonnenten, SVGW- und/oder VSA-Mitglieder haben Zugang zu allen Ausgaben von A&G.

Den «Wasserspiegel» gibt es auch als E-Paper. Im SVGW-Shop sind sämtliche bisher erschienenen Ausgaben frei zugänglich.

Die «gazette» gibt es auch als E-Paper. Sämtliche bisher erschienen Ausgaben sind frei zugänglich.