Innovative Schweizer Unternehmen und Hochschulen setzen die Energiezukunft bereits heute erfolgreich und mutig in die Praxis um. Zu ihren Ehren hat das Bundesamt für Energie den Watt d'Or geschaffen, das Gütesiegel für Energieexzellenz. 2007 wurde der Watt d'Or zum ersten Mal verliehen. Sein Ziel ist es, aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich bekannt zu machen. Sie sollen Wirtschaft, Politik und die breite Öffentlichkeit motivieren, die Vorteile innovativer Energietechnologien für sich zu entdecken.
Der Watt d'Or ist nicht dotiert, es werden also keine Preisgelder ausgeschüttet. 39 Bewerbungen wurden bis Mitte Juli 2022 für den Watt d'Or 2023 eingereicht und von einem Expertenteam evaluiert. Für die Endrunde nominiert wurden schliesslich 17 Beiträge. Daraus hat die Jury unter dem Vorsitz von Jurypräsidentin Susanne Vincenz-Stauffacher die Siegerprojekte in den vier Watt d'Or-Kategorien gekürt. In diesem Jahr gibt es zwei Gewinner in der Kategorie Energietechnologien, darunter auch Limeco mit seiner ersten industriellen Power-to-Gas Anlage, sowie zusätzlich einen Spezialpreis der Jury.
Powergas aus dem Limmattal: Alle reden über Power-to-Gas. Das Limmattaler Regiowerk Limeco in Dietikon (ZH) redet nicht nur darüber, sondern tut es. In Zusammenarbeit mit acht Schweizer Energieversorgern und der Stadtwerke-Allianz Swisspower hat es die erste Power-to-Gas Anlage in industriellen Massstab realisiert. Sie hat eine Elektrolyse-Leistung von 2,5 Megawatt und kann pro Stunde 450 Kubikmeter Wasserstoff produzieren. Daraus entstehen pro Jahr bis zu 18'000 Megawattstunden synthetisches erneuerbares Gas, das ins lokale Erdgasnetz eingespeist wird. Die Pionieranlage wurde technisch umgesetzt von der Schmack Biogas GmbH (Anlagenbau) und der microb Energy GmbH (Verfahren). Sie soll zur professionellen Weiterentwicklung und Kostenoptimierung der Power-to-Gas Technologie im Schweizer Energiesystem beitragen.
Sonnige und smarte Community: Im Sommer 2022 wurde in Lugaggia, einem kleinen Dorf unweit von Lugano, ein wegweisendes dreijähriges Pilotprojekt abgeschlossen. Es wies erfolgreich nach, dass ein intelligent vernetzter und gesteuerter Zusammenschluss von Stromverbrauchern und Solarstromproduzenten den Eigenversorgungsgrad markant erhöhen kann. Hinter diesem sonnigen Zusammenschluss, der Lugaggia Innovation Community, stecken der regionale Verteilnetzbetreiber Azienda Elettrica di Massagno AEM (Massagno, TI), die Fachhochschule Südschweiz SUPSI (Manno, TI), die Unternehmen Hive Power SA (Manno, TI) und Optimatik AG (Teufen, AR), sowie Landis & Gyr (Cham, ZG). Ihnen gelang es, den Kindergarten von Lugaggia, 18 Wohngebäude, 10 Wärmepumpen, 6 Elektroboiler, eine 60 kWh Quartierbatterie und sechs Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 70 kW so zu vernetzen, dass 94 Prozent des nicht direkt genutzten Solarstroms innerhalb der Community verbraucht wurde.
Schweizer Solarästhetik für die Zukunft: Die jüngere Generation wird kaum wissen, dass die Schweiz einmal die führende Solarstrom-Nation in Europa war. Zu den Pionierinnen aus der Blüte des Schweizer Solarzeitalters gehört die 3S Swiss Solar Solutions AG in Gwatt bei Thun (BE). Seit über 20 Jahren stellt sie die von ihr entwickelten sehr ästhetischen Solarmodule «MegaSlate» für gebäudeintegrierte Photovoltaik her. 3S spezialisiert sich auf kleinere und individuelle PV Elemente in allen möglichen Formen und Farben, die vollständig und ästhetisch in die Gebäudeflächen integriert werden können. Heute läuft die Produktion auf Hochtouren. Dies auch dank der neuen, hochmodernen Produktionslinie, die im August 2021 in Betrieb genommen wurde. Dank ihr kann 3S die stark wachsende Nachfrage nach schönen Photovoltaikanlagen in Topqualität erfolgreich bedienen.
Die Zukunft der Elektromobilität: Elektrische Fahrzeuge sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ebenso die Ladestationen, die bei immer mehr Parkplätzen stehen. Seit 12 Jahren mischt die EVTEC in diesem Geschäft erfolgreich mit. Sie entwickelt und produziert an ihrem Standort in Kriens-Obernau (LU) Ladetechnologien für jeden Bedarf. Die neuste Innovation ist die bidirektionale Ladestation «sospeso&charge due» mit 20 kW Leistung, an der zwei Fahrzeuge parallel geladen werden können. Dabei kann die Station auch Strom aus den Fahrzeugbatterien ins Gebäude speisen (vehicle to home), um Verbrauchspitzen zu reduzieren oder ins lokale Stromnetz, um Schwankungen auszugleichen (vehicle to grid). Zusammen mit dem intelligenten Ladesystem von sun2wheel, einem jungen, ebenfalls in Kriens-Obernau tätigen Software Start-up, steht so für Haushalte und Unternehmen eine komplette Swiss Made Lösung zur Verfügung. Sie optimiert nicht nur das Laden, sondern verbessert auch die Versorgungssicherheit.
Solskin bringt Bewegung in die Solarfassade: An der Fassade des Innovationsgebäudes NEST der Empa in Dübendorf gibt es seit Anfang 2022 ein mosaikartiges Gebilde zu sehen, das auf den ersten Blick wie Kunst am Bau anmutet. Es ist die Adaptive Solarfassade, entwickelt von der Professur für Architektur und Gebäudesysteme der ETH Zürich unter Professor Arno Schlüter. Sie besteht aus beweglichen und leichten Solarmodulen, die auf einer fassadentauglichen, leichten Unterkonstruktion montiert sind. Sie folgen dank einer intelligenten Steuerung automatisch dem Tageslauf der Sonne und optimieren den Stromertrag. Sie sorgen ausserdem an warmen Tagen für kühlenden Schatten im Gebäude, können aber auch manuell oder automatisch so gekippt werden, dass Sonnenstrahlen und Wärme in den Raum gelangen. Das Spinoff Zurich Soft Robotics GmbH arbeitet nun daran, die «elektrisierende» Innovation unter dem Namen Solskin auf den Markt zu bringen.
Sonnige Berufsaussichten mit REFUGEES GO SOLAR+: Hier die boomende Schweizer Solarbranche, die händeringend nach Fachkräften sucht. Dort viele Geflüchtete, die gerne arbeiten würden, dies aber mangels einer hier anerkannten beruflichen Qualifizierung nicht dürfen. Das Programm REFUGEES GO SOLAR+ baut eine Brücke zwischen diesen beiden Welten. Initiiert wurde es von den beiden Berner Nichtregierungsorganisationen Solafrica und Root & Branch. Das Programm wird unter anderen durch den Fachverband Swissolar, EnergieSchweiz und das Staatssekretariat für Migration unterstützt. Und es läuft sehr gut: In den letzten drei Jahren hat sich das Programm bereits in 10 Kantonen in der Deutsch- und Westschweiz etabliert. Wie bei einer Berufslehre erfolgt die Branchenqualifizierung stufenweise on-the-job bei rund 50 Partnerunternehmen aus der Solarbranche. Ziel ist, die teilnehmenden Geflüchteten so gut auszubilden, dass ihnen der Zugang zum ersten Arbeitsmarkt gelingen kann.
Ausführliche Informationen zu den Siegerprojekten finden Sie auf www.wattdor.ch
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