In der Fachzeitschrift Environmental Science & Technology wurde Anfang August der Artikel «Outside the Safe Operating Space of a New Planetary Boundary for Per- and Polyfluoroalkyl Substances (PFAS)» veröffentlicht. Darin vergleichen Forschende der Universität Stockholm und der ETH Zürich die Konzentrationen von vier der bekanntesten PFAS, die im Regenwasser, in Böden und in Oberflächengewässern gefunden worden waren, mit kürzlich vorgeschlagenen Richtwerten.
«In den letzten 20 Jahren wurden die Richtwerte für PFAS im Trinkwasser erheblich gesenkt. So wurde beispielsweise in den USA der Trinkwasserrichtwert für eine bekannte Substanz aus der Klasse der PFAS - die krebserregende Perfluoroctansäure (PFOA) - um das 37,5-Millionenfache gesenkt», erklärte Ian Cousins, der Hauptautor der Studie und Professor am Institut für Umweltwissenschaften der Universität Stockholm. «Auf der Grundlage der neuesten US-Richtlinien für PFOA im Trinkwasser würde Regenwasser überall als nicht trinkbar eingestuft werden. Obwohl wir in der industriellen Welt nicht oft Regenwasser trinken, erwarten viele Menschen auf der ganzen Welt, dass es bedenkenlos getrunken werden kann, und es versorgt viele unserer Trinkwasserquellen», so Cousins weiter.
Das Team der Universität Stockholm hat in den letzten zehn Jahren Labor- und Feldstudien über die Präsenz und den Transport von PFAS in der Atmosphäre durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass die Konzentrationen einiger schädlicher PFAS in der Atmosphäre nicht nennenswert zurückgehen, obwohl der führende Hersteller 3M sie bereits vor zwei Jahrzehnten aus dem Verkehr gezogen hat. Es ist bekannt, dass PFAS sehr langlebig sind. Doch ihre fortgesetzte Präsenz in der Atmosphäre ist auch auf ihre Eigenschaften und natürliche Prozesse zurückzuführen, die PFAS kontinuierlich aus der Oberflächenumgebung in die Atmosphäre zurückführen. Ein wichtiger natürlicher Kreislaufprozess für PFAS ist der Transport aus dem Meerwasser in die Meeresluft durch Gischt-Aerosole.
«Die extreme Persistenz und die kontinuierliche globale Kreislaufführung bestimmter PFAS werden dazu führen, dass die neu festgesetzten Richtwerte weiterhin überschritten werden», sagte Professor Martin Scheringer, ein Mitautor der Studie, der an der ETH Zürich in der Schweiz und bei RECETOX an der Masaryk-Universität in der Tschechischen Republik arbeitet. «Aufgrund der weltweiten Verbreitung von PFAS werden die Gehalte in den Umweltkompartimenten überall die Qualitätswerte zum Schutz der menschlichen Gesundheit überschreiten. Und wir können sehr wenig tun, um die PFAS-Kontamination zu verringern. Mit anderen Worten: Es macht Sinn, eine weltweite Belastungsgrenze speziell für PFAS zu definieren. Wie wir in unserem Artikel feststellen, ist diese Grenze jedoch bereits überschritten», so Scheringer.
PFAS sind schädlich für die Gesundheit und die Umwelt
PFAS ist eine Sammelbezeichnung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen oder hochfluorierte Substanzen, die eine ähnliche chemische Struktur aufweisen. Alle PFAS sind entweder extrem langlebig in der Umwelt oder zerfallen in extrem langlebige PFAS, was ihnen den Spitznamen «forever chemicals» eingebracht hat. PFAS werden mit einer Vielzahl schwerwiegender Gesundheitsschäden in Verbindung gebracht, darunter Krebs, Lern- und Verhaltensprobleme bei Kindern, Unfruchtbarkeit und Schwangerschaftskomplikationen, erhöhter Cholesterinspiegel und Probleme des Immunsystems.
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