Man stelle sich einen Zisternenzug vor, der sich zwanzig Mal um die Erde windet und man hat plastisch vor Augen, wie viel Erdöl jährlich in etwa verbraucht wird. Warum dem noch immer so ist, ist naheliegend: Zum einen ist unser Wohlstand auf der Extraktion der Fossilen aufgebaut, zum anderen bieten Erdöl oder Erdgas unbestritten Vorteile wie Preis, Verfügbarkeit, Transport oder Speichermöglichkeit, haben aber zwei gravierende Nachteile: ihr CO2-Ausstoss und im Falle von Erdgas eine akut unsichere Versorgungslage.
Die Suche nach dem CO2-freien Energieträger, der die beiden schnellstmöglich ersetzen kann, läuft seit Jahren – spätestens seit dem Pariser Klimaabkommen – auf Hochtouren. Immer mehr im Fokus steht dabei Wasserstoff. Er gilt als Schlüsselelement der Energiewende – vor allem in Hinblick auf Speicherung resp. Umwandlung von erneuerbarem Strom aus Wind oder Sonne. Der so gewonnene grüne Wasserstoff kann auf drei Wege «zurückgegeben» werden: genutzt in Brennstoffzellen für die Strom- und Wärmeerzeugung, dem Erdgasnetz beigemischt oder umgewandelt in synthetisches Erdgas. Dafür braucht es nicht nur viel innovative Technologie, geeignete politische Rahmenbedingungen, sondern auch Akzeptanz bei der Bevölkerung und nicht zuletzt und ganz gross geschrieben: Skalierbarkeit. Denn noch gilt die Herstellung von erneuerbarem Wasserstoff als unrentabel.
Mit dieser Ausgangslage wurde das erste Wasserstoff-Forum der Schweiz im Rahmen der Powerfuel Week in Luzern in Angriff genommen. Nationale wie auch internationale Referentinnen und Referenten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft stellten kompakt ihre Aktivitäten im H2-Bereich vor, sprachen über über das Hier und Jetzt, gaben aber auch einen Ausblick in die Zukunft.
So zeigte beispielsweise Lukas Rühli von Avenir Suisse auf, dass Schwefeldioxid die Luft kaum mehr verschmutzt und auch Feinstaub sie nicht mehr stark belastet, aber CO2-Emissionen noch immer rege am Steigen sind – weltweit. Während Rühli als Lösung vor allem eine globale und wirksame CO2-Bepreisung sieht, setzen Wissenschaftler wie Christian Bach oder Andreas Borgschulte, beide Empa, sowie Markus Friedl von der Ostschweizer Fachhochschule OST auf technische Lösungen. Sie stellten am Forum den Stand der Forschung und Entwicklung vor und informierten über aktuelle Projekte kurz vor Marktreife sowie künftige H2-Anwendungen. Sie alle sind sich in einem einig: «Es gibt keinen Grund, nicht auf H2-Technologien zu setzen.» (Ank)
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