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27. August 2021

G1009 und GasPilot

Standardisierte Sicherheitsaudits

Für die Standardisierung und Digitalisierung der Gas-Sicherheitsaudits sind mit dem Reglement G1009 «Fragenkatalog Sicherheitsaudit» und dem Audit-Management-Tool GasPilot beste Vo­raussetzungen gegeben. Mit dem Einsatz von GasPilot lassen sich sowohl für die Gasversorgungsunternehmen als auch fürs Technische Inspektorat des Schweizerischen Gasfaches (TISG) die Sicherheitsaudits effizienter und übersichtlicher gestalten.
Karsten Reichart 

In den vergangenen fünf Jahren (2016–2020) führte das Technische Inspektorat des Schweizerischen Gasfaches (TISG) bei Gasversorgungsunternehmen (GVU) bzw. Gasnetzbetreibern 141 Sicherheitsaudits durch. Dabei wurden 35 Hinweise, 720 Empfehlungen und 16 Auflagen ausgesprochen, insgesamt also 771 mehr oder weniger verbindliche Korrekturvorschläge – im Schnitt etwas mehr als 150 pro Jahr. Das klingt nach viel, pro Audit sind es jedoch wenige Massnahmen, die daraus abgeleitet werden können (Hinweise, Empfehlungen) bzw. müssen (Auflagen).
Für die Branche und das TISG sind Sicherheitsaudits ein grosser Mehrwert, auf deren Basis von der Branche für die Branche Schwerpunktthemen und -aktionen zur kontinuierlichen Verbesserung des technischen Betriebs der Gasversorgungsunternehmen initiiert werden. Eine systematische Auswertung bzw. Analyse scheitert jedoch häufig, da die wertvollen Informationen nicht immer in konkrete Handlungen umgesetzt werden können.
Das Schlüsselwort in diesem Zusammenhang ist Standardisierung, die auch gleichzeitig die Basis für eine Digitalisierung und Automatisierung ist. Dadurch lassen sich Effizienzsteigerungen bei allen involvierten Parteien erreichen, was wiederum Ressourcen freigibt, um z. B. die Massnahmen aus den Audits konsequenter umzusetzen.

G1009: DER STANDARDISIERTE FRAGENKATALOG

2013 wurde die Richtlinie G21 «Anforderungen an die Qualifikation und die Organisation des technischen Bereiches von Gasnetzbetreibern unter kantonaler Aufsicht» in Kraft gesetzt, 2016 das Reglement G221 «Sicherheitsaudit – Überprüfung der Qualifikation und Organisation von Gasversorgungsunternehmen/Gasnetzbetreibern unter kantonaler Aufsicht». Das Reglement konkretisiert die Vorgaben der G21 und ist somit ein Instrument, das die Versorgungen bei der Umsetzung der Richtlinie unterstützt (s. Artikel «Sicherheitsaudits – Schwachstellen aufdecken und Sicherheitslücken schliessen», Aqua & Gas 2/2016).
Die Einführung der G221 hat Früchte getragen: Mithilfe des Reglements konnte das TISG als Durchführungsorgan einen Fragenkatalog für die Audits aufbauen und in den letzten fünf Jahren weiter verfeinern.
Die in der Zwischenzeit erfolgten Änderungen beim Umfang der Prüfung machten allerdings eine Anpassung des Fragenkatalogs nötig. Deshalb entschied der SVGW, basierend auf den Anforderungen der G21 und den bisherigen positiven Erfahrungen mit der G221, einen angepassten und standardisierten Fragenkatalog zu publizieren: die Empfehlung G1009.
Neu sollten alle Prüfpunkte konsequent als Fragen formuliert werden. Damit konnten Unklarheiten im Fragenkatalog der G221 beseitigt sowie Grundlagen für ein Audit-Managementsystem geschaffen werden. Die G1009 ersetzt den bisherigen Fragenkatalog im Anhang der G221, der bei der nächsten Revision entfernt wird. Durch diese Modularisierung wird es in Zukunft einfacher sein, Anpassungen vorzunehmen.
Um seine Mitglieder bei der Durchführung der Audits zusätzlich zu unterstützen, wird der SVGW – analog zu AquaPilot – das Audit-Managementsystem GasPilot zur Verfügung stellen. Die G1009 «Fragenkatalog Sicherheitsaudit», die per Dezember 2020 in Kraft gesetzt wurde, ist bereits in den Sprachen Deutsch und Französisch im System hinterlegt, Italienisch folgt in Kürze.

GASPILOT: DAS STANDARDISIERTE AUDIT-TOOL

Warum sollen Gasversorgungsunternehmen und Gasnetzbetreiber unter kantonaler Aufsicht GasPilot anwenden? Es gibt viele Gründe, sich für diese integrierte digitale Lösung in der Branche zu entscheiden.

Gewinnende Aspekte von GasPilot
  • Der gesamte Fragenkatalog der G1009 ist durch den SVGW bereits für alle Nutzer hinterlegt und kann dadurch zentral aktuell gehalten werden.
  • Einfache und intuitive Bedienung am Computer oder auf mobilen Endgeräten (Tablet, Mobiltelefon).
  • Es besteht die Möglichkeit, bei jeder Auditfrage die erforderlichen Nachweise bereits vor dem Audit zu hinterlegen (hochzuladen) und auch zwischen den Wiederholaudits, die i. d. R. alle drei Jahre stattfinden, aktuell zu halten.
  • Die Auditoren des TISG können die Dokumentenprüfung schon vor dem Audit durchführen, bei Bedarf Massnahmen ableiten oder im besten Fall die Auditfrage im Tool bereits vor dem eigentlichen Werksbesuch als erledigt kennzeichnen.
  • Massnahmen, die sich aus dem Audit ergeben (Hinweise, Empfehlungen, Auflagen) können direkt im Tool erfasst,
    einer zuständigen Person zur Erledigung zugewiesen und mit einem Fälligkeitsdatum versehen werden. Es erfolgt eine automatisierte Auslösung von E-Mails und zur Erinnerung bei bevorstehenden Fälligkeiten.
  • Die Ergebnisse aus dem Audit sowie die Massnahmen können jeweils als Tabelle in eine Excel-Datei exportiert und somit individuell weiterverarbeitet werden.
  • Besonders hervorzuheben ist die Möglichkeit des anonymen Benchmarkings, d. h., ein einzelner Betrieb kann der Branche, bzw. all denjenigen Mitgliedern, die GasPilot anwenden, gegenübergestellt werden. So lassen sich Schwerpunkte für Verbesserungsmassnahmen identifizieren.
Vorteile
  • Einmal aufgesetzt, ist der Aufwand für die Bewirtschaftung der Sicherheitsaudits geringer als bei der bisherigen papiermässigen Vorgehensweise.
  • Eine Dokumentenprüfung und die Klärung bestimmter Auditfragen können bereits vor dem eigentlichen Audit stattfinden. Dadurch können die gebundenen Ressourcen von allen Beteiligten während des Audits reduziert werden.
  • Die geforderten Nachweise lassen sich bei Veränderungen jederzeit à jour halten, definierte Massnahmen lassen sich direkt im Tool nachverfolgen.
  • Insgesamt wird der Aufwand für die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Sicherheitsaudits reduziert. Dadurch können die frei werdenden Ressourcen anderweitig verwendet werden, z. B. für die konsequentere Umsetzung bzw. Nachverfolgung von Massnahmen.
  • Das Benchmarking ermöglicht den Vergleich des eigenen Betriebs mit der Branche und demzufolge die Ableitung von Schwerpunktaktionen sowohl für den eigenen Betrieb als auch für die Branche.
Einblick ins Nutzererlebnis

Bereits beim Login werden sich die bisherigen Anwender von AquaPilot wiederfinden, da es auf der gleichen Plattform basiert.
Das Cockpit rechts auf der Start-/Übersichtsseite zeigt tagesaktuell die letzte Bewertung sowie eigene als auch andere Pendenzen kompakt und übersichtlich. Das Navigationsmenü auf der linken Seite und die gross gestalteten Buttons lassen sich sehr gut auch auf mobilen Endgeräten bedienen.
Mit einem Mausklick oder Tap auf «Bewertung» lassen sich sofort die Auditfragen, die gemäss G221 bzw. G1009 in zehn Kapitel gegliedert sind, anzeigen.
Mit zwei weiteren Klicks oder Taps ist man bereits bei einer Auditfrage angekommen und kann die entsprechende Multiple-Choice-Antwort wählen.
Es können an dieser Stelle Kommentare direkt hinterlegt werden und viele weitere Aktionen über das orangefarbene «Plus» ausgelöst werden, wie z. B. ein neues Dokument (Nachweis) anhängen oder eine neue Massnahme definieren.
Beim Benchmarking lassen sich einzelne Betriebe verschiedenen anderen Quellen gegenüberstellen. Dies kann zum einen für eine ganze Branche erfolgen oder auch nur für einen ausgewählten Bereich. In dem hier gezeigten Beispiel wird die SVGW-Geschäftsstelle Zürich den beiden Aussenstellen in Bellinzona und Lausanne gegenübergestellt, bei denen es in diesem Fall noch keine Bewertungen gibt.

Roll-out und Kosten

Die Konfiguration des Audit-Management-Tool GasPilot ist noch im Gange, dabei wird die G1009 praxisnah und anwenderfreundlich umgesetzt. Start des Roll-outs ist Ende 2021 geplant, sodass erste Sicherheitsaudits vom TISG in Zusammenarbeit mit interessierten Werken auf der neuen Plattform umgesetzt werden können. Für den Zugang ist eine Lizenz erforderlich, für die eine jährliche Gebühr erhoben wird.
Durch den Einsatz von GasPilot ergibt sich eine Effizienzsteigerung sowohl für die Werke als auch für das TISG. Die möglichen Einsparungen übertreffen die jährliche Lizenzgebühr um ein Vielfaches, selbst wenn in der Regel «nur» alle drei Jahre ein Sicherheitsaudit bei den Werken durchgeführt wird.
GasPilot richtet sich an alle Gasversorgungsunternehmen und Gasnetzbetreiber unter kantonaler Aufsicht.

Sind Sie interessiert?

Um das Roll-out zu beschleunigen, werden interessierte Betriebe gesucht, die diese innovative und benutzerfreundliche Lösung implementieren möchten. Die Vorteile sind überzeugend, denn mit GasPilot und der G1009 wird Ihr Unternehmen

  • weniger Ressourcen für die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Sicherheitsaudits aufwenden,
  • die benötigte Dokumentation fortlaufend auf einem aktuellen Stand halten und dadurch unnötigen Zeitdruck vor einem Audit vermeiden,
  • bei Abweichungen die entsprechenden Hinweise, Empfehlungen und Auflagen direkt im Tool einer zuständigen Person zuweisen und Fristen zur Erledigung festlegen können.
  • Zudem werden Sie mit GasPilot Ihren Beitrag leisten, die Versorgung der Schweiz mit Gas noch sicherer zu machen und gleichzeitig die Effizienz in Ihrem Unternehmen weiter zu steigern.

 

Falls GasPilot auch für Ihren Betrieb interessant ist und Sie mehr über das Audit-Management-Tool erfahren möchten, so zögern Sie nicht, Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir stehen zu den üblichen Geschäftszeiten für Fragen gerne zur Verfügung:

 

Karsten Reichart
k.reichart@svgw.ch
Tel. +41 (0)44 288 33 68

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