Innovative Schweizer Unternehmen und Hochschulen setzen die Energiezukunft bereits heute erfolgreich und mutig in die Praxis um. Zu ihren Ehren hat das Bundesamt für Energie den Watt d'Or geschaffen, das Gütesiegel für Energieexzellenz. 2007 wurde der Watt d'Or zum ersten Mal verliehen.
64 Bewerbungen wurden bis Ende Juli 2020 für den Watt d'Or 2021 eingereicht und von einem Expertenteam evaluiert. Für die Endrunde nominiert wurden schliesslich 24 Beiträge. Daraus hat die Jury, zum letzten Mal unter dem Vorsitz von Jurypräsidentin Pascale Bruderer, die Siegerprojekte in den vier Watt d'Or-Kategorien gekürt. In diesem Jahr gibt es zwei Gewinner in der Kategorie Gebäude und Raum.
Der Weg zu einer klimaneutralen Schweiz führt über eine starke Elektrifizierung, Dezentralisierung und auch über eine zunehmende Digitalisierung des Energieversorgungssystems. Dabei spielen Verteilnetze eine wichtige Rolle. An ihnen «hängen» das übergeordnete Übertragungsnetz mit den grossen Kraftwerken, aber auch immer mehr Solaranlagen, Elektrotankstellen, Wärmepumpen und schliesslich auch die Steckdosen der Verbraucher. Die klassische Lösung dafür war bisher der stetige und teure Ausbau der Verteilnetze. Eine bessere, kostengünstigere und sicherere Lösung bietet das ETH-SpinOff Adaptricity. Mit seinen Softwarelösungen liefert es smarte Antworten für die Planung und die transparente Überwachung der Netze und macht die Verteilnetze so fit für die klimaneutrale und erneuerbare Energiezukunft.
Hoch oben in den Schweizer Alpen ist die Atmosphäre ist dünner, die Sonnenstrahlung stärker und der Schnee reflektiert im Winter das Licht. Ideale Voraussetzungen für die Solarstromproduktion, insbesondere im Winter. Das Westschweizer Energieversorgungsunternehmen Romande Energie nutzt die guten alpinen Bedingungen, um seine erneuerbare Stromproduktion weiter auszubauen und die Energiestrategie der Schweiz voranzubringen. Auf dem Stausee Lac des Toules im Wallis, auf 1'800 Metern über Meer, hat sie darum einen Kraftort geschaffen. Neben der Energie aus Wasserkraft liefert der Stausee nun auch Solarstrom von einem schwimmenden alpinen Solarkraftwerk. Für die auf dieser Höhe weltweit einzigartige Anlage hat Romande Energie zusammen mit ABB Schweiz erfolgreich viele technische Probleme gelöst. So erfolgreich, dass sich bereits andere Energieversorgungsunternehmen im In- und Ausland dafür interessieren.
Wasserstoff wird bei der weltweiten klimaneutralen Energieversorgung eine wichtige Rolle spielen. Das ist mittlerweile unbestritten. Viele Länder und auch die EU sind deshalb daran, umfassende Wasserstoffstrategien zu definieren. Es geht dabei nicht nur um die CO2-freie Versorgungssicherheit, es geht auch um einen Milliardenmarkt für Wasserstoff- und andere klimafreundliche Technologien. Die Schweiz spielt dank einer weltweit einmaligen Initiative in der Wasserstoff Champions-League mit. Hydrospider AG, Hyundai Hydrogen Mobility AG, H2 Energy AG und der Förderverein H2 Mobilität Schweiz bauen in der Schweiz den weltweit ersten kommerziellen Kreislauf für erneuerbaren Wasserstoff auf. Dieses stark engagierte Unternehmensnetzwerk treibt Angebot und Nachfrage nach erneuerbarem Wasserstoff parallel voran, ganz ohne staatliche Förderung. Das Businessmodell umfasst Wasserstofflastwagen, -tankstellen sowie Produktion und Logistik des erneuerbaren Wasserstoffs. Heute sind rund 50 Wasserstofflastwagen in der Schweiz, bald sollen es über 1'000 sein. Auch das Ausland beobachtet diese Entwicklung mit grossem Interesse.
Die meisten älteren Bürogebäude der Schweiz sind Energieschleudern. Energetische Sanierungen kosten viel Geld, dauern oft lange und die komplizierte Haustechnik verunsichert Bauherren. In St. Gallen steht ein frisch saniertes Bürogebäude aus den Sechzigerjahren, welches diese Bedenken zerstreut. Hier wurde das Energiekonzept von Beat Kegel - kurz «Kegels Regel» - zusammen mit dem St. Galler Immobilienunternehmen Mettiss AG umgesetzt. So konnte die Sanierung sehr rasch und kostengünstig realisiert werden und das Gebäude erreicht spielend den Passivhaus-Standard. Dies dank einem kostengünstigen Low-Tech-Lüftungs- und Heizungssystems mit vorgefertigten Brüstungselementen und Verbundlüftern in den Türen. Die neue Mieterin, die Universität St. Gallen, ist mit dem Raumklima und den Energiekosten sehr zufrieden. «Kegels Regel» könnte bei der Sanierung weiterer Bürogebäude wie auch im Wohnungsbau und bei Neubauten Schule machen.
In ihrer neuen Überbauung in Männedorf setzen Walter Schmid, Energiepionier und Präsident der Stiftung Umwelt Arena Schweiz und sein Sohn, der Architekt René Schmid, René Schmid Architekten AG in Zürich, auf die Energieselbstversorgung im Verbund. Der gesamte jährliche Energiebedarf der Überbauung wird mit Photovoltaikanlagen an den Fassaden und auf dem Dach und zusätzlich mit Windenergieanlagen selbst produziert. Dennoch sind die Gebäude nicht energieautark, sondern ans Strom- und Gasnetz angeschlossen. Die Hälfte des selbst produzierten Stroms verbrauchen die Mieterinnen und Mieter direkt vor Ort. Der Rest wird im Stromnetz zu einer Power-to-Gas Anlage transportiert, zu erneuerbarem Gas umgewandelt und im Erdgasnetz für die Strom- und Wärmeproduktion im Winter gespeichert. Die Verbundnetze sorgen also für die saisonale Speicherung der selbstproduzierten Energie. Ein Konzept, das eine vollständig erneuerbare und CO2-freie Energieversorgung ermöglicht und einen aktiven Beitrag zur Reduktion der Winterstromlücke leistet.
Die Watt d’Or Trophäe – eine Schneekugel – wurde den Gewinner/innen von der prominenten Jury überreicht, die zum letzten Mal unter dem Vorsitz von Alt-Ständerätin Pascale Bruderer stand. Die Preisverleihung fand aufgrund der Pandemiesituation in sehr kleinem Rahmen statt. Sie wurde per Live-Stream via Internet übertragen.
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