Der Bericht der Forschenden der Universität Erlangen-Nürnberg ist alarmierend: Gemäss einer im Fachmagazin «Nature Communications» publizierten Studie untersuchten die Erlanger Geografen erstmals die kompletten Alpen anstelle von einzelnen Gletschern oder Regionen. Dafür nutzten sie Daten von Radarsatelliten, um dreidimensionale Modelle der Erdoberfläche zu erstellen, und kombinierten diese mit optischen Satelliten-Aufnahmen. Dadurch konnten sie Fläche und Höhe der Gletscher messen. «Der Vorteil ist, dass man das Gletschervolumen im Ganzen betrachten kann», erklärte Christian Sommer vom Institut für Geografie.
Den grössten Eisverlust stellten die Forscher in den Schweizer Alpen fest. «Diese haben die grössten Gletscherflächen und gleichzeitig die grössten Schmelzraten», meint Sommer. So schmolz die Oberfläche des Grossen Aletschgletschers im Wallis, dem grössten Gletscher der Alpen, in den unteren Lagen um mehr als 5 Meter pro Jahr. «In den höchsten Lagen der Zentralalpen scheint es dagegen noch keine Eisschmelze zu geben», sagt Sommer.
Ganz anders in den Randgebirgen: Da beobachteten die Forschenden einen Rückgang der Gletscher auch in den höheren Lagen. «Das spricht dafür, dass die Randbereiche die ersten Regionen sein werden, die künftig eisfrei sind», sagt Sommer.
Die Daten ermöglichen es seinen Angaben nach, die Entwicklung des Grossteils der knapp 4000 Gletscher in den Alpen auszuwerten. Sie erlaubten aber auch Vorhersagen über das Schmelzwasser in den Sommermonaten, das für die Wasserversorgung und Energiegewinnung vieler Länder wichtig sei. «Das hat Auswirkungen über den Alpenraum hinaus, weil es Einfluss auf den Wasserhaushalt einiger grosser europäischer Flusssysteme mit Ursprung in den Alpen hat», erläutert Sommer abschliessend.
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