Seit Mitte März ist in der Region nahezu kein Regen gefallen, zudem blies oft die Bise übers Land. Mit spürbaren Auswirkungen für die Forst- und Landwirtschaft: Wegen der oberflächlich trockenen Böden herrscht im Wald erhöhte Feuergefahr, und die Bauern bangen um ihre Heuernte. Forst-und Landwirtschaft wünschen sich einen möglichst nassen Mai. Dem Wunsch schliesst sich Daniel Zopfi an. Noch würden alle Bäche im Baselbiet Wasser führen, sagt der kantonale Fischereiaufseher, «jedoch auf tiefem Niveau». Auch die Wassertemperaturen seien dank kühler Nächte kein Problem für die Fische – noch nicht. Letztmals hätten die Bäche im Jahr 2011 bereits im Frühling so wenig Wasser geführt, sagt Zopfi.
Martin Huser, Leiter Oberflächengewässer beim kantonalen Amt für Umweltschutz und Energie (AUE), ergänzt: «Die niedrigen Wasserführungen haben uns damals den ganzen Sommer über begleitet, was vor allem hinsichtlich der Steuerung der Wasserentnahme eine Herausforderung war.» Derzeit seien bewilligungspflichtige Wasserentnahmen - insbesondere durch Landwirte zu Bewässerungszwecken - noch aus fast allen Gewässern möglich. Das AUE habe jedoch bereits auch erste Meldungen zu nicht bewilligten Entnahmen erhalten. Im Einzugsgebiet der Ergolz und des Birsigs lägen die Wasserführungen zum jetzigen Zeitpunkt auf einem Niveau, das in einem Durchschnittsjahr an nur 18 Tagen unterschritten wird, führt Martin Huser weiter aus.
Im Einzugsgebiet der Birs läge der Abfluss noch klar darüber. Die Grundwasservorkommen im Baselbiet habe sich laut Achim Benthaus, Leiter Wasserversorgung beim AUE, im vergangenen Winter dank der Niederschläge vor allem im Februar wieder einigermassen aufgefüllt. Es seien aber keine grösseren Reserven vorhanden: Die Trockenheit seit Anfang März habe bereits wieder zu einem leichten Defizit geführt. «Die Werte liegen etwas tiefer als zur gleichen Jahreszeit im Trockenjahr 2018.» Sollte der Regen weiter ausbleiben, würden die ersten Fliessgewässer in zwei bis drei Wochen austrocknen, schätzt Daniel Zopfi. Erfahrungsgemäss träfe es neben kleineren Wiesenbächen als Erste den Unterlauf des Homburgerbachs, den Eibach und den Bennwilerbach. Früh gefährdet sei jeweils auch die Ergolz im Bereich des Pumpwerks Wühre in Sissach.
Bei anhaltender Trockenheit werden Zopfi und seine Leute ausrücken müssen, um die in Pfützen gefangenen Fische zu retten und in Bachabschnitten oder Bächen umzusetzen, die noch ausreichend Wasser führen. Beim Amt für Umweltschutz will man nicht darüber spekulieren, was kommen könnte. Stattdessen ziehen die Spezialisten einen Vergleich zum ausserordentlichen Hitzesommer 2018: Damals mussten lokale Wasserversorgungen im Juli erste Massnahmenergreifen, wie zum Wassersparen aufrufen oder Dorfbrunnen abstellen. Bei anhaltender Trockenheit könne dies in diesem Jahr bereits im Juni der Fall sein.
Bezogen auf die Fliessgewässerwürde eine Kombination der Jahre2011 (Frühjahrstrockenheit) und 2018 (Hitzesommer) «fatal» und «würde zu neuen Extremen hinsichtlich der Wasserführung und der Temperaturen führen». Und wenn es dann endlich wieder regnet, hofft Fischereiaufseher Zopfi, auf länger andauernde, nicht allzu heftige Niederschläge: Denn bei extremem Regen würde das Wasser einerseits oberflächlich abfliessen, anstatt im Boden zu versickern und das Grundwasser zu speisen. Andererseits würden sehr starke Niederschläge grosse Mengen Schmutz von versiegelten Flächen direkt in die Bäche spülen und sie kurzzeitig verunreinigen. «Das haben die Fische nicht gern.» Sollte zudem die Sonne Strassen und Hausplätze aufgeheizt haben, würde dies über abfliessendes Regenwasser auch die Temperatur des Wassers in den Bächen erhöhen und die Fische doppelt belasten.
(Autor: Christian Horisberger)
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