Die Umweltforschung des Bundesamts für Umwelt (Bafu) ist stark praxisorientiert: Ihre Ergebnisse sollen von Politik und Verwaltung bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unmittelbar genutzt werden können. Im vorliegenden Konzept werden nun für den Zeitraum 2021 – 2024 die konkreten Bedürfnisse des Bafu in 18 Teilbereichen der Umweltforschung aufgezeigt.
Zudem werden die ressortübergreifenden Forschungsthemen erläutert, die innerhalb des Bafu und in Zusammenarbeit mit anderen Bundesämtern bearbeitet werden. Das Bafu ist zuständig für die Umsetzung der Umweltpolitik in der Schweiz und verantwortlich für die Bereitstellung der wissenschaftlichen Grundlagen, die für die Weiterentwicklung der Umweltpolitik benötigt werden. Diese Weiterentwicklung gewährleistet, dass die natürlichen Ressourcen nachhaltig genutzt, umwelt- und gesundheitsschädigende Belastungen minimiert und wirksame Massnahmen zum Schutz vor Naturgefahren ergriffen werden können. Zwar hat die Umweltbelastung der Schweiz in den vergangenen zwanzig Jahren abgenommen, aber es sind nach wie vor zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen. Diese werfen komplexe Fragestellungen auf, die nach neuen Erkenntnissen verlangen. Die durch das Bafu finanzierte angewandte Forschung liefert nicht nur konkrete Antworten auf diese Fragen, sondern gibt auch Aufschluss über den Zustand und die Entwicklung der natürlichen Ressourcen und unserer Umwelt.
Das nun vorliegende Forschungskonzept zeigt die prioritären Forschungsthemen auf, welche das Bafu für die Jahre 2021 – 2024 identifiziert hat. Sie orientieren sich an den folgenden vier Schwerpunkten: Erhaltung und Gestaltung einer intakten Umwelt, Immissionsschutz, Schutz und nachhaltige Nutzung von Ressourcen und Ökosystemen sowie Bewältigung des Klimawandels und Gefahrenprävention.
Heutzutage sind in der Schweiz die Ernährung, das Wohnen und die Mobilität für den grössten Teil der Umweltauswirkungen verantwortlich. In naher Zukunft dürfte eine durchdachte Weiterentwicklung der Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft dazu beitragen, die Umweltbelastung menschlichen Handels zu reduzieren. Dessen ungeachtet werfen die Probleme in den drei genannten Bereichen spezifische Fragen auf und rufen systemrelevante Veränderungen hervor, die umfassend und bereichsübergreifend angegangen werden müssen. Ein Beispiel dafür ist die Frage, wie der Übergang zur Kreislaufwirtschaft gelingen kann. In diesem Sinne haben die Bundesämter eine Reihe von ressortübergreifenden Forschungsthemen identifiziert, welche den Zielen der nachhaltigen Entwicklung gerecht werden und es erlauben, die wissenschaftliche Zusammenarbeit der Ämter zu stärken und die Forschung in der Schweiz besser zu koordinieren.
Für das Bafu von besonderem Interesse sind dabei die Themen nachhaltiges Verhalten, smarte Regionen sowie Gesundheit und Umwelt. Dieser systemische Ansatz, dem ein eigenes Kapitel gewidmet ist, bietet neue Möglichkeiten, um gemeinsam Wege zur Bewältigung der grossen umweltbezogenen Herausforderungen zu finden, mit denen wir konfrontiert sind.
Flüsse, Seen und Grundwasserleiter sind wichtige Ökosysteme mit grosser natürlicher Vielfalt. Trotz grosser Fortschritte im Gewässerschutz bestehen noch erhebliche Defizite. Sowohl bei der Struktur von Bächen und Flüssen als auch bei der Wasserqualität sind weiterhin grosse Anstrengungen nötig, um einen möglichst naturnahen Zustand zu erreichen. Nur so können diese für die Biodiversität in der Schweiz zentralen Lebensräume die künftigen Herausforderungen des Klimawandels bewältigen.
Eine integrale Wasserwirtschaft fördert die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer, um ihre natürlichen Funktionen zu erhalten, um sie optimal für Stromproduktion, Wasserversorgung und Bewässerung nutzen zu können und Menschen, Umwelt und Infrastrukturen wirksam vor wasserbedingten Naturgefahren zu schützen. Dazu braucht es eine verbesserte Kenntnis des hydrologischen Gesamtsystems. Die Auswirkungen der Klimaänderung auf die Gewässer und die Wirkung anthropogener Beeinträchtigungen auf die Ökologie und Hydrologie der Gewässer müssen besser verstanden werden. Es werden Modelle benötigt, um Wasser- und Stoffflüsse zu modellieren und zu prognostizieren.
Für die Revitalisierung der Gewässer und die Minderung negativer ökologischer und hydrologischer Auswirkungen der Wasserkraftnutzung müssen Methoden für die Wirkungskontrolle und ein Monitoring von Renaturierungsmassnahmen erarbeitet werden. Trotz effizienter gesetzgeberischer Instrumente und gutem Ausbaustandard der Kläranlagen sind viele Gewässer mit Nährstoffen und Pestiziden aus der Landwirtschaft oder mit Mikroverunreinigungen aus Haushalten, Gewerbe und Industrie belastet. Bereits in tiefen Konzentrationen können diese negativ auf Wasserlebewesen einwirken oder das Trinkwasser belasten. Die Verfahren zur Elimination von Mikroverunreinigungen müssen weiter optimiert werden. Kenntnislücken bei der Beurteilung von Stoffeinträgen und deren Effekten auf die Gewässer sollen geschlossen und die Methodik zur Beurteilung der Gewässerqualität vervollständigt werden.
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